Das Spiel geht weiter
Wo führt uns diese Testamentsaffäre noch hin? Das haben sich gestern die meisten Prozessbesucher im Verhandlungssaal B des Obersten Gerichtshofs in Wien gefragt, als sie das Urteil hörten. Oder soll man sagen das Nicht-Urteil?
Nichts hat den Vorarlberger Glauben in die Aufrichtigkeit und das Vertrauen in unbestechliche Institutionen derart erschüttert wie diese Testamentsaffäre. Die unvorstellbaren Vorgänge am Bezirksgericht Dornbirn haben die Vorarlberger Seele im Kollektiv aufgewühlt. Die Empörung darüber ist noch lange nicht verebbt.
Doch je mehr der Kriminalfall in seiner juristischen Abhandlung Richtung Osten wanderte, desto mehr verlor er in der Fremde seine emotionale Sprengkraft. In Wien hielten sich die Höchstrichter voll und ganz an die im Hause praktizierten Gepflogenheiten. Der OGH folgte den Empfehlungen der Generalprokuratur. Regel statt Ausnahme.
Dass die Höchstrichter dies in dieser Selbstverständlichkeit tun würden, überraschte sogar die meisten in Wien anwesenden Vorarlberger Juristen. Vor allem für Richterin Kornelia Ratz bedeutet dieses Urteil: neues Spiel, und womöglich neues Glück. Die Karten werden neu gemischt – alles ist möglich.
Vorprogrammiert ist ein weiteres Ping-Pong-Spiel in mehreren Sätzen. In Salzburg gibt es irgendwann ein neues Ersturteil, in Wien dann viel später irgendwann ein höchstgerichtliches Urteil.
Die Testamentsaffäre lebt weiter. In den Gerichtssälen genauso wie in der Vorarlberger Seele.
klaus.haemmerle@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-634
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