„Jetzt müssen Koreaner liefern“

Botschafter Schwarzinger ist gebürtiger Feldkircher und vom Olympiastandort überzeugt.
Seoul Michael Schwarzinger genießt die volle Anerkennung von ÖOC-Präsident Karl Stoss und vertraut den olympischen Organisationskünsten der Südkoreaner. Die angespannte Situation mit Nordkorea sieht er persönlich unter Kontrolle.
Herr Botschafter, Präsident Karl Stoss hat sie als extrem hilfsbereit in Sachen ÖOC-Anliegen bezeichnet. Wie kommen Sie zu dieser Ehre?
Schwarzinger Karl Stoss und ich kennen uns schon von Rumänien, als ich dort Botschafter war und die Jugendspiele dort stattfanden. Übrigens, es waren die Spiele vor jenen in Schruns-Tschagguns. Mich hat das sehr gefreut, dass das ÖOC damals dort so prominent vertreten war.
Aber sie sollen sich während dieser Spiele persönlich für einen jungen Sportler in Szene gesetzt haben.
Schwarzinger (lacht) Nun ja, es hat dort ein Problem gegeben, als der Trainer eines jungen österreichischen Sportlers mit dessen Pass schon weggefahren war. Da bin ich halt in dieser Notsituation persönlich an die Botschaft gefahren, und wir haben dann für den jungen Mann einen Pass ausgestellt.
Warum sind Sie davon überzeugt, dass wir in Pyeonchang tolle Olympischen Winterspiele erleben werden?
Schwarzinger Sie haben bei der Bewerbung Salzburg geschlagen. Das sagt schon einiges aus. Aber jetzt müssen sie liefern. Die Sportstätten für die Skifahrer sind natürlich nicht so wie in den Alpen. Aber es ist für einen Sportler sicher auch einmal interessant, wenn er woanders hinkommt, als er es gewohnt ist. Und Südkorea ist ja schließlich kein Entwicklungsland. Zum Beispiel die Sprungschanzen schauen doch super aus, oder die Bob- und Rodelbahn ist technisch auch auf dem neuesten Stand. Man soll diesen Staaten die Chance geben, etwas zu machen, was sie noch nie gemacht haben. Die haben sicher noch nie eine Bobbahn gesehen, oder gewusst, wie eine Skiabfahrt geht.
Was für Hilfestellungen bekommen österreichische Olympiafans bei Bedarf von der Botschaft?
Schwarzinger Die normalen konsularischen Hilfen: Wenn ein Pass verloren geht, wenn das Geld weg ist, wenn man sich nicht auskennt, wenn man medizinisch etwas braucht, wenn man Beratung braucht. In diesen Fällen sind wir sofort zur Stelle. Worum wir bitten: Jeder der kommt, soll sich registrieren. Darüber kann man sich auf der Homepage des Außenministeriums informieren. Es geht dann auch leichter zu helfen.
Sie sind erst seit August österreichischer Botschafter in Südkorea. Mit was für Vorarlberger Angelegenheiten hatten Sie es schon zu tun?
Schwarzinger Ich habe noch einen Vorrat an Rupp-Käsle. Mit Vorarlberger Firmen hatte ich noch nichts zu tun. Das ist auch ein gutes Zeichen, dass sie zufrieden sind. Bisher haben wir noch keinen schlimmen Problemfall erlebt. Es sind im Allgemeinen oft bürokratische Dinge, bei denen wir helfen und den Handelsdelegierten einschalten, der dann das entsprechende Ministerium kontaktiert. Es gibt ein EU-Freihandelsabkommen mit Südkorea. Das ist eine gute Rechtsgrundlage für Interventionen.
Stimmt es, dass Sie in Feldkirch geboren sind?
Schwarzinger Ja, das stimmt. Mein Vater stammt aus Niederösterreich und war ein Vermessungsbeamter. Seine allererste Stelle, die er bekam, war am Vermessungsamt in Feldkirch. Da lebte er mit seiner Familie einige Jahre. Dann wurde mein Vater Amtsleiter in Kitzbühel.
Haben Sie noch einen Bezug zu Vorarlberg?
Schwarzinger Verwandte habe ich keine dort. Aber wir haben ganz viele Freunde in Rankweil.
Ein Thema, um das man derzeit nicht herumkommt, ist Nordkorea und die dauernde Drohung mit der Atombombe. Verstehen Sie, wenn die Leute beunruhigt sind?
Schwarzinger Es ist nachvollziehbar, weil die Schlagzeilen voll mit dem Thema sind. Es ist eine unangenehme Geschichte. Andererseits: Die Staatengemeinschaft hat sich darauf geeinigt, gemeinsam gegen Nordkorea vorzugehen. Da hat ein Umdenken stattgefunden. Man muss mit ernsten Sanktionen vorgehen, um eine effektive Gegenmaßnahme zu setzen.
Könnte das Nordkorea nicht noch mehr reizen?
Schwarzinger Nein. Wir glauben, dass der Diktator ohnehin alle Ressourcen in die Waagschale geworfen hat, um sich die Komponenten und das Know-how für sein Atomwaffenprogramm zu besorgen. Je weniger er durch Export an Ressourcen kommt, vor allem Fremdwährungen, desto weniger kann er sich ausstatten. Wenn er keine rohstoffe aus Bergwerken und keine Textilien mehr verkaufen kann, desto schwieriger wird es für ihn. Gleichzeitig ist auch die Versorgung mit Treibstoffen eingeschränkt worden. Es sind dies Maßnahmen, die nicht die Grundversorgung der Bevölkerung treffen.
Das heißt, die Leute müssen keine Angst haben?
Schwarzinger Das kann ich so nicht unterschreiben. Ich kann nur sagen: Es wird alles unternommen, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Zur Person
Michael Schwarzinger
Seit November 2016 österreichischer Botschafer in Südkorea
Geboren 19. Juni 1955 in Feldkirch
Ausbildung Uni Innsbruck (Germanistik und Anglistik)
Laufbahn Übte nach dem Studium mehrere Lektorentätigkeiten aus. Als Botschafter war er bereits in Litauen und zuletzt auf Malta.
Familie verheiratet, zwei Kinder
Video
Klaus Hämmerle im Interview mit Peter Mennel
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