Segler Bildstein/Hussl mit Dreistufenplan Richtung Olympia

Sport / 11.05.2020 • 21:00 Uhr
Segler Bildstein/Hussl mit Dreistufenplan Richtung Olympia
Auf der Strecke den Rheindamm entlang Richtung Bregenz und zurück „schießen“ derzeit die Olympiastarter Benjamin Bildstein (hinten) und David Hussl im 49er entlang. PRIVAT

Für das Duo vom Yachtclub Bregenz hat nun auf dem Bodensee die Olympiavorbereitung begonnen.

Bregenz Schon sehr zeitig herrschte in den letzten Tagen reger Betrieb auf dem Gelände des Yachtclubs Bregenz. Zwischen 5.30 und 6 Uhr war Tagwache bei den 49er-Seglern Benjamin Bildstein und David Hussl, die nach dreimonatiger Pause auf das Wasser zurückgekehrt sind. Die Weltranglistenersten in der 49er-Klasse nutzen derzeit die guten Winde am Bodensee. „Wir wollen die Südwind-Bedingungen nützen und schnell raus. Das frühe Aufstehen hat uns gezeigt, dass es wieder richtig losgeht. Der Sonnenaufgang am Wasser ist dann ein perfekter Start in den Tag“, schildert Steuermann Bildstein. Nach leichtem Wind am ersten Tag ging am zweiten die „Post ab“ (Bildstein). „Da sind wir den Rheindamm entlang geschossen“, sprüht der Wolfurter vor Tatendrang. Dass er trotz der nur sieben Knoten Wind nicht übertrieben hat, liegt am Boot. „Der 49er braucht kaum Wind, um dahinzuschießen.“ Gestern waren es dann schon 18 Knoten. Zudem nutzt das Duo die Möglichkeit zweier Foiling-Boote. Die „fliegenden Boote“ fordern nicht nur absolutes Seglergefühl, sondern sind ideal, um schnelle Entscheidungen zu treffen. „Wenn du abhebst und das Boot voll aus dem Wasser ist, dann ist jede Entscheidung wichtig“, erklärt Bildstein.

Back to business! Gleich am zweiten Tag sind wir so richtig dahin geschossen.“

Benjamin Bildstein, 49er-Segler

Dreistufenplan gibt Richtung vor

„Wir haben unser Material sauber hergerichtet und können sehr flexibel agieren. Den guten Trapezwind habe ich definitiv am meisten vermisst“, erklärt Vorschoter Hussl, der vergangenen Donnerstag anreiste und wie sein Teamkollege vor dem Trainingslager die verpflichtenden Covid19- sowie Antikörper-Tests absolvierte. „Wir sind froh, dass wir unter Einhaltung der strikten Regeln wieder am Boot sein können.”
Die beiden 28-Jährigen, die sich mittels Videokonferenzen regelmäßig mit Sportdirektor Matthias Schmid und ihrem Coach Ivan Bulaja abstimmen, haben einen Dreistufenplan entwickelt. In einem zweiten Schritt werden Coach Ivan Bulaja und auch ein zweites Boot als Trainingspartner dazustoßen. Das werde, so Bildstein, entweder noch am Bodensee erfolgen oder bei schlechterem Wind auf einem anderen See in Österreich. Die dritte Stufe würde ein Training am Meer bedeuten, Möglichkeiten in Kroatien oder in Skandinavien werden von den beiden Olympiastartern derzeit geprüft. „Ein Training bei Strömung und Welle mit hochwertiger Konkurrenz wäre sehr wichtig. Der Plan soll eine Richtung vorgeben, wir machen uns aber keinen Stress. Wir hatten in den letzten zwei Jahren viele Segelstunden und sind auch in der Vergangenheit mit Pausen gut umgegangen. Für den Einstieg ist das Training am Bodensee sehr gut“, so Bildstein, für den das Segeln am „Heimatsee“ immer etwas ganz Besonderes ist. Gewann er doch als Elfjähriger in seiner ersten Segelsaison den Bodenseemeistertitel in der Klasse B.

Gedanklich ein Schritt weg

Obwohl Bildstein/Hussl schon seit längerer Zeit zur 49er-Elite zählen, erreichten sie in den letzten Monaten noch einmal ein neues Level. Mit einer zielgerichteten Vorbereitung lösten sie im Dezember bei der Weltmeisterschaft vor Auckland/NZL souverän das Olympia-Nationenticket. Die Verschiebung der Sommerspiele in Tokio um ein Jahr (23. Juli bis 8. August 2021) bremste den Optimismus nur kurzfristig. „Im ersten Moment war es schon hart. Wir haben diese Situation schnell akzeptiert und uns war sofort klar, dass die mentale Einstellung entscheidend ist. Deshalb haben wir gedanklich gleich einen Schritt weg von Olympia gemacht, jetzt haben wir wieder mehr Zeit“, weiß der Tiroler Hussl. Dabei profitieren sie auch von den eigenen Erfahrungen, musste das Duo vom YC Bregenz in der Vergangenheit doch mit einigen Verletzungen umgehen. Bildstein: „Es hat immer wieder längere Pausen gegeben und wir sind sehr oft stark zurückgekommen. Wir zerbrechen uns über die aktuelle Situation nicht den Kopf. Wir versuchen aber die Zeit produktiv zu nützen und den Fokus auf uns zu richten. Wenn es wieder losgeht, werden wir bereit sein.”