Eine Allzeitgröße im Snowboardcross-Sport

Sport / 21.03.2021 • 19:52 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Siegerkuss von Alessandro Hämmerle, der danach davon sprach, dass jede der drei Kristallkugeln besonders war.gepa
Siegerkuss von Alessandro Hämmerle, der danach davon sprach, dass jede der drei Kristallkugeln besonders war.gepa

Alessandro Hämmerle feiert Titel-Hattrick im SBX-Weltcup.

Veysonnaz Der Schweizer Skiort Veysonnaz wird immer mehr zum „goldenen Boden“ für Alessandro „Izzi“ Hämmerle. Wie in den Jahren zuvor sicherte sich der 27-jährige Vorarlberger die Kristallkugel für den Weltcupsieg im Snowboardcross. Dass er als gebürtiger Schweizer und später in Gaschurn Aufgewachsener einen „Heimvorteil“ genießt, lässt ihn ein wenig schmunzeln. „Vielleicht . . .“, meint er vielsagend. Dass ihm aber der Kurs Wallis so richtig behagt, das steht außer Frage. Und so war es auch in diesem speziellen Winter, der mit Absagen und coronabedingten Hindernissen begann. Am Ende aber war es eine SBX-Saison, die laut Hämmerle „besser war, als ich mir erwartet habe. Es hat sich doch nach einem normalen Winterprogramm angefühlt“.

Das Dutzend voll gemacht

Die Fahrten zu seinem dritten Weltcupsieg in diesem Winter, zum zwölften insgesamt und zu seinem Titelhattrick waren „Marke Izzi“. Vom Start weg die Konkurrenz unter Kontrolle halten und als Führender sein Gleitgefühl, seine mentale und körperliche Stärke als „Waffen“ gegen die Gegner ausspielen. Diese Attribute zeichnen den aktuell weltbesten Snowboardcrosser aus. So war es denn auch keine Überraschung, dass der Vorarlberger vom Achtelfinale bis ins große Finale alle seine vier Läufe gewann. Nach dem Semifinale stand auch der Gesamtweltcupsieg des Österreichers fest, doch Hämmerle ließ die Zügel im großen Finale keineswegs schleifen – ganz im Gegenteil: Er übernahm gleich auf der Startgeraden die Führung, die er trotz einiger heftiger Attacken seiner Konkurrenten bis ins Ziel nicht mehr aus der Hand gab.

„In den ersten beiden Läufen habe ich versucht, meine Kräfte ein wenig einzuteilen, weil ich gewusst habe, dass es im Semifinale und im großen Finale noch einmal richtig zur Sache gehen wird – und so war es dann auch. Als mein Sieg im Gesamtweltcup festgestanden ist, habe ich im großen Finale noch einmal so richtig befreit fahren können. Ich wollte das Rennen unbedingt gewinnen und habe in den letzten Lauf noch einmal alles investiert. Ich bin eine brutal gute Saison gefahren, habe dreimal gewonnen und war in fünf von sechs Rennen im großen Finale. Dazu habe ich mit WM-Silber in Schweden meine erste Medaille bei einem Großereignis geholt. Diese Erfolge machen mich überglücklich“, jubelte Alessandro Hämmerle, der im Ziel von Christian „Chisi“ Speckle, der beim Weltcupfinale als Speaker fungierte, die ersten Glückwünsche erhielt. Im Finale hatte er den US-Amerikaner Hagen Kearney, den Franzosen Merlin Surget und den Australier Adam Lambert auf die Plätze verwiesen. Bruder Luca Hämmerle (23) sowie der Wahl-Vorarlberger Julian Lüftner (28) belegte ex aequo Platz 25.

Der Druck, so verriet der stets cool wirkende Snowboarder, sei doch enorm gewesen. Doch er habe sich stets „wohlgefühlt“ und habe keine Nervosität verspürt. Jetzt, da es geschafft sei, ist die Genugtuung und Freude riesengroß. Und so genoss er die Kristallfeier am Abend im Kreise der österreichischen SBX-Mannschaft. So unterschied sich das Saisonende doch von jenem im Vorjahr, als der harte Lockdown jegliche Kristallfeier verhinderte.

Planungen laufen

Gestern kehrte der Montafoner zurück nach Hause. Schon heute will er mit den Planungen für die Olympiasaison beginnen. Deshalb wird er sich im Olympiazentrum in Dornbirn mit den Veranwortlichen an einen Tisch setzen und die Details besprechen. Ein wenig Urlaub darf auch sein. Vorerst beschränkt sich dieser auf Wintersport. „Die Schneeverhältnisse sind ja perfekt, deshalb werden wir die Tage schon noch ein wenig Freeriden gehen.“ Dass es hinkünftig, wie einst auch sein Titel-Hattrick-Vorgänger Xavier de Le Rue (41) auch auf der Freeride-World-Tour versucht, schloss Hämmerle kategorisch aus. „Ich habe ja schon einmal bei einem Contest mitgemacht. Aber ehrlich, es ist mir zu riskant und wäre zu stressig, sich auf zwei Sachen zu konzentrieren.“ Deshalb wird er sich bis zum Trainingsstart auch ein paar Entspannungstage gönnen.

„Ich wollte das Rennen unbedingt gewinnen und habe noch einmal alles investiert.“

Zur Person

Alessandro Hämmerle

Ist der dritte Snowboardcrosser mit dem Titel-Hattrick

Geboren 30. Juli 1993 in Frauenfeld/Schweiz, Familienstand ledig, Beruf HLSZ-Sportsoldat, Verein SV Gaschurn, Ausbildung Matura im Sportgymnasium Stams

Familie Vater Hanno, Mutter Caterina, zwei Brüder (Michael/30 und Luca/24)

Erfolge

2020/20 Weltcup-Gesamtsieger SBX 2019/20 Weltcup-Gesamtsieger SBX

2018/19 Weltcup-Gesamtsieger SBX

2016/17 Weltcup-Gesamtdritter SBX

SBX-Weltcupsiege (12)

Sotschi 2013, Montafon 2015 und 2019, Solitude Mountain Resort 2017, Bansko 2017, La Molina 2018, Moskau 2018, Baqueira Beret 2019, Veysonnaz 2020 und 2021, Chiesa in Valmalenco 2021, Reiteralm 2021

Olympische Winterspiele

Platz 17 in Sotschi 2014, Platz 7 in Pyeongchang 2018

WM-Ergebnisse

6. 2013 in Stoneham, 5. 2015 in Kreischberg, 11. (Einzel) bzw. 4. (Team) in der Sierra Nevada 2017, 16. 2019 in Solitude, 2. 2021 in Idre Fjäll

Junioren-Weltmeister 2012 in der Sierra Nevada 2012, Junioren-Vizeweltmeister in Erzurum 2013

Europacup-Gesamtsieger 2010/11