Ein Klassiker feiert die Wiederauferstehung

Tanqueray – London Dry Gin
Tanqueray London Dry Gin zählt zu den Klassikern. Neben dem auf Wacholderbasis erzeugten Gin wird der „Tanqueray N° Ten“ mit feinen Botanicals und Zitrone versetzt, der „Tanqueray Rangpur“ wird auf der Basis von Limette und dem Saft von Mandarinen und Orangen hergestellt.
Gesehen bei: Bevanda Dornbirn, 17,55 Euro
Gin steht seit einiger Zeit wieder hoch im Kurs.
Schwarzach. Jeder Sommer hat ein neues In-Getränk. Neben den Klassikern „Hugo“ und „Aperol Spritz“ sind Cocktails auf der Basis von Gin mit leichten Kräuteraromen und beerigen Noten hoch im Kurs. In den Bars rund um den Globus werden neue, herrlich erfrischende Gin-Kreationen gemischt, die durch den Sommer führen.
Die Herstellung von Gin geht auf pharmazeutische Versuche von Franz de le Boe zurück. Der in den Niederlanden praktizierende deutsche Arzt experimentierte mit Alkohol und Kräutern, um ein Arzneimittel gegen Magen- und Nierenerkrankungen zu entwickeln. Die damit behandelten Patienten fanden Gefallen an dem Wacholder-Gewürzdestillat. Der „Genever“ war so begehrt, dass Brennereien mit der kommerziellen Produktion begannen. Englische Soldaten, die in Holland stationiert waren, brachten das Getränk auf die britischen Inseln. Aus dem Genever wurde „Gin“. Durch ein Importverbot von Spirituosen und Weinen aus Europa wurde in Großbritannien die Herstellung von Gin gefördert. Um 1727 tranken etwa sechs Millionen Engländer fünf Millionen Gallonen Gin im Jahr. Erst durch hohe Steuern und die staatliche Kontrolle der Brennereien, konnte der „Gin-Hysterie“ Einhalt geboten werden. Diese Maßnahmen führten zu einer Qualitätssteigerung und trugen zur Erfolgsgeschichte des Gins bei.
Getreide bis Kartoffeln
In den Anfängen wurde Gin hauptsächlich aus Getreide hergestellt. Später kamen Rohstoffe wie Kartoffeln, Zuckerrohr, Wein, Rüben und Obst hinzu. Heute wird der Neutralalkohol, der für die Herstellung von Gin notwendig ist, nur noch von wenigen Produzenten selber hergestellt. Meistens wird er zugekauft und mit „Botanicals“ ein zweites Mal destilliert. Die Aromabildung erfolgt durch Mazeration, Digeration oder Dampfinfusion. Bei der Mazeration werden Botanicals mehrere Stunden oder mehrere Tage in Neutralalkohol eingelegt, bei der Digeration erfolgt eine schnellere und intensivere Aromabildung durch die Verwendung von erwärmtem Neutralalkohol. Bei der Dampfinfusion werden Botanicals im Steigrohr des Brennapparats auf Körben platziert, die aufsteigenden Dämpfe nehmen die Aromen der Botanicals auf und tragen zur Aromatisierung des Gins bei.
„Botanical“
Unter dem Begriff „Botanical“ werden alle Substanzen zusammengefasst, die für die Herstellung von Gin verwendet werden. An erster Stelle steht Wacholder, der dem Gin seinen typischen Geschmack verleiht und laut Gesetz enthalten sein muss. Neben Wacholderbeeren werden Korianderkörner, Ingwer, Anis, Kümmel, Fenchel, Kardamom, Zimt, Muskatnuss, Angelikawurzel, Kubebenpfeffer, Zitronen- und Orangenschalen verwendet. Die Zusammensetzung der Botanicals und die Aromaintensität ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Der Zusatz von ungewöhnlichen Botanicals liegt im Trend. Für den „Bulldog Gin“ werden Lavendel und Drachenfrucht verwendet, für den bayrischen „Bavarka Gin“ sind es Hopfen, Heublumen und Fenchelsamen. „Hoxton Gin“ wird auf der Basis von Grapefruit und Kokosnuss hergestellt. Geranien sind die vordergründigen Geschmacksträger des „Geranium Gin“ aus England.
Die Beliebtheit von Gin ist in den letzten Jahren so gewachsen, dass es allein in Europa über 110 Wacholderdestillat-Hersteller gibt. Zu den größten vier Gin-Marken zählen: „Gordon’s Gin“, der unter der Führung des Getränkekonzerns Diageo auf allen wichtigen Märkten vertreten ist. „Bombay Sapphire“ erreicht mit der Vermarktungsstrategie von Baccardi weltweite Bekanntheit. Auf Platz 3 und 4 liegen „Tanqueray“ (wurde 1986 von Guiness und später von Diageo übernommen) und „Beefeater“, heute im Besitz von Ricard.

The London N° 1 – Original Blue Gin
N°1 Original Blue Gin wird im Herzen von London hergestellt. Die Destillation erfolgt im Pot Still Verfahren. Für die Aromabildung werden zwölf Botanicals verwendet: Zimt, Orangenschale, Angelikawurzel, Mandel, Iriswurzel, Bohnenkraut, Wacholder, Bergamotte, Süßholz, Zitronenschale, Koriander und Cassia.
Gesehen bei: Bevanda Dornbirn, 44,50 Euro

Ursula Schnell ist Weinakademikerin und Sommelière an Schulen. An der HLW Rankweil unterrichtet sie Küche, Service und Ernährungslehre.