Eine körperliche Ertüchtigung

Spezial / 05.05.2015 • 20:40 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Mittelstreckenlauf der Postsportmeisterschaft 1939 in Dornbirn.

Mittelstreckenlauf der Postsportmeisterschaft 1939 in Dornbirn.

Vorarlbergs Sportgeschehen wurde mit 1938 Teil des deutschen Reichssportverbands.

Schwarzach. (VN-cha) Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann die grundlegende Neuorganisation des österreichischen und damit auch des Vorarlberger Sports. Es kam zur Auflösung aller „rein jüdischen“ Sportvereine und Sportverbände, aber auch in allen übrigen Verbänden mussten alle Juden ausgeschlossen werden. Zudem wurde verfügt, dass sämtliche Mitglieder aller der Turn- und Sportfront angeschlossenen Vereine und Verbände der Hitlerjugend (HJ) beizutreten hatten. Die Eingliederung des Sports in den deutschen Reichssportverband war von langer Hand vorbereitet. So wurden die meisten Vorarlberger Sportverbände in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL), Gau 17/Ostmark, eingebunden. Eine Ausnahme bildeten die Fußballer, die Ruderer und die Segler. Diese Sportarten wurden dem Gau 15/Württemberg zugewiesen. Hingegen wurde der Flugsport ein Teil des NS-Fliegerkorps und der Motorsport Teil des NS-Kraftfahrerkorps. Der Sport diente ab sofort vor allem der körperlichen Ertüchtigung oder militärischen Zwecken. Weshalb auch Sportarten wie das Boxen oder das Schießen besonders gefördert wurden. Das galt auch für den Turnunterricht an Schulen, dessen Hauptaufgabe die körperliche Vorbereitung der Jungen auf die künftige militärische Ausbildung war.

Fußballverband aufgelöst

So etwa wurde nicht nur das Boxen als fixer Bestandteil in den Turnunterricht integriert, auch das Skifahren wurde forciert, weil das zu einer geschlossenen Schülergemeinschaft im Sinne der nationalsozialistischen Leibeserziehung führe. Wenig verwunderlich, zählt ein Skifahrer auch zu den erfolgreichsten Vorarlberger Sportlern in der NS-Zeit. Der 1912 in Stuben am Arlberg geborene Wilhelm Walch gewann bei der alpinen Ski-Weltmeisterschaft 1939 in Zakopane Silber in der Kombination sowie Bronze im Slalom.

Noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten war mit Josef „Sepp“ Saxenhammer ein Fußballer des FC Dornbirn ins Ausland, in die Schweiz zum FC St. Gallen gewechselt. Eine Einberufung ins großdeutsche Nationalteam für den Sommer 1941 wurde durch den Ausbruch des Russland-Krieges verhindert. Die Auswirkungen im Fußball zwischen Bodensee und Arlberg waren stark zu spüren. Der Verband hatte sich 1938 kurz nach der Auflösung des österreichischen Fußballverbandes aufgelöst. Vorarlbergs Fußballer wurden ab diesem Zeitpunkt der „Bezirksstaffel 6 Bodensee-Vorarlberg“ zugeordnet, die bis dahin gespielte A-Klasse zur Kreisklasse Vorarlberg mit Lindauer Beteiligung umgestaltet. Noch einschneidender war jedoch die erzwungene Auflösung einzelner Vereine, davon betroffen war auch der SC Austria Lustenau. Seine Neugründung fand erst im September 1945 statt.

Ostmark-Titelkämpfe

Mit Albert Deuring und dem späteren Olympiasieger Hubert Hammerer (Rom, 1960) sorgten in den Kriegsjahren zwei junge Vorarlberger Sportschützen für herausragende Ergebnisse. Als Mitglieder einer Gauauswahl holten sie sich 1942 in Breslau den Titel bei Jugendmeisterschaften. Im Kraftsport konnte der Lustenauer Anton Vogel überzeugen. Im Ringen gewann er bei der ersten Ostmark-Freistilmeisterschaft 1938 den Titel, bei den Olympischen Spielen 1948 in London sollte er dann der erste Vorarlberger Ringerteilnehmer sein. Für gute Ergebnisse sorgte auch Josef Bösch. Der Lustenauer Radrennfahrer gewann den ersten Ostmarktitel eines Vorarlberger Sportlers.

„Vorarlberger Sportgeschichte bis 1945“, Laurin Peter und „100 Jahre FC Dornbirn“, Christian Rhomberg

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