„Bei Olympia ist eine Medaille das Ziel“

Sport / 20.02.2017 • 21:10 Uhr
Für VSV-Präsident Patrick Ortlieb war die WM ein Vorgeschmack dessen, was noch folgen soll. Foto: Hofmeister
Für VSV-Präsident Patrick Ortlieb war die WM ein Vorgeschmack dessen, was noch folgen soll. Foto: Hofmeister

Ortlieb ist mit der Ski-WM aus Vorarlberger Sicht zufrieden, will aber in Zukunft mehr.

Lech. Er gewann olympisches Abfahrtsgold 1992 in Albertville und wurde 1996 in der Sierra Nevada Abfahrtsweltmeister. Patrick Ortlieb, nunmehr Präsident des Vorarlberger Skiverbandes, zieht eine Vorarlberger Bilanz der Ski-WM in St. Moritz und wird im VN-Interview deutlich, wenn es um Erwartungen bei künftigen Großereignissen geht.

Wie schaut Ihr Resümee der Ski-WM aus Vorarlberger Perspektive aus?

Ortlieb: Sie schaut so aus, dass es keine großen Überraschungen gab. Christl Scheyer hat mit einem Top- sechs-Platz das erreicht, was ich von ihr erhofft habe. Natürlich wäre auch eine Medaille möglich gewesen. Aber für sie war wichtig, bei einer solchen Veranstaltung Erfahrungen zu sammeln und auch bei einer Siegerehrung dabei zu sein. Das war sie mit ihrem sechsten Platz. Und vor allem: Ihre Leistung hat Vorbildwirkung für unsere Skirennläuferinnen und Läufer im Verband. Christian Hirschbühls Nicht-Nominierung für den Slalom muss man im Nachhinein als korrekt einstufen, wenn man die Leistungen jener Athleten hernimmt, die gefahren sind.

Bliebe noch Frederic Berthold. Der fühlte sich durch seine Nicht-Berücksichtigung in der Kombination brüskiert . . .

Ortlieb: Was ich absolut verstehen kann und aus seiner Perspektive auch nachvollziehbar ist. Ich hätte es als Vorarlberger Landespräsident auch gerne gesehen, wenn er nominiert worden wäre. Und ich habe auch damit gerechnet, weil Frederic heuer bereits ein Top-drei-Resultat geschafft hatte. Aber letztlich muss man die Entscheidung der sportlichen Führung akzeptieren. Österreich ist eben eine große Skination. Das hat für den einzelnen Athleten Vorteile, aber auch – wie im Fall Berthold – Nachteile. Leider hat er sich im Abfahrtstraining auch nicht wirklich aufgedrängt. Ich kann ihm jetzt nur empfehlen, aus diesem Erlebnis Motivation zu schöpfen und einfach schnell Ski zu fahren. Dann kommt niemand an ihm vorbei.

War diese WM ein Mutmacher für den Vorarlberger Skisport?

Ortlieb: Wie immer man das sehen will, zu meinem klar formulierten Ziel einer Medaille für den Vorarlberger Skiverband bei der nächsten Olympiade in einem Jahr stehe ich immer noch. Wir müssen alles unternehmen, das zu erreichen. Ich lasse mich weiterhin an dieser Aussage messen. Wobei dieses Ziel ja nicht nur die Skifahrer betrifft. Wir haben ja auch noch die Snowboarder. Man muss auch sehen, dass wir bei den letzten alpinen Skiweltmeisterschaften überhaupt nicht vertreten waren und vor vier Jahren nur durch Marcel Mathis, der dann in jener erfolgreichen Mannschaft stand, die im Teambewerb Gold für Österreich holte.

Was kann man vom Rest der Weltcupsaison bei den Alpinen noch erhoffen?

Ortlieb: Da erwarte ich mir noch einen Stockerlplatz. Christine Scheyer, Chistian Hirschbühl aber auch andere sollten noch die Möglichkeiten bekommen, zu zeigen, was sie können.

Worauf muss man sich in naher Zukunft im Spitzensportbereich beim Verband konzentrieren?

Ortlieb: Wir als Landesverband sind eine Lehrlingswerkstatt. Wir können nur versuchen, die Grundlagen für Spitzensportler zu bieten. Die weiteren Schritte erfolgen dann von der Olympiastraße 10 in Innsbruck aus – dem Sitz des Österreichischen Skiverbandes. Dort müssen sich unsere Läufer empfehlen. Aber wir als Landesverband werden alles tun, sie zu unterstützen, wo immer wir nur können und bei was immer sie uns brauchen.

Sie sind Olympiasieger, Weltmeister und haben im Weltcup Klassiker gewonnen. Was können Sie jungen Athleten mitgeben, damit sie für den Tag X gewappnet sind?

Ortlieb: Das kann ich nicht, weil jeder seine eigene Methode finden muss, um sich auf große Ereignisse bestmöglich einzustellen. Ich erinnere diesbezüglich an eine Veranstaltung, die der Verband im Herbst durchführte. Dort sprachen Hubert Strolz, Marc Girardelli und ich über Erfolgsformeln. Jeder von uns hatte seine eigene. Girardelli machte es mit beinharter Arbeit, Strolz verließ sich auf sein Talent, während ich immer ein Taktiker war und sehr genau auf das Material achtete. Es muss da jeder seinen eigenen Weg finden.

Ein letztes Wort zur Ski-WM in St. Moritz. Wie fanden Sie die Veranstaltung generell?

Ortlieb: Sie war, wie St. Moritz ist. Sehr gut organisiert, aber gewiss nicht an die Zielgruppe dieses Nobelorts gerichtet. In Anbetracht dieser Ausgangsposition war die WM sehr gelungen, und jene, die am Berg waren, erlebten eine gute Atmosphäre. Natürlich gibt es im Vergleich dazu Titelkämpfe, die einen ganzen Ort in ihren Bann ziehen. Ich denke, dass Aare in zwei Jahren so einer wird.