Der Schrei nach Vergeltung

Türkei macht PKK und Kurdenmiliz für Anschlag verantwortlich. Beide dementieren Tatbeteiligung.
ankara. 28 Menschenleben und mehr als 60 Verletzte hat der am Mittwochabend in der türkischen Hauptstadt Ankara verübte Sprengstoffanschlag gefordert. Der Angriff galt offensichtlich Soldaten, die im Regierungsviertel von Ankara in einem Bus-Konvoi der Armee unterwegs waren.
Türkeis Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zufolge handle es sich bei den Todesopfern um 27 Soldaten und einen Regierungsmitarbeiter. Laut Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seien bisher 14 Menschen in Verbindung mit dem Anschlag festgenommen worden.
Auto in den Konvoi gesteuert
Die Verantwortlichen für den Anschlag standen für die türkische Regierung bereits am Donnerstag fest: Die PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG sollen das Attentat begangen haben. Davutoglu sagte, ein 1992 in Syrien geborener Selbstmordattentäter der YPG habe die Tat mit Unterstützung der „separatistischen Terrororganisation“ PKK verübt.
Eine regierungsnahe Zeitung meldete unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Selbstmordattentäter habe sein mit Sprengstoff beladenes Auto in den Konvoi mit Bussen der Armee gesteuert und zur Explosion gebracht. Der Polizei sei es gelungen, den Angreifer anhand seiner Fingerabdrücke zu identifizieren.
Doch sowohl die PKK als auch die syrische Kurdenpartei YPG dementierten eine Beteiligung. Die PYD, deren bewaffneter Arm die YPG ist, wies jede Verantwortung für den Anschlag zurück. „Wir haben keine Verbindungen zu dem, was in der Türkei passiert“, stellte der Ko-Vorsitzende der PYD, Salih Muslim, klar. Die türkischen Anschuldigungen seien Teil einer „Eskalationspolitik“ gegen kurdische Parteien.
„Wir wissen nicht, wer das getan hat“, sagte PKK-Kommandant Cemil Bayik. „Es könnte aber ein Vergeltungsschlag für die Massaker in Kurdistan gewesen sein.“ Die türkische Armee geht seit Mitte Dezember mit einer Offensive gegen PKK-Kämpfer vor, die sich in südosttürkischen Städten verschanzt haben.
Gewalt eskaliert weiter
Davutoglu kündigte jedenfalls Vergeltung für den Anschlag an. Zugleich erhob er schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Damaskus: „Die YPG ist eine Marionette des syrischen Regimes, und das syrische Regime ist direkt verantwortlich für diesen Anschlag. Wir behalten uns das Recht vor, jede Art von Maßnahme gegen das syrische Regime zu treffen.“ Die Türkei werde den „verräterischen Elementen und Marionetten der äußeren Mächte ohne zu zögern auf härteste Weise entgegentreten“.
Unterdessen eskalierte die Gewalt im Kurdenkonflikt in der Türkei weiter. Nach dem Selbstmordattentat in Ankara seien bei einem mutmaßlichen PKK-Bombenanschlag auf die Armee in der Südosttürkei mindestens sechs Soldaten getötet worden, berichtet die türkischen Streitkräfte. Deren Luftwaffe flog danach Bombenangriffe auf PKK-Stellungen im Nordirak. Laut Davutoglu wurden dabei 70 PKK-Kämpfer getötet.
Die YPG ist eine Marionette des syrischen Regimes.
Ahmet Davutoglu, Ministerpräsident