“Gemeinsam gegen Hass und Terror”

Spezial / 09.01.2015 • 22:48 Uhr
Abdi Tasdögen Foto: VN/Paulitsch
Abdi Tasdögen Foto: VN/Paulitsch

Vorarlbergs Muslimen-Vertreter Abdi Tasdögen verurteilt Attentat.

schwarzach. (VN) Staats- und Regierungschefs zahlreicher islamischer Länder haben das Attentat auf „Charlie Hebdo“ vehement verurteilt, ebenso wie viele Vertreter muslimischer Glaubensgemeinden in Europa. „Eine missliebige Meinung rechtfertigt unter keinen Umständen die Anwendung von Mord“, erklärte beispielsweise der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Fuat Sanac. Er rief die Muslime auf, sich eindeutig zu positionieren: „Stimmen müssen lauter werden – gerade im gemeinsamen Kampf gegen Hass und Terror.“

Auch Abdi Tasdögen, der Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg, ruft zur Solidarität auf und verurteilt die Morde in Frankreich.

Wie bewerten die Muslime in Vorarlberg den Anschlag auf das islamkritische Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris?

Tasdögen: Vorarlberger Muslime positionieren sich hier eindeutig und erklären immer wieder, dass diese Abscheulichkeiten keinerlei Rechtfertigung in der Religion finden. Wir verurteilen den abscheulichen Terroranschlag in Paris aufs Schärfste. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und den Verwundeten.

Befürchten Sie nun feindselige Übergriffe gegen Muslime oder muslimische Einrichtungen in Vorarlberg?

Tasdögen: Man kann es nicht ausschließen, ich hoffe aber, dass es nicht dazu kommt. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass es zu keinen Übergriffen gegen Muslime und muslimische Einrichtungen in Vorarlberg kommt. Wir müssen gemeinsam gegen Hass und Terror kämpfen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Populisten die Angst der Menschen ausnützen und einen Keil in unsere Gesellschaft treiben.

Wie stehen sie als gläubiger Muslim generell zu Mohammed-Karikaturen und islamkritischer Satire von Charlie Hebdo und anderen Zeitschriften, die immer wieder zu scharfen Protesten, insbesondere in der islamischen Welt, geführt haben – soll und darf so etwas publiziert werden?

Tasdögen: Presse- und Meinungsfreiheit sind Säulen eines jeden demokratischen Rechtsstaates. Doch man sollte religiöse Werte nicht angreifen.

Wie sollen Zivilgesellschaft und Regierung nach den Anschlägen nun reagieren?

Tasdögen: Der Kampf gegen Hass und Terror muss unbedingt gemeinsam gesteuert werden. Man muss aufhören, die Pariser Täter als „Islamisten“ zu bezeichnen oder ihre Taten im Kontext von Religion zu beurteilen und damit das Bild des Islams sowie der Muslime weiterhin negativ zu prägen. Man muss sie beim Namen nennen: Terroristen! Wir haben alle vor den Fernsehern verfolgen können, dass diese Personen keinen Anstand und keine Moral besitzen – doch genau das setzt Religiosität voraus.

Abdi Tasdögen Foto: VN/Paulitsch
Abdi Tasdögen Foto: VN/Paulitsch