Darum zieht Bundesligist Altach seine Juniors zurück

Der Cashpoint SCR Altach muss finanziell den Gürtel enger schnallen. Rückzug von VN.at-Eliteligaklub wirft viele Fragen auf. FC Mohren Dornbirn wird neuer Kooperationsklub in der 2. Liga.
Altach Die finanziellen Einbußen während der Coronavirus-Pandemie machen auch vor dem Cashpoint SCR Altach nicht halt. Während noch vor Monaten die strategische Ausrichtung des Klubs klar auf eine professionelle Ausrichtung der Juniors-Mannschaft lief, musste Sportdirektor Christian Möckel nun zurückrudern. “Das war kein Honiglecken”, erzählt der 47-jährige Deutsche im Gespräch mit VN.at, nachdem er dem Trainerstab und den Spielern der zweiten Mannschaft die Nachricht überbracht hatte. Seitens der Klubvorstands wurde der Rückzug der Juniors aus der VN.at-Eliteliga beschlossen. Damit bleibt das Strategiepapier von Möckel vorerst verschlossen in der Schublade. Die Nachricht hat auch beim Vorarlberger Fußballverband VFV nicht für Jubel gesorgt, muss sich der Vorstand zusammen mit Präsident Dr. Horst Lumper doch nun Gedanken um einen eventuellen Aufsteiger aus der Vorarlbergliga machen. Tabellenerster ist der FC Kaufmann-Bausysteme Bizau, der allerdings offiziell kein Aufstiegsrecht besitzt, dahinter liegt Alberschwende. Die Entscheidung im VFV hat schließlich auch Auswirkungen auf die Ligen darunter.
“Wir hatten uns für eine Professionalisierung entschieden, nun müssen wir die Strategie ändern.”
Christian Möckel, Sportdirektor Cashpoint SCR Altach
Neuorientierung und neue Pläne
In Altach hingegen sucht Möckel nach neuen Lösungen. Diesbezüglich hat er auch schon Gespräche geführt. Eine Durchlässigkeit soll geschaffen werden, von der Fußballakademie in der Mehrerau über einen Kooperationsklub in der VN.at-Eliteliga bis hin in die 2. Liga mit dem FC Mohren Dornbirn. So ist es durchaus möglich, dass neben Leonardo Zottele schon in der nächsten Saison Spieler wie Daniel Holzknecht oder Leo Mätzler (18) im Dress der Rothosen auflaufen. Laut Möckel werden die Gespräche mit Akademieleiter Didi Berchtold demnächst wieder intensiviert. Damit soll jungen Spielern, die im Visier der Altacher sind, eine Entwicklung garantiert werden. Dass Möckel die Entscheidung aufgrund der finanziellen Auswirkungen der Coronapandemie schwer fällt, gibt er gerne zu. Zumal er viele Stunden in das Konzept investiert hat. Für Geschäftsführer Christoph Längle ist das Projekt vorerst “auf Eis gelegt”, wobei er der neuen Schiene neben den finanziellen Einsparungen durchaus weitere Vorteile abgewinnen kann. So auch die noch nähere Zusammenarbeit mit Vorarlberger Vereinen. Finanziell aber müsse man den Gürtel enger schnallen. “Dafür können weder die Spieler noch der Verein etwas. Es ist vielmehr der Situation geschuldet”, sagt Längle. Profitieren könnte möglicherweise auch der heimische Frauen-Bundesligaklub FFC fairvesta Vorderland. Zumal im Trainingscampus der Altacher jetzt ja die Kabine der Juniors leer bleiben wird. Insgesamt, das weiß auch Längle, ist die Entscheidung eine einschneidende, die man sich im Klub nicht leicht gemacht habe. Noch deutlicher wird Rudi Gussnig, Sportdirektor der Juniors: “Vom Kopf her ist diese Entscheidung zu 100 Prozent die beste, vom Herz tut es natürlich weh. Im Sinne der Fairness war es uns wichtig, mit Spielern und Betreuern offen und ehrlich umzugehen. Einige werden wir sicher in anderer Position auch zukünftig beim SCRA sehen, bei anderen versuchen wir gemeinsam zufriedenstellende Lösungen zu finden.”
Athletiktrainer Martin Hämmerle nunmehr ganz im Olympiazentrum
Verlieren wird der Cashpoint SCR Altach mit Martin Hämmerle auch seinen Athletiktrainer. Der 36-Jährige, der seit der Saison 2009/10 für die Rheindörfler arbeitet und zuletzt voll eingebunden war, wird in Zukunft nur noch für seinen ersten Arbeitgeber Olympiazentrum Vorarlberg arbeiten.