“Für Österreich natürlich super”

Spezial / 15.01.2015 • 22:30 Uhr
Gebhard Sagmeister: Für den Handel positiv.  VN/Hofmeister
Gebhard Sagmeister: Für den Handel positiv.  VN/Hofmeister

Vorarlberger Handel, Export und Industrie hoffen auf noch bessere Geschäfte.

Schwarzach. (VN) Der starke Schweizer Franken ist für die Vorarlberger Wirtschaft schon seit Jahren ein Segen. Während in den anderen Bundesländern der Handel seit Jahren schwächelt, sind die Ergebnisse dank der einkaufsfreudigen Eidgenossen kontinuierlich positiv. Und auch in den Tourismusdestinationen des Landes hört man von Jahr zu Jahr mehr Schwizerdütsch, weil der Urlaub in Vorarlberg für Schweizer Normalverdiener bei gleichen Leistungen einfach um vieles günstiger ist als in den klassischen Schweizer Tourismusdestinationen Engadin, Wallis oder im Berner Oberland.

Unternehmen beflügeln

Günstig sind generell die Exporte der Vorarlberger Wirtschaft für ihre Kunden in der Schweiz. Und natürlich die Leistungen des Handwerks, weswegen die eidgenössischen Behörden Schikanen errichtet haben, die sogar zu Beschwerden seitens der Vorarlberger Handwerker und ihrer baden-württembergischen Kollegen bei der EU geführt haben. Die Schikanen werden nichts helfen. Denn die Aufhebung der Kursbindung wird die Vorarlberger Unternehmen beflügeln. Dieser Meinung ist der Chefökonom der Bank Austria, Stefan Bruckbauer: „Für Österreich ist es natürlich super.“ Die Schweiz ist nach Deutschland und Italien der drittwichtigste Handelspartner Österreichs, für Vorarlberg ist die Schweiz sogar die Nummer zwei unter allen Exportländern.

Noch mehr Kunden

Der Bregenzer Modeunternehmer und Obmann der Sparte Handel, Gebhard Sagmeister, ist überzeugt, dass der Anstieg des Frankens sich direkt in den Vorarlberger Geschäften niederschlägt. „Für uns ist das natürlich sehr positiv“, sagt er und glaubt, dass nun noch mehr Kunden über den Rhein nach Vorarlberg kommen, um günstig einzukaufen – und das in allen Bereichen, von der Mode über Sportartikel bis zu Lebensmitteln. Er geht davon aus, dass die Vorteile für den Vorarlberger Handel temporär sind. Die Schweizer Händler werden zwar eine Weile brauchen, aber sie werden wie schon bei der letzten Kursexplosion des Schweizer Frankens die Preise so gut es geht anpassen, sagt Sagmeister, der auch in Liechtenstein ein Geschäft betreibt und für die kommende Saison die Kollektionen mit Schweizer Franken bezahlt hat.

Bei Burkhard Dünser, Geschäftsführer des größten Vorarlberger Einkaufszentrums „Messepark“ in Dornbirn, schlugen am Donnerstag zwei Herzen in seiner Brust. Einerseits werde der Handel in Vorarlberg kurzfristig noch mehr vom Frankenkurs profitieren, ist er überzeugt. Allerdings machten die Schweizer Kunden schon jetzt etwa 20 Prozent des Messepark-Umsatzes von über 180,9 Millionen Euro (2013) aus. „Das wird nicht mehr dramatisch steigen“, bleibt der Shoppingmall-Manager realistisch. Andererseits beurteilte er persönlich die Entwicklung als „ungesund“.

Dünser glaubt, dass die Schweizer Wirtschaft mit diesem Kurs mittelfristig Schaden nehmen werde und deshalb auch Arbeitsplätze verloren gingen, was auch Vorarlberg mit seinen Grenzgängern spüren würde und sich auch unter den vielen Kunden aus der Nachbarschaft auswirken werde.

Für die Vorarlberger Touristiker ist die Aufhebung des Franken-Mindestkurses ebenfalls ein Grund zur Freude. Damit wird Vorarlberg für Schweizer Urlauber noch attraktiver, zum anderen wird der teure Franken EU-Bürger von einem Urlaub in der Schweiz abhalten. „Beides könnte sich für Vorarlberg als vorteilhaft erweisen“, betonte Vorarlberg-Tourismus-Direktor Christian Schützinger. Die Schweizer Konkurrenz hat in der heurigen Saison schon vor der Aufhebung des Mindestkurses mit dramatischen Einbrüchen zu kämpfen.

Starke Auswirkungen auf die laufende Wintersaison werde der Franken-Kurs aber wahrscheinlich nicht mehr haben, vermutet Schützinger, denn die meisten Menschen hätten ihre Urlaube bereits geplant. Allerdings erwartet der Direktor des Vorarlberg Tourismus steigende Zahlen bereits für die kommende Sommersaison. Betreffen werde das vor allem die Ausgaben der Schweizer Gäste am Urlaubsort. „Profitieren werden deshalb auch mehr die Tourismusbetriebe der höheren Kategorien“, zeigte er sich überzeugt. Rund zehn Prozent der Gäste in Vorarlberger Tourismusregionen kommen derzeit aus der Schweiz, sie bevorzugen vor allem mittelpreisige Skigebiete mit guter Infrastruktur, zum Beispiel das Montafon, das Brandertal und den Bregenzerwald.

Christian Schützinger: Für Tourismus vorteilhaft. Foto: Bühler
Christian Schützinger: Für Tourismus vorteilhaft. Foto: Bühler