Ein Muss für Russland

In Abwesenheit der NHL-Stars soll die „Sbornaja“ erstmals nach 26 Jahren Gold nach Hause bringen.
Eishockey Es gab schon hochkarätigere olympische Herren-Eishockeyturniere als jenes, das morgen in Gangneung an der Ostküste Südkoreas eröffnet wird. Aktuelle NHL-Stars wird man hier nicht einmal mit der Lupe finden, nach zähen und erfolglosen Verhandlungen mit der besten Liga der Welt, die von 1998 bis 2014 permanent unter den fünf Ringen vertreten war, schaut das IOC diesmal durch die Finger. Außerdem ist die jahrzehntelange Rivalität zwischen nordamerikanischen und russischen (sowjetischen) Mannschaften entschärft, weil es nach dem Doping-Skandal von Sotschi kein russisches Team geben darf, sondern nur eines mit Olympischen Athleten aus Russland. Eben diese gelten unter Buchmachern als Gold-Favoriten, das ist ganz im Sinne der ehemaligen Star-Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa, die den Assen aus ihrer Heimat eine emotionale Botschaft übermittelt hat: „Wenn sie zornig und wütend sind, sind Russen unschlagbar.“ Man wird sehen. Die „Sbornaja“ ist jedenfalls wild entschlossen, erstmals nach 26 Jahren Gold zu holen und das kanadische Titel-Triple (Siege 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi) zu vereiteln.
Russlands Trumpf-Ass ist der eingespielte Kader mit den Granden Ilja Kowaltschuk (34) und Kapitän Pavel Datsyuk (39) an der Spitze. Cheftrainer Oleg Znaroks und nicht weniger als 15 Akteure verdienen ihr Geld bei KHL-Champion und -Tabellenführer SKA St. Petersburg, acht Mann kommen von ZSKA Moskau. Die routinierteste Equipe stellen die Kanadier, die 5544 NHL-Partien auf dem Buckel haben und im Schnitt 30,44 Jahre alt sind. Finnland läuft noch immer seinem ersten Gold nach, das US-amerikanische Team geht mit vier College-Spielern, Schweden mit dem 17-jährigen Supertalent Rasmus Dahlin auf das Eis.
Österreich nicht dabei
Sie alle sind höher einzustufen als Gastgeber Südkorea, das rot-weiß-rote Entwicklungshilfe bekommen hat. Wenn schon Österreichs Nationalmannschaft, die die Qualifikation in Lettland total in den Sand gesetzt hat, nicht dabei ist, dann zumindest Ex-Innsbruck-Spieler Harald Springfeld. Seit zwei Jahren bringt der Tiroler als Berater Erfahrung ein. Er ist für die Vorbereitung und den optimalen Ablauf des Turniers zuständig. Springfeld wird auch eine Meinung zum Damen-Team Korea, dem Spielerinnen aus dem Norden und dem Süden angehören, haben. Äußern darf er sie nicht. Anweisung von oben.
Stolz ist Springfeld auf die beiden Arenen im Coastal Cluster, die nagelneu und hochmodern sind. Das Gangneung Hockey Center bietet 10.000 Fans, das Kwandong Hockey Center 6000 Anhängern Platz. Der Kartenvorverkauf soll nicht so schlecht gelaufen sein, die Olympia-Organisatoren zeigen sich ganz generell nicht unzufrieden.
Wer von „Geisterspielen“ spricht, kassiert einen bösen Blick. 84,3 Prozent aller Tickets haben Abnehmer gefunden, heißt es. A. Zambarloukos