Die größten Gegner sitzen im Vatikan

Spezial / 14.03.2013 • 22:01 Uhr
Laut Boberski geht es auch ums Konzil. Foto: Sternisa/Wiener Zeitung
Laut Boberski geht es auch ums Konzil. Foto: Sternisa/Wiener Zeitung

Will Franziskus eine Erneuerung, muss er die Übermacht der Kurie brechen.

Wien. (VN-joh) Dass der Argentinier Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt werden würde, hatte naturgemäß auch Vatikankenner Heiner Boberski nicht vorhersagen können. Im VN-Gespräch hatte er aber schon vor einigen Tagen eine Veränderung bemerkt: Die Kardinäle, die Anfang März zu den Favoriten gezählt worden waren, rutschten auf den einschlägigen Listen immer weiter zurück. Boberski erklärte das damit, dass nach und nach auch Kardinäle aus fernen Ländern in Rom eingetroffen sind und sich die Mehrheitsverhältnisse damit entsprechend änderten.

Will Franziskus nun auch als Papst etwas in Bewegung setzen, muss er sich mit Leuten im eigenen Haus anlegen: Die Kurie, also der vatikanische Klerus, habe in den letzten Jahren eine Übermacht entwickelt, die eine Blockade zur Folge habe, so Boberski: „Sie ist bemüht, eigene Machtpositionen zu sichern und zu verhindern, dass Reformen angegangen werden. Das bringt die Kirche in eine Erstarrung, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen.“

Begünstigt worden sei der Machtzuwachs der Kurie durch die letzten Päpste: Johannes Paul I. sei an ihr zerbrochen. Johannes Paul II. habe sich nicht um sie gekümmert, sondern große Reisen gemacht. Und Benedikt XVI. ist schließlich selber aus ihr gekommen.

Die Übermacht der Kurie zu brechen, sei entsprechend schwer. Eine Möglichkeit wäre laut Boberski, dass sich der neue Papst „ganz schnell einen eigenen Mitarbeiterstab mit Leuten aufbaut, die von außen kommen“.

Im Grunde geht es nach Ansicht des Redakteurs der Wiener Zeitung, der schon mehrere Bücher über Päpste geschrieben hat, um das Zweite Vatikanische Konzil: Soll die Umsetzung weiter behindert werden? Oder wird es endlich zur Gänze realisiert? „Das würde bedeuten, dass die Kollegialität der Bischöfe mit dem Papst ermöglicht wird, dass sie also nicht mehr länger seine Befehlsempfänger sind und er alles alleine bestimmt.“

Franziskus müsste ganz schnell einen eigenen Stab aufbauen.

Heiner Boberski