„Nie wieder eine Platzierungsklausel“

Sport / 23.05.2018 • 21:13 Uhr
Der Steirer Klaus Schmidt fühlte sich in schwierigen Zeiten von den Verantwortungsträgern im Regen stehen gelassen.gepa
Der Steirer Klaus Schmidt fühlte sich in schwierigen Zeiten von den Verantwortungsträgern im Regen stehen gelassen.gepa

Altachs scheidender Trainer zieht Bilanz und zeigt wenig Verständnis für die Kommunikation der Trennung.

Altach Positives mitnehmen und einen versöhnlichen Abschluss will Altachs scheidender Chefcoach Klaus Schmidt, auch wenn im Moment noch die Enttäuschung über die Art und Weise der Kommunikation in Bezug auf die bevorstehende Trennung überwiegt.

In einer ersten Reaktion nach der Entscheidung des Vereins, die Zusammenarbeit zu beenden, sprachen Sie von einer Enttäuschung. Wie sieht es am Tag danach aus?

Schmidt Nach wie vor bin ich enttäuscht. Zu Saisonbeginn habe ich ja gesagt: Ich bin gekommen, um zu bleiben. Das war mein Motto für die Arbeit hier – und dieses habe ich mir immer wieder vor Augen geführt. Bis zum Schluss hat mir der Job in Altach richtig Spaß gemacht. Schlussendlich bin ich leider nicht gekommen, um zu bleiben, sondern werde jetzt gegangen. Das tut weh. Deswegen bin ich persönlich enttäuscht und es wird wohl noch ein paar Tage andauern.

Sind Sie letztendlich an der Klausel im Vertrag, wonach sich dieser nur bei Platz sieben automatisch verlängert hätte, gescheitert?

Schmidt Natürlich war diese Klausel mitentscheidend. Sie war von Beginn an ein kleines Damokles-Schwert, auch weil wir uns zum Ende der Herbstsaison immer zwischen Platz sechs und sieben bewegten und jetzt im Frühjahr Rang acht hinzugekommen ist. Teilweise mit Tuchfühlung auf den siebenten Platz, aber es war klar, dass am Ende diese Klausel den Ausschlag geben könnte. Mit der Veröffentlichung hat diese Thematik schließlich eine Dynamik erhalten bzw. eine Geschwindigkeit angenommen, die von allen Beteiligten schwierig zu kontrollieren war. Deswegen habe ich mir eines geschworen: In meinem Trainerleben werde ich ganz sicher keine Platzierungsklausel mehr unterschreiben.

Zurückblickend wäre aber Platz sieben durchaus realistisch gewesen. Zumindest mit Blick auf jene Mannschaft, mit der Sie in die Saison gestartet sind. Was ist danach aus Ihrer Sicht schief gelaufen?

Schmidt Die Klausel war aus Sicht des Vereins auch absolut korrekt. Aber es zeigt auch, dass zu Beginn kaum abschätzbar ist, was während einer Saison in einem Verein so alles passieren kann. Gewisse Dinge sind einfach nicht planbar und mit diesen bin ich konfrontiert worden. All das ist nun von Vereinsseite in der Entscheidungsfindung zu wenig in die Waagschale geworfen worden. Somit war der Weg frei, um von der Klausel Gebrauch zu machen. Damit ist die Zusammenarbeit beendet.

Was sind das konkret für Dinge, die Sie angesprochen haben. Spielerverkäufe? Verletzungen?

Schmidt Vieles davon ist in den Medien über die Saison hinaus schon gut analysiert worden, aber um es noch einmal zusammenzufassen: Es sind die Spielerverkäufe in einer Phase passiert, als die Transferzeit langsam zu Ende ging und die Zeit knapp wurde. Dennoch hat der Verein noch sehr gut reagiert, mit der Verpflichtung von Mathias Honsak und Bernard Tekpetey. Letzterer war leider schwer zu integrieren und er selbst war mit seiner Rolle nicht zufrieden. Aus meiner Sicht aber hätten wir ihn gerade in diesem Frühjahr sehr gut brauchen können. Die Causa Sakic war ebenfalls richtungsweisend, auch wenn ich nach wie vor zu seiner zwischenzeitlichen Bestrafung stehe. Seine Verfehlungen waren einfach nicht tragbar. Leider haben wir die Position nicht nachbesetzt und Andreas Lienhart fehlte uns aufgrund seiner Verletzungen im Frühjahr zu oft, um Konstanz auf der rechten Verteidigerposition zu bekommen. Zu alledem ist dann mit Valentino Müller auch noch sein zweiter Backup ausgefallen. So fehlten uns hier die Alternativen und das haben wir einfach nicht mehr auffangen können. Das war eine massive Geschichte, die wir einfach verabsäumt haben. Hier sind wir sehenden Auges in das Problem hineingeschlittert. Wir haben uns schließlich darauf geeinigt, dass wir u. a. diese Position im Sommer nachbesetzen wollen, wohlwissend, dass uns ein schwieriges Frühjahr bevorsteht. Jetzt aber sagt die Vereinsführung: Es war nicht genug und die Sommervorbereitung macht ein anderer. Das schmerzt natürlich.

