Das härteste Rennen seines Lebens

Markus Berthold gibt bei Rallye Dakar Vollgas.
Lima Riesige Sanddünen, Hitze, Matsch, dünne Luft: Die Rallye Dakar führt die Fahrer derzeit von den Wüsten Perus über die Hochebenen in Bolivien bis ins argentinische Hinterland. Über 500 Starter stellen sich bei der 40. Auflage des wohl härtesten Rennens der Welt den Herausforderungen auf der fast 9000 Kilometer langen Strecke – darunter auch der Vorarlberger Markus Berthold. Er zählt mit 50 Jahren zu den ältesten Teilnehmern im Feld. Am Montag stand für ihn und seine Husqvarna die dritte von 14 Etappen des Renn-Marathons an. Diese führte von Pisco nach San Juan de Marcona. Berthold bewältigte die 296 Kilometer Sonderprüfung in 4 Stunden und 48 Minuten. Danach galt es noch 200 Kilometer Verbindungsstrecke zurückzulegen. In der Gesamtwertung liegt der Amateurfahrer in der Motorrad-Wertung nun mit rund drei Stunden Rückstand auf den Führenden Sam Sunderland auf Rang 74.
Mit Hirn, ohne Druck
„Jeder einzelne Tag bringt neue Herausforderungen. Hier in Peru sind es die riesigen Dünen“, erklärt Berthold im VN-Gespräch. Nachdem im Vorjahr bei seiner Dakar-Premiere bereits auf der zweiten Etappe wegen eines Kabelbrands Schluss war, hat er sich für dieses Mal vorgenommen „mit viel Hirn und nicht mit Druck“ zu fahren. „Die ersten fünf Tage sind zäh. Das Rennen dauert zwei Wochen. Daher gilt es anfangs vorsichtig zu sein“, sagt der 50-Jährige. Die Tagesergebnisse seien für ihn daher nicht entscheidend. Im Vorjahr saß der Oberländer nach besagtem Kabelbrand stundenlang in der Wüste fest, bis ihn ein Lastwagen abholte und gemeinsam mit anderen ausgeschiedenen Fahrern mit ins Ziel nahm. „Ich habe damals natürlich hinterfragt, ob so etwas in meinem Alter überhaupt Sinn macht“, erzählt er und fügt hinzu: „Aber wer A sagt, muss auch B sagen, und auch die besten Fahrer brauchen bei diesem Rennen Glück. Daher war klar für mich, dass es das noch nicht gewesen sein kann und ich noch einmal starten werde.“ So begann Markus Berthold bald erneut mit den Vorbereitungen für seine Mission Rallye Dakar.
Das Leben hat sich für den Rankweiler in den vergangenen zweieinhalb Jahren massiv geändert. „In meinem Alter muss man mindestens fünf Tage pro Woche trainieren, sonst hat man bei so einem Rennen keine Chance“, ist er sich sicher. Um Training und Beruf vereinbaren zu können, begann der Tag für den Unternehmer oft schon in den frühen Morgenstunden. „Ich habe glücklicherweise super Mitarbeiter, die mich voll unterstützen“, sagt er. Unter anderem fuhr der 50-Jährige nach Marokko, um sich in der Sahara auf die Rallye vorzubereiten. „Früher bin ich im Urlaub am Strand gelegen, heute fahre ich eben mit dem Motorrad durch Dünen“, zieht Berthold einen Vergleich und muss lachen.
Dass der Rankweiler eine Kämpfernatur ist, bewies er auch im Sommer 2017. Obwohl er sich bei einem Rennen in Rumänien den Arm brach, verlor er den Traum vom Abenteuer Dakar nicht aus den Augen. Statt Krafttraining stand vorübergehend Wandern am Programm. Doch sobald er im September den Gips los war, gab er wieder Vollgas. Anfang Dezember ging es noch einmal zum Training in die Wüste. Zudem bereitete er sich mit einem Mentalcoach vor.
Am Samstag startete Berthold in Lima in die Rallye. Zugewiesen wurde ihm die Nummer 67. Die ersten Etappen seien sehr anspruchsvoll zu fahren gewesen, berichtet Berthold. Der Sand sei extrem fein in Peru. „Aber das Rennen geht dann in Bolivien erst so richtig los.“ Wer die Dünen gemeistert hat, bekommt es anschließend mit extremen Höhenlagen und dünner Luft sowie Flussdurchfahrten zu tun. „Es könnte auch plötzlich zu schneien anfangen“, fügt Berthold noch hinzu.
Hinsichtlich seiner Fitness macht er sich keine Sorgen. „Ich bin so fit wie noch nie, habe viel dazugelernt und heuer ein starkes Team“, sagt der 50-Jährige. Er ist sich aber durchaus bewusst, dass das Rennen für ihn jederzeit vorbei sein könnte. „Ja, schon falsch tanken könnte das Aus bedeuten.“ Das Ziel des Oberländers ist klar: Er will nach 9000 Kilometern am 20. Jänner im argentinischen Cordoba über die Ziellinie fahren. Damit wäre er der erste österreichische Amateur, der die Rallye Dakar gemeistert hätte. Heute steht aber erst einmal die vierte Etappe in Peru auf dem Programm.

Zur Person
Markus Berthold
Ist zum zweiten Mal bei der Rallye Dakar am Start.
Geboren 5. März 1967 in Bludenz
Wohnort Rankweil
Beruf Geschäftsführer Berthold GmbH, Sparte Sonnenschutz