Schnelle Papstwahl erwartet

Spezial / 10.03.2013 • 22:31 Uhr
Ansichtskarten mit den Porträts von Johannes Paul II. (oben) und Benedikt XVI.: In wenigen Tagen wird feststehen, wer ihnen nachfolgt.
Ansichtskarten mit den Porträts von Johannes Paul II. (oben) und Benedikt XVI.: In wenigen Tagen wird feststehen, wer ihnen nachfolgt.

Letzte Vorbereitungen für das Konklave laufen auf Hochtouren. Noch kein klarer Favorit.

ROM. Am Dienstag beginnt die Wahl des neuen Papstes. Im Vatikan laufen die Vorbereitungen, die Kardinäle feiern die Messe und treffen sich heute erneut. In Rom wird über ein möglicherweise kurzes Konklave und die Chancen der Favoriten diskutiert. Vor dem Beginn der Wahl eines neuen Papstes am Dienstag werden im Vatikan die letzten Vorbereitungen für das Konklave getroffen. Am zweiten Sonntag ohne Angelus-Gebet feierten die Kardinäle die Messe in ihren jeweiligen Titelkirchen in Rom und kamen Medienberichten zufolge zu informellen Treffen zusammen, um sich weiter auszutauschen und besser kennenzulernen. Beobachter rechnen damit, dass das Konklave schnell abgeschlossen sein könnte, auch wenn es noch keinen klaren Favoriten für den Stuhl Petri gibt.

Vor dem Konklave wollen sich die mehr als 150 Purpurträger heute noch einmal treffen und über ihre Erwartungen an das neue Oberhaupt der katholischen Kirche sprechen. Die Kardinäle fühlten sich gut vorbereitet, schrieb Papst-Sprecher Federico Lombardi in einem Editorial für Radio Vatikan. „Nach den gemeinsamen Überlegungen in den Kongregationen, den ausgetauschten Informationen und dem Dialog für ein persönliches und verantwortliches Urteil sind sie jetzt in einer Reifephase.“

Beobachter erwarten ein relativ kurzes Konklave. Die römische Tageszeitung „La Repubblica“ berichtete, viele Kardinäle rechneten damit, dass schnell ein neues Oberhaupt gefunden werde. Lombardi sagte, die Wahl könnte „sehr schnell“ ablaufen, da viele Geistliche ihre Stimme nach den ersten Wahlgängen demjenigen gäben, der konsensfähig erscheine.

Schornstein ist auf dem Dach

Auch die Vorbereitungen in der Sixtinischen Kapelle liefen am Wochenende auf Hochtouren. Arbeiter bauten den Schornstein auf dem Dach der Kapelle auf, der durch weißen oder schwarzen Rauch anzeigen wird, ob ein neuer Papst gewählt wurde oder nicht.

Einen klaren Favoriten gibt es nicht. Häufig werden die Namen des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola und des brasilianischen Kardinals Odilo Pedro Scherer genannt. Britische Buchmacher gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen unter drei Favoriten aus: Scola (71), Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (64) aus Ghana und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone (78) aus Italien.

Der Zeitplan ist straff. Am frühen Morgen um 7 Uhr ziehen die 115 Kardinäle, die am Tag von Benedikts Rücktritt jünger als 80 Jahre waren und wahlberechtigt sind, in das Gästehaus Santa Marta im Vatikan ein. Für 10 Uhr ist die Messe „Pro eligendo Romano Pontifice“ vorgesehen, am Nachmittag ziehen die Kardinäle in einer feierlichen Prozession in die sixtinische Kapelle ein. Am Abend ist der erste Wahlgang geplant.

Bereits geliefert: Ofen zum Verbrennen der Stimmzettel.
Bereits geliefert: Ofen zum Verbrennen der Stimmzettel.
Der Wiener Erzbischof hat nach den Skandalen um Kardinal Hans Hermann Groër und Bischof Kurt Krenn den Ruf eines Krisenmanagers, gibt aber auch als versöhnlicher, dialogfähiger Pragmatiker.   Christoph Schönborn, 67 (Ö)
Der Wiener Erzbischof hat nach den Skandalen um Kardinal Hans Hermann Groër und Bischof Kurt Krenn den Ruf eines Krisenmanagers, gibt aber auch als versöhnlicher, dialogfähiger Pragmatiker.
Christoph Schönborn, 67 (Ö)
Die Sixtinische Kapelle im Jahr 2005, nachdem sie für die Papstwahl nach dem Tod von Johannes Paul II. adaptiert worden war. FotoS: Reuters
Die Sixtinische Kapelle im Jahr 2005, nachdem sie für die Papstwahl nach dem Tod von Johannes Paul II. adaptiert worden war. FotoS: Reuters
Der aussichtsreichste unter den italienischen Kandidaten ist seit 2011 Mailänder Erzbischof. Der als aufgeschlossen geltende Moraltheologe und Philosoph leitet seit 1995 die Lateran-Universität.   Angelo Scola, 71 (Italien)
Der aussichtsreichste unter den italienischen Kandidaten ist seit 2011 Mailänder Erzbischof. Der als aufgeschlossen geltende Moraltheologe und Philosoph leitet seit 1995 die Lateran-Universität.
Angelo Scola, 71 (Italien)
Der Kanadier und frühere Erzbischof von Quebec ist der Leiter der Bischofskongregation im Vatikan. Ouellet kennt die Kurie und die Weltkirche. Außerdem spricht er sechs Sprachen und ist viel gereist.  Marc Ouellet, 69 (Kanada)
Der Kanadier und frühere Erzbischof von Quebec ist der Leiter der Bischofskongregation im Vatikan. Ouellet kennt die Kurie und die Weltkirche. Außerdem spricht er sechs Sprachen und ist viel gereist.
Marc Ouellet, 69 (Kanada)
Als aufgehender Stern in der Kirche wird der Erzbischof der philippinischen Hauptstadt Manila gesehen. Er gilt als dynamisch und ist bei den Katholiken in seiner Heimat außerordentlich beliebt.  Luis A. Tagle, 55 (Philippinen)
Als aufgehender Stern in der Kirche wird der Erzbischof der philippinischen Hauptstadt Manila gesehen. Er gilt als dynamisch und ist bei den Katholiken in seiner Heimat außerordentlich beliebt.
Luis A. Tagle, 55 (Philippinen)
Peter Turkson aus Ghana gilt als volksnah und mediengewandt. Als Leiter des vatikanischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit ist er seit 2009 so etwas wie das soziale Gewissen der Kirche.   Peter Turkson, 64 (Ghana)
Peter Turkson aus Ghana gilt als volksnah und mediengewandt. Als Leiter des vatikanischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit ist er seit 2009 so etwas wie das soziale Gewissen der Kirche.
Peter Turkson, 64 (Ghana)
Der Brasilianer gilt als aussichtsreichster lateinamerikanischer Kandidat. Er leitet die größte Diözese des Landes (São Paulo), ist konservativ, weltgewandt und hochgebildet. Scherer hat deutsche Vorfahren.   Odilo Scherer, 63 (Brasilien)
Der Brasilianer gilt als aussichtsreichster lateinamerikanischer Kandidat. Er leitet die größte Diözese des Landes (São Paulo), ist konservativ, weltgewandt und hochgebildet. Scherer hat deutsche Vorfahren.
Odilo Scherer, 63 (Brasilien)