Altachs Subotic über eine Krone, die es aufzusetzen gilt

Mit der Erfahrung von 27 Champions-League-Spielen und einem CL-Finale will Neven Subotic (32) in der Mannschaft des Cashpoint SCR Altach eine Führungsrolle übernehmen.
Altach Starallüren sind ihm fremd, auch wenn er gegen viele internationale Fußballstars verteidigt hat. Neven Subotic wirkt bei seinem ersten öffentlichen Auftritt für den Cashpoint SCR Altach sehr professionell, aber auch respektvoll – vor der Arbeit, die ihn in der österreichischen Bundesliga erwartet, und vor den Menschen, mit denen er im Rheindorf zusammenarbeitet. Und er lässt am Ende des Gesprächs offen, ob diese doch ungewöhnliche „Fußball-Ehe“ nicht in die Verlängerung gehen könnte. „Ich halte nichts für unmöglich“, sagt der 32-Jährige, denn er weiß: „Das Leben ist ein buntes Abenteuer.“ Vorerst aber beschäftigt sich der Innenverteidiger mit der Gegenwart und der Frage: „Was kann ich aus der Geschichte machen?“ Die Antwort dazu kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich wäre richtig stolz, wenn ich sagen könnte: Das hier bei Altach war eine geile Saison.“ Zumindest die Chemie stimmt, wie aus seinen Worten („Es war ein perfektes Ankommen“) zu entnehmen ist. Wie die Dortmund-Legende über die ersten Tage in Altach denkt, erzählt er den VN.
Der erste Eindruck?
Alles ist irgendwie neu und doch alt. Ich war ja schon mehrfach im Stadion. Ich möchte auch nicht verhehlen, dass Menschlichkeit für mich in diesem Job nicht unwichtig ist. Hier habe ich ein Umfeld gefunden, das mich fördert und fordert. Das hat sich schon in den ersten Gesprächen mit Christian Möckel und dem Trainer gezeigt. Es ist auch klar, dass ich mich im Vorfeld mit der Mannschaft und der Art zu spielen auseinandergesetzt habe.
Fitness?
Momentan befinde ich mich in der Phase der Integration ins Mannschaftstraining. Ich hoffe, nächste Woche dann voll einsteigen zu können. Das Spiel bei der Admira (Anm. d. Red.: 10. Februar) ist wohl noch zu früh. In ein, zwei Wochen aber sollte ich spielfit sein.
Die Mannschaft?
Ich habe eine sehr engagierte Mannschaft kennengelernt. Das Potenzial ist riesig. Oft sind es nur kleine Rädchen, die verbessert werden müssen. Als Innenverteidiger habe ich das Spiel immer vor mir und ein gutes Gefühl dafür, wo ein Spieler stehen muss. Dabei geht es aber nicht nur um das Dirigieren auf dem Spielfeld, sondern darum, zu vermitteln, warum etwas gefordert ist, warum etwas zu tun ist. Es geht nicht darum, nur für die eine Situation zu leben, sondern auch die Konsequenzen für die Handlungen mit dem Ball aufzuzeigen. So verbessert ein Spieler schließlich seine Fähigkeiten.
Zielsetzung?
Mir ist bewusst, dass der Verein mich nicht allein wegen meiner spielerischen Fähigkeiten geholt hat, sondern von mir eine Art Leitwolf erwartet. Das ist eine sehr reizvolle Aufgabe.
Was wäre ein Erfolg?
Das ist einfach zu beantworten, nämlich Punkte holen. Ein persönlicher Erfolg wäre, sollte ich gehen, bei den Spielern das Verständnis gewachsen ist, dass sie sich weiter entwickelt haben. Ideal wäre natürlich, die Qualifikationsphase für die Europa League zu erreichen. Ein hohes Ziel, das dank des Play-offs möglich ist. Diese Krone wollen wir uns aufsetzen. Unsere Herausforderung ist es, aus dieser Saison noch eine großartige zu machen.
Höhepunkt der Karriere?
Die deutschen Meistertitel. Vor allem der erste, weil da niemand auf uns gewettet hat. Wir hatten zwar eine gute Mannschaft, aber am Ende war es ein legendärer Moment.
Negative Momente?
Die Niederlage im Champions-League-Finale (An. d. Red.: 2013 gegen FC Bayern). Wir waren so nahe an etwas Greifbaren und das macht es viel schlimmer, als wenn du keine Chance hast. Aber es waren auch die Verletzungen. Ich bin dennoch kein Mensch, der Sachen nachtrauert. Vielmehr mache ich mir Gedanken darüber, was ich für andere tun kann, wenn sie ebenfalls so eine Phase durchleben.

Das emotionalste Spiel?
Vielleicht das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League zu Hause gegen Málaga (Anm. d. Red.: 2013, 3:2), als wir zweimal einem Rückstand nachliefen und dann in der Nachspielzeit die Partie mit zwei Toren für uns entschieden haben. Manfred (Anm. d. Red.: Manfred Fischer) hat mir erzählt, dass er bei diesem Spiel im Stadion gesessen ist. Es war einfach Emotion pur.
Der beste Gegenspieler?
Meine ehrliche Antwort: Das hängt auch immer von der Mannschaft ab. Oder wäre ein Cristiano Ronaldo bei einem Dorfklub derselbe? Im Ernst, ich habe einige Male gegen Cristiano gespielt und er hat meinen ganzen Respekt verdient. Er ist einfach herausragend und am schwersten zu bespielen. Oft denkst du, er geht nur spazieren und dann ist er im entscheidenden Moment da und macht das Tor.
Fehlende Zuschauer?
Es ist für beide Mannschaften dasselbe und damit ein faires Spielfeld.
Das Coronajahr?
Wichtig ist zu erkennen, was ich ändern kann. Kann ich nichts ändern, investiere ich auch keine Kraft. Ansonsten ist es wichtig, Probleme zu erkennen, sie zu analysieren und zu überlegen, was ich verändern kann. Zu handeln ist für mich wichtig.