Kim Jong-un will sich behaupten

Spezial / 10.04.2013 • 21:29 Uhr
Für den Westen ein unbeschriebenes Blatt: Kim Jong-un auf einem Archivbild aus dem Vorjahr mit seiner Ehefrau Ri Sol-ju. Foto: EPA
Für den Westen ein unbeschriebenes Blatt: Kim Jong-un auf einem Archivbild aus dem Vorjahr mit seiner Ehefrau Ri Sol-ju. Foto: EPA

Nur Kriegsrhetorik? Diktator versucht seine Stellung im Militär zu festigen, so Experten.

Wien. (VN-ebi, apa) Niemand weiß, wie weit Kim Jong-un noch gehen wird. Seit seinem Machtantritt im Dezember 2011 verbindet er Gesten in Richtung einer Politik der Öffnung mit einer kriegerischen Rhetorik, die die Nachbarn Nordkoreas zunehmend beunruhigt. Der dritte Herrscher der einzigen kommunistischen Dynastie der Geschichte nahm nach dem Tod seines Vaters Kim Jong-il die Position des Machthabers in Nordkorea ein. „Er hat den Stil der nordkoreanischen Politik verändert, nicht aber den Inhalt“, erklärt Cho Hyun, südkoreanischer Botschafter in Wien, im VN-Gespräch. So überraschte er im Juli des Vorjahres weltweit mit einem Auftritt in Begleitung seiner Angetrauten Ri Sol-ju. Sie revolutionierte mit ihrem Kleidungsstil auch die monotone Mode in dem verschlossenen Land. Kim Jong-un ging sogar so weit, dass er amerikanische Musik in Nordkorea erlaubte, so Hyun: Auf der anderen Seite sei der Diktator mit seinen Kriegsdrohungen aber zu weit gegangen.

Stellung im Militär festigen

Kim Jong-un dürfte am 8. Jänner 1984 auf die Welt gekommen sein. Im September 2010 wurde er von seinem Vater zu seinem Nachfolger gekürt. Dabei wurde sein Geburtsdatum auf 1982 vorverlegt. Der junge Diktator, der in der Schweiz als angeblicher Diplomatensohn eine Schule besucht hatte, pflegt ehemaligen Mitschülern zufolge eine Leidenschaft für Videospiele und Cartoons. Nach seiner Rückkehr nach Pjöngjang im Jahr 2000 studierte Kim an der Militärakademie, ohne jedoch selbst in der Armee zu dienen. Der Mangel an militärischer Erfahrung dürfte nach Ansicht von Experten auch Auslöser für seine rhetorischen Eskapaden sein. Mit den Kriegsdrohungen wolle Kim Jong-un seine Stellung im Militär festigen, meint auch Hyun: „Die Menschen sollen glauben, dass die Bedrohung aus dem Ausland kommt und er ohne zu zögern darauf antworten wird. So kann er der Militärführung schmeicheln und die Kontrolle übernehmen.“

Kursänderung im Dezember

Im vergangenen Dezember jedoch hielt Kim Jong-un eine viel beachtete Rede. Darin streckte er Friedensfühler in Richtung Süden aus. Zudem sprach er von der Notwendigkeit von Reformen in Landwirtschaft und Industrie. Er wolle das Leben der Bevölkerung verbessern, erklärte Kim Jong-un. Wenige Tage zuvor erfolgte der Start einer Langstreckenrakete, wo­raufhin der UN-Sicherheitsrat neue Wirtschaftssanktionen gegen Pjöngjang verhängte. Kurze Zeit später führte der erzürnte Diktator seinen dritten Atomtest durch. Seither hat Kim Jong-un die Levels in seinem Kriegsspiel immer weiter erhöht.