Große Sorge um Schweizer Tourismus und Job-Abbau

Besorgte Reaktionen: Ferienland Schweiz noch teurer. Job-Kahlschlag befürchtet.
Bern, Zürich. (VN) Für viele Branchen in der Schweiz bedeutet die Aufgabe des Euro-Franken-Mindestkurses nichts Gutes. So sehen die Schweizer Hotel- bzw. Gastgewerbeverbände Hotelleriesuisse und Gastrosuisse ihre Branche in großer Gefahr. Das Ferienland Schweiz werde teurer und die Wettbewerbsfähigkeit der Hotels und Restaurants gehe zurück. Bereits beim Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro hätten die Gastbetriebe einen großen Nachfragerückgang verzeichnet, heißt es von Gastrosuisse. Sie verlangt nun griffige Maßnahmen gegen die „Hochpreisinsel“ Schweiz. Die Hotelleriesuisse erwartet nach dem überraschenden Entscheid der Nationalbank eine Zeit der Unsicherheit an den Märkten. Die Stärkung des Franken treffe das Ferienland Schweiz im Kern, befindet der Verband. Nun bleibe abzuwarten, wie sich der Frankenkurs einpendelt und sich die Märkte entwickeln.
Mehr Einkaufstourismus
„Der Einkaufstourismus wird zunehmen“, kommentiert indes Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), den Entscheid der Schweizer Nationalbank (SNB). Die Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und der EU würden wieder wachsen. Wenn internationale Anbieter mit Filialen in der Schweiz einen Preisaufschlag in der Schweiz verrechneten, werde die Differenz nun noch größer, stellt sie fest. „Und in der Schweiz haben wir relativ viele Importprodukte.“ Nach dem Entscheid werde die Debatte über die Preise wieder voll einsetzen, sagt Nadia Thiongane von der Westschweizer Konsumentenorganisation FRC. Produzenten und Verteiler müssten Währungsgewinne ehrlich auf die Endpreise weitergeben. Sie sieht aber auch positive Seiten: Importeure könnten zu besseren Bedingungen einkaufen. Für Schweizer würden Ferien im Ausland billiger – umgekehrt aber werden Ferien in der Schweiz für Ausländer teurer.
Stellen-Abbau befürchtet
Auch der Schweizer Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse ist stark besorgt. Bei einer unkontrollierten Frankenaufwertung drohe ein Kahlschlag bei den Stellen. Das müsse verhindert werden, mit allen möglichen Mitteln. Die Regierung müsse alles prüfen, etwa eine Kapitalverkehrskontrolle.
„Starke Medizin“
Unter Schock steht der Chefökonom der Schweizer Großbank UBS. „Das haben wir so nicht erwartet. Das ist starke Medizin“, sagt Daniel Kalt in einer ersten Reaktion. Europa habe die Hausaufgaben aus der Schuldenkrise nicht gemacht. Insofern hätte die SNB die Mindestkurspolitik viel länger durchziehen und ihre Bilanz viel weiter aufblähen müssen, als sie ursprünglich gedacht habe. „Darum hat sich die SNB gesagt: lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“