„Ich werde im Dienst der Kirche bleiben“

Spezial / 27.02.2013 • 21:58 Uhr
Papst Benedikt XVI. genoss die Fahrt durch die Menge auf dem Peters- platz sichtlich. Petrus hatte für das passende Wetter gesorgt. Foto: DAPD
Papst Benedikt XVI. genoss die Fahrt durch die Menge auf dem Peters- platz sichtlich. Petrus hatte für das passende Wetter gesorgt. Foto: DAPD

Letzte Generalaudienz: Emotionaler Abschied von Benedikt XVI. als Papst.

Vatikanstadt. Der Papst hat sich gestern von den Gläubigen verabschiedet: Vor 250.000 auf dem Petersplatz versammelten Pilgern und Touristen hat Benedikt XVI. am Vormittag seine letzte Generalaudienz abgehalten. „Ich habe in diesen acht Jahren Pontifikat stets die Unterstützung und die Begleitung Gottes gespürt, sowohl in den Momenten des Lichts, aber auch in den schwierigen Momenten. Gott hat mir seine Liebe und sein Licht nie fehlen lassen“, erklärte er.

Der Heilige Vater dankte den Gläubigen, die seinen Rücktritt mit Respekt und Verständnis aufgenommen haben. „Gott wird seine Kirche nicht kentern lassen“, sagte der Papst, der künftig den Titel „Emeritierter Papst“ tragen wird.

Benedikt betonte, dass mit dem Papstamt der Verzicht auf jegliche Privatsphäre verbunden sei. „Der Papst gehört allen Menschen, der ganzen Kirche. Seinem Leben wird die Privatsphäre vollkommen entzogen“, sagte Benedikt. Er werde jetzt zu einer privaten Dimension zurückkehren, werde jedoch weiterhin im Dienst der Kirche bleiben.

Benedikt betonte, ein Papst sei an der Führung von Petris Boot nicht alleine. „Ich habe mich nie allein in der Freude und unter der Last des Amts Petri gefühlt. Der Herr hat mir viele Menschen an die Seite gestellt, die mir mit Freigiebigkeit und Liebe für Gott und die Kirche nahe gestanden sind“, betonte der Heilige Vater. Bei seiner Wahl zum Papst am 19. April 2005 habe er das Bewusstsein der großen Last empfunden, die ihm der Herr auf die Schultern gestellt hatte. Gott habe ihn jedoch stets geführt, meinte der Papst.

Viele Bayern auf Petersplatz

Der Papst dankte den Kardinälen für die Liebe und die Nähe, sowie seinem Privatsekretär, Bischof Georg Gänswein, der ihm mit Treue zur Seite gestanden sei. Er dankte auch seinen engsten Mitarbeitern sowie den Geistlichen, der Stadt Rom und den Journalisten für eine „gute Berichterstattung“.

Die Generalaudienz war wegen des erwarteten Massenandrangs der Pilger von der Audienzhalle auf den Petersplatz verlegt worden. Bei strahlendem Wetter jubelte die Menschenmasse dem Pontifex zu, der zunächst mit dem Papamobil durch die Reihen der Gläubigen fuhr. Das Papamobil hielt gelegentlich, um dem Papst zu erlauben, einige Kinder in den Arm zu nehmen. Die Pilger schwenkten Dankesgrüße und Fahnen. Auf dem Petersplatz befanden sich viele Pilger aus der bayerischen Heimat Benedikts.

An der Generalaudienz beteiligten sich zahlreiche Kardinäle, darunter der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn; sie werden voraussichtlich ab kommender Woche die Aufgabe haben, in einem Konklave einen neuen Papst zu wählen.

Dem Papst wird die Privatsphäre vollkommen entzogen.

Benedikt XVI.
Grüßte Kinder persönlich: Papst Benedikt XVI. Foto: RTS
Grüßte Kinder persönlich: Papst Benedikt XVI. Foto: RTS
Aus aller Welt kamen die Pilger: Auch diese Schwestern aus Brasilien nutzten die Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Foto: Reuters
Aus aller Welt kamen die Pilger: Auch diese Schwestern aus Brasilien nutzten die Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Foto: Reuters
Bis zu 250.000 Pilger und Touristen versammelten sich auf dem Petersplatz und den Straßen der Umgebung. Foto: DAPD
Bis zu 250.000 Pilger und Touristen versammelten sich auf dem Petersplatz und den Straßen der Umgebung. Foto: DAPD
Kardinal Schönborn nahm an der Generalaudienz teil. Foto: RTS
Kardinal Schönborn nahm an der Generalaudienz teil. Foto: RTS

Stichwort

Sedisvakanz

Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. beginnt die Zeit, in der das Amt des Papstes nicht besetzt ist, also die Sedisvakanz („leerer Stuhl“). Die Kirche wird dann vom Kardinalskollegium geführt. Allerdings nur vorübergehend: Zur Wahl eines neuen Papstes wird umgehend ein Konklave angesetzt. Diesem gehören 115 Kardinäle an.