So kurz nach der Entscheidung, hatten Sie schon Zeit, Ihre eigene Person zu analysieren?

Schmidt Es ist natürlich schwierig, wenn man in einer Situation steckt, in der es einfach nicht läuft. Dann versucht man pausenlos an Schrauben zu drehen, Dinge zu hinterfragen. Da kommen natürlich Sachen wie die Heimbilanz, die mir vorgeworfen wird zum Tragen oder der Vorwurf, wonach ich hin und wieder nicht mutig genug gewesen sei – etwa in der Aufstellung. Ein Fehler war sicher auch, dass ich am Ende der Vorbereitung, als wir mit unserer spielerischen Linie gegen kampfbetont agierende Gegner nicht zuwege gekommen sind, von meiner Art Fußball spielen zu wollen, abgegangen bin. Dabei hat uns gerade dies im Herbst in vielen Spielen getragen.

Im Umfeld war zu hören, der Trainer sei nicht flexibel genug. Können Sie diesen Vorwurf nachvollziehen?

Schmidt Das ist ganz eindeutig der Verletzungsmisere im Frühjahr geschuldet. Aufgrund der schwierigen Personalsituation standen oftmals nicht mehr als zwölf, 13 Leute zur Verfügung. Diese dann großartig so zusammenzuführen, dass wir große Flexibilität an den Tag legen, war nicht gerade leicht. Vielleicht haben wir sogar das eine oder andere Mal zu oft das taktische Konzept verändert. Das Switchen von einer Dreier- auf eine Vierer- oder Fünferkette hat der Mannschaft wenig Ruhe oder Stabilität gegeben. Ob all das der Stein der Weisen war, ist schwer zu sagen.

Jetzt steht Ihr Abschiedsspiel bevor, ausgerechnet gegen Sturm. Wie wird das für Sie als Steirer?

Schmidt Ich versuche der ganzen Geschichte so emotionslos wie möglich entgegenzutreten. Ich will der Mannschaft keine zusätzliche Bürde aufladen. Die Spieler haben sich einen versöhnlichen Abschluss verdient. Für mich wird es natürlich etwas ganz Besonderes. Mir liegt es sehr am Herzen, mich würdig zu verabschieden. Vielleicht sagen ein paar Leute dann noch: So schlecht war er ja doch nicht . . .

Fakt ist, die letzten Wochen waren aufgrund der Klausel sicherlich nicht einfach. Wann wurde Ihnen die Entscheidung mitgeteilt, nachdem sich der Verein doch recht lange bedeckt gehalten hatte?

Schmidt Von der Vorgehensweise bin ich doch einigermaßen verwundert, was mir andererseits den Abschied erleichtert. Per Telefon hat mich der Präsident zweimal über die Beendigung des Vertragsverhältnisses informiert. Das zeigt mir doch die geringe Wertschätzung, die mir und meiner Arbeit entgegengebracht wurde. Somit ist es vielleicht sogar besser, wenn das Arbeitsverhältnis beendet wird. Ich denke aber nicht, dass ich mir über die Saison viel vorzuwerfen habe. Wenn dann die Sache mit zwei Telefonaten beendet wird, spricht das auch für sich.

Was bleibt für Sie schließlich nach einem Jahr in Altach?

Schmidt Ein war ein lehrreiches Jahr mit vielen schönen Erlebnissen. Ich habe viel gelernt, auch viele nette Menschen kennengelernt und ich habe Erfahrung sammeln können. Ich bin ein Typ, der die negativen Dinge sehr gut sieht und auch ansprechen kann, aber am Ende des Tages doch das Positive mitnimmt. Altach wird für mich immer eine schöne Station bleiben.

Und wie lange wird die Pause für
den Trainer dauern?

Schmidt Das ist die schwierigste Frage, vor der ich großen Respekt habe, weil man es nie wissen kann.

„In meinem Trainerleben werde ich keine Platzierungsklausel mehr unterschrieben.“