Elbs wird Bischof einer Kirche im Aufbruch

Spezial / 07.05.2013 • 20:03 Uhr
Elbs im Februar 2012 beim Festgottesdienst zum 100. Geburtstag von Pfarrer Anton Kegele in Dalaas. Fotos: Burtscher, MK, LPK
Elbs im Februar 2012 beim Festgottesdienst zum 100. Geburtstag von Pfarrer Anton Kegele in Dalaas. Fotos: Burtscher, MK, LPK

Ein Macher tritt aus dem Hintergrund in die erste Reihe: Benno Elbs wird Bischof.

Feldkirch. (VN-tm) Vorarlbergs neuer Bischof ist 52 Jahre alt und schon so lange federführend für die Geschicke der Katholischen Kirche in Vorarlberg verantwortlich, dass wohlmeinende Stimmen raunen: „Jetzt ist er’s auch offiziell. Endlich.“ Sie raunen es erleichtert.

Dass seine zwei Nichten Johanna und Anna Lena und sein Neffe Nikolai gejubelt haben, darf man wohl annehmen. Schließlich ist der neue Bischof ihr „Götte“, und ein besonders herzlicher noch dazu. Die Mutter des neuen Bischofs, Olga Elbs, wird schon froh sein, dass ihr Sohn wenigstens in Vorarlberg bleibt. War Benno Elbs doch auch ernsthaft für die Diözese Graz im Gespräch. Aber Caritas-Direktor Peter Klinger umschrieb die Gemütsverfassung der meisten Katholiken Vorarlbergs gestern als erster offizieller Gratulant mit passenden Worten: „Was lange währt, wird endlich gut.“

Wieder hin zu den Menschen

Nicht nur Klinger sieht die Ernennung des Priesters und Psychotherapeuten aus Langen bei Bregenz, der zuletzt als Administrator die vakante Diözese führte, in Zusammenhang mit den Umwälzungen in Rom. Seit Argentiniens Kardinal Bergoglio als Franziskus am 13. März 2013 in die Schuhe des Fischers schlüpfte, durchlebt die Katholische Kirche eine Imagekorrektur ohnegleichen. Der neue Papst wohnt einfach, spricht einfach und handelt rasch. Die Kurie hat er schnell auf Betriebstemperatur hochgefahren und führt schon seit Wochen Ernennungen durch. Christen lamentieren nicht, sagt er. Sie sollen mutig sein und fest im Leben stehen. „Der Platz der Kirche ist bei den Menschen – und da besonders bei den Armen.“ Vorarlbergs Caritasdirektor Klinger zitiert den neuen Papst auch deshalb so gern, weil sich solche Sätze gut auf den neuen Bischof von Feldkirch ummünzen lassen.

Benno Elbs. Priester und Seelsorger. Vielgeprüfter Krisenmanager und fröhlicher Tischnachbar. Ein Bregenzerwälder mit Bodenhaftung und Talent zum hintersinnigen Witz. Der eine kleine Wohnung in Feldkirch und ein Zimmer im Bregenzer Marianum bewohnt. Den man bislang beim Joggen antreffen konnte oder als Schwimmer im Hallenbad. Ein harter Arbeiter. Schlitterte vor wenigen Jahren knapp an einem gröberen Bandscheibenvorfall vorbei. Stand bis gestern in der zweiten Reihe. Das ändert sich nun. Ob er sich freut?

Wie Elbs selber die Entscheidung aus Rom aufnahm, wird er allenfalls heute kundtun. Am Dienstag hüllte sich die Diözese nach dem üblichen Procedere von Bischofsbestellungen in Österreich in beredtes Schweigen: Ehe der Papst einen neuen Diözesanbischof ernennt, muss der Vatikan die Bundesregierung in Wien um ihr Einverständnis fragen. Das geschah gestern. Rom wird voraussichtlich heute gegen Mittag offiziell verlauten, dass der neue Bischof von Vorarlberg Benno Elbs heißt. Dass seine Bestellung 18 Monate in Anspruch nahm, ist ein Wermutstropfen. Aber offenbar ändern sich in Rom gegenwärtig auch die Geschwindigkeiten.

Das hörbare Aufatmen liberaler Kreise kommt nicht von ungefähr. In Folge der Emeritierung von Bischof Elmar Fischer im November 2011 ging erst alles den gewohnten Lauf. Dann stellte Nuntius Peter Zurbriggen im Sommer 2012 überraschend neben Elbs drei weitere Namen zur Debatte: den Vorsitzenden des Diözesangerichts, Walter Juen, den Priester Thomas Felder vom „Werk“ mit Sitz im Bregenzer Thalbach, und Anton Lässer, Rektor des überregionalen Priesterseminars Heiligenkreuz. Vor allem die Namen Felder und Lässer ließen aufhorchen. „Das Werk“ steht ebenso wie der Passionistenpater Lässer für jenen traditionalistischen Teil der Katholischen Kirche, der im Pontifikat Benedikts XVI. deutlich Aufwind erfuhr.

Vor allem verbindlich

Und doch steht mit der Ernennung von Benno Elbs kein Aufbrechen von Gräben zu erwarten. Elbs, der ab 1994 elf Jahre lang das Seelsorgeamt leitete und von Bischof Elmar Fischer 2005 zum Generalvikar ernannt wurde, hat vor allem das Talent, Menschen einzubinden.

Wie skizziert der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner das Anforderungsprofil des neuen Bischofs? „Konziliär, pastoral und von den Menschen akzeptiert.“ Das dürfte ziemlich genau ins Schwarze treffen. ##Thomas Matt##

Ich bin überzeugt, dass das Anliegen des Papstes mit Bischof Benno sicher weiter Kraft entfalten wird.

Peter Klinger
2013 in St. Arbogast im Gespräch mit Maturanten. Elbs hat lange selber Religion unterrichtet und findet einen guten Draht zu jungen Menschen.
2013 in St. Arbogast im Gespräch mit Maturanten. Elbs hat lange selber Religion unterrichtet und findet einen guten Draht zu jungen Menschen.
Bergmesse der Polizei 2006 am Hochhäderich: Elbs ist als Mitinitiator der Krisenintervention den Sicherheitskräften verbunden.
Bergmesse der Polizei 2006 am Hochhäderich: Elbs ist als Mitinitiator der Krisenintervention den Sicherheitskräften verbunden.
Wenn die Zeit es zulässt, joggt er auch: Benno Elbs. Foto: md
Wenn die Zeit es zulässt, joggt er auch: Benno Elbs. Foto: md