„Wir haben viele Schweizer Jagdpächter, weil wir auch sehr teure Jagden haben“

Vorarlberg / 10.09.2025 • 16:00 Uhr
„Wir haben viele Schweizer Jagdpächter, weil wir auch sehr teure Jagden haben“
Jäger der Vorarlberger Jägerschaft wehren sich gegen Jäger, die den “Umgang mit Wild nicht gebührend und wertschätzend betreiben”.

Wenn man das Gefühl habe, dass etwas nicht passt, solle man es anzeigen, sagt Landesrat Christian Gantner

Bregenz, Egg, Bezau Was darf ein Jäger und was darf er nicht? Im Bregenzerwald haben in den letzten Tagen gleich zwei Vorfälle mit Jägern für Unmut gesorgt (die VN berichteten). In Bezau ist ein Mann in Jagdkleidung mit einem abgetrennten Gamskopf auf dem Fußballplatz erschienen. In Egg hat ein Schweizer Abschussnehmer offensichtlich in der Nacht mehrere Stück Wild erlegt und im Zuge dessen auch deutliche Spuren hinterlassen. Auf einer Brücke waren am Morgen danach große Blutlachen sichtbar; im Bach lagen die Eingeweide. Die Nachtjagd ist in Vorarlberg bis auf wenige Ausnahmen verboten.

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„Leider Gottes sind solche Vorfälle keine Rarität“, ärgert sich der Bregenzer Bezirksjägermeister Hans Metzler. „Das sind nur zwei Beispiele, wie die moderne Welt die Spielregeln von fast hundert Jahren Tradition auslegt.“ Die Schweizer scheinen mit dem Wild aus Vorarlberg zudem gute Geschäfte zu machen. „Das Wildbret, das hier 3,50 Euro wert ist, ist dort 16 Euro wert. Das ist ein Geschäftsmodell“, berichtet Metzler.

„Wir haben viele Schweizer Jagdpächter, weil wir auch sehr teure Jagden haben“
Hans Metzler ist Bregenzer Bezirksjägermeister. VN/Serra

Man werde sich nicht dagegen verwehren, dass es in Vorarlberg Schweizer Jagdpächter gibt, meint Landesrat Christian Gantner. „Das ist die Entscheidung des Grundeigentümers. Wir haben viele Schweizer Jagdpächter, weil wir auch sehr wertvolle (teure) Jagden haben. Da braucht man auch die Klientel, die sich das leisten kann.“ Schweizer würden bereits die doppelte Jagdabgabe bezahlen. Es sei auch möglich, dass Abschussnehmer die Tiere schießen. Dass die Schweizer das Fleisch danach bei sich verkaufen, ist für Gantner naheliegend. „Aber natürlich fordern wir, dass das auch rechtskonform abgewickelt wird“, merkt er an. „Wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht passt, muss man eine Anzeige machen. Dann geht man dem nach.“ In Sachen Zoll verweist Gantner auf die Bestimmungen des Schweizer Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). Jäger, die Wild selbst erlegen und einführen, benötigen demnach keine Zollabfertigung, wenn der Warenwert nicht mehr als 150 Franken pro Person beträgt.

„Wir haben viele Schweizer Jagdpächter, weil wir auch sehr teure Jagden haben“
“Dass die Schweizer das Fleisch bei sich verkaufen, ist naheliegend”, sagt Landesrat Christian Gantner. VN/Steurer

Der Fall von Egg wurde bei der Bezirkshauptmannschaft (BH) gemeldet. Der Jäger von Bezau, der einen einwöchigen Jagdkurs im Burgenland gemacht hat und damit in Österreich vollwertiger Jäger ist, „würde ausgeschlossen werden, wenn er Mitglied bei der Vorarlberger Jägerschaft wäre“, betont der Bezirksjägermeister. Das ist er aber nicht. Es sei bekannt, dass die Jagdprüfung in Vorarlberg am umfangreischsten ist, sagt Landesrat Gantner. Grundsätzlich gäbe es gewisse Grundanforderungen. „Wenn die erfüllt sind, ist die Jagdprüfung zu akzeptieren.“