Sturköpfe, Taktiker und Menschenfänger

Sport / 05.07.2021 • 20:57 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Der spanische Sturschädel Luis Enrique.ap
Der spanische Sturschädel Luis Enrique.ap

So ticken die Trainer Enrique, Mancini, Hjulmand und Southgate.

London Sie haben ihre Mannschaften ins Halbfinale der EURO 202o geführt – unter erschwerten Bedingungen und oft begleitet von bisweilen ziemlich heftiger Kritik. Nun kommt es nicht zuletzt auf ihre taktischen Kniffe und Motivationskünste an. So ticken die Trainer der vier Mannschaften im Halbfinale.

Luis Enrique (Spanien) Nach zwei Vorrundenspielen ohne Sieg war Enrique (51) schon angezählt: die falschen Spieler nominiert, dann den falschen Stürmer (Morata) und den falschen Torwart (Simon) aufgestellt, die Mannschaft außerdem mental zu wenig belastbar. Jedoch: Der Asturier Enrique ist und bleibt ein Sturschädel. Der Plan, den er verfolgt, geht bislang auf, wenn‘s sein muss, mit ein bisschen Dusel: nach zwei Spielen mit je fünf Treffern zuletzt der Sieg im Elfmeter-Krimi gegen die Schweiz – weil im Tor einer steht, an dem Enrique trotz aller Kritik festhielt.

Roberto Mancini (Italien) Der ehemalige Offensivspieler Mancini (56) wird in seiner Heimat derzeit als eine Art Magier verehrt – nach der verpassten WM 2018 ist es ihm gelungen, die „Nazionale“ rundzuerneuern. Er setzt auf eine stabile Abwehr, lässt aber auch ungewohnt offensiv spielen. Allseits gelobt wird Mancini für seine Fähigkeit, eine Einheit aus den von ihm ausgewählten Spielern zu formen. Seit nunmehr 32 Spielen unbesiegt (27 Siege, davon 13 in Serie). Nur der altbekannte Hang der Italiener zur Schauspielerei und Zeitschinderei ist auch unter Mancini geblieben.

Kasper Hjulmand (Dänemark)Hjulmand (49) war nach dem Drama um Christian Eriksen zunächst als Psychologe gefragt – er bewältigte diese schwierige Phase mit bewundernswerter Ruhe. Zugute kam ihm, dass er mit seinen Spielern einen fast familiären Umgang pflegt. Der Vater von drei Kindern zeigte sich allerdings auch taktisch flexibel: Weil ihm in Eriksen sein wichtigster Spieler ausfiel, stellte Hjulmand sein System kurzerhand um, von 4-3-3 auf 3-4-3. Einer seiner Leitsätze: Die Spieler, die ein Spiel beenden, sind mindestens so wichtig wie die, die das Spiel beginnen.

Gareth Southgate (England) Mit dem Sieg gegen Deutschland hat Southgate (50) auch die letzten Zweifler überzeugt – vorerst zumindest. Er stand in der Kritik, weil er den Hurra-Stil der WM 2018 opferte und jetzt einen pragmatischen Ansatz verfolgt. Geht trotzt aller Kritik von außen unbeirrt seinen Weg – bislang erfolgreich, nicht zuletzt weil hinten die Null steht: fünf-EM-Spiele, und noch immer kein Gegentreffer. Southgate schafft es, seine Spieler bei Laune zu halten, er steht zu ihnen auch in schwierigen Phasen. Vertrauen, das sich auszahlt. Siehe Harry Kane.

Aus Italien eine Einheit geformt: Roberto Mancini.ap
Aus Italien eine Einheit geformt: Roberto Mancini.ap
Als Psychologe gefragt: Dänemarks Kasper Hjulmand.APA
Als Psychologe gefragt: Dänemarks Kasper Hjulmand.APA
Überzeugte die Zweifler: Englands Gareth Southgate. ap
Überzeugte die Zweifler:
Englands Gareth Southgate. ap