Spitalspläne führt zu Ärzteprotest und harte Worte des Dornbirner Bürgermeisters

Markus Fäßler hat keine Freude mit der wahrscheinlichen Abwanderung der Geburtshilfe nach Bregenz. Auch die Traumatologie und Orthopädie möchte er in Dornbirn behalten. Ärzte protestieren.
VN-Thementeam: Magdalena Raos, Marlies Mohr, Michael Prock
Dornbirn, Bregenz Die Vorarlberger Krankenhauslandschaft steht vor großen Veränderungen. Nach und nach zeichnet sich ab, wohin die Reise 2030 geht. Allerdings ist noch vieles unklar. Selbst Dornbirns Bürgermeister Markus Fäßler weiß nicht genau, welche Pläne das Land für sein Krankenhaus wälzt. Ihm seien zwei Varianten vorgeschlagen worden, erklärt er im VN-Gespräch. Nach VN-Informationen ist eine dieser zwei Varianten sehr wahrscheinlich: Die Geburtenstation dürfte nach Bregenz wandern, im Gegenzug die Unfallchirurgie nach Dornbirn kommen. Im Stadtkrankenhaus regt sich Protest.
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Schon seit Wochen spitzt sich die Diskussion um den Spitalsstandort Dornbirn zu. VN-Informationen bestätigen einen jüngsten Bericht des ORF, wonach die Geburtshilfe und die Gynäkologie nach Bregenz übersiedeln. Konkretes kann aber selbst Bürgermeister Fäßler nicht sagen, der sich am Mittwochabend mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher traf. “Sie legte mir zwei Varianten vor”, berichtet Fäßler sowohl den VN als auch den Spitalsmitarbeitern bei einer Infoveranstaltung am Donnerstagabend. Und zwar sehen die Varianten vor, die Geburtshilfe und Gynäkologie in Bregenz und die Orthopädie/Traumatologie in Dornbirn zusammenzulegen – oder eben umgekehrt. Hinter den Kulissen scheint die Entscheidung zwar schon gefallen zu sein, was bei Fäßler für Kritik sorgt. Allerdings wäre auch mit der umgekehrten Variante nicht glücklich: Ob so oder so, man zerstöre ein funktionierendes Krankenhaus, befürchtet der Dornbirner Bürgermeister. Sowohl was die Zahl der Patientinnen und Patienten betrifft, als auch in der Wirtschaftlichkeit. Auch er dürfte von der endgültigen Entscheidung am 6. November erfahren, wenn das Land die Öffentlichkeit in Kenntnis setzt.
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“Dornbirn verschließt sich der Diskussion um Zusammenlegungen nicht”, betont der Bürgermeister. Aber nicht ohne Faktenlage und in dieser schnellen Geschwindigkeