Johannes Huber

Kommentar

Johannes Huber

Der Politik eine Fratze

Spezial / 26.02.2013 • 22:48 Uhr

Die sogenannten Finanzmärkte hatten von den Italienern gefordert, bei den Parlamentswahlen den bisherigen Regierungschef Mario Monti oder den Sozialdemokraten Pier Luigi Bersani zu stärken. Doch sie wollten nicht gehorchen und bekommen nun die Rechnung präsentiert: Ihren Staat – und damit sie selber – kommt es schlagartig viel teurer, Geld auszuleihen.

So funktioniert die Politik in der Schuldenkrise. Entweder die Wähler tun, was von ihnen erwartet wird, oder sie werden abgestraft. In Griechenland haben sie voriges Jahr gerade noch gespurt und die radikalen Linken im Zaum gehalten.

Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun. Doch eine Gegenbewegung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, in den Krisenländern ist es überall dasselbe: Die politische Kaste hat jahrzehntelang Misswirtschaft betrieben und sich auf den Märkten verschuldet. Bis diese Märkte panisch geworden sind und Geld seither nur noch dann zu vertretbaren Konditionen herausrücken, wenn brutal gespart wird.

An diesem Punkt wurde in Italien Silvio Berlusconi, der den Ruin seines Landes mitbeschleunigt hatte, 2011 durch Mario Monti ausgetauscht. Zwar hat dieser das Vertrauen der Märkte zurückerobert – aber um den Preis schmerzlicher Einschnitte, die das Volk überfordert haben. Dass es sich nun dafür bedankt und Monti wählt, war zu viel verlangt. Wie es überhaupt keinem Jugendlichen, der ohne Jobaussichten dahinvegetiert, zuzumuten ist, klassische Politiker zu unterstützen, nachdem diese seine Perspektivenlosigkeit so oder so mitverschulden. Zum großen Wahlsieger musste also der vermeintliche Komiker Beppe Grillo werden, der nur als Anti­politiker auftritt bzw. Monti, Berlusconi und nicht zuletzt den Finanzmärkten eine hässliche Fratze zeigt.

johannes.huber@vn.vol.at, 01/3 17 78 34-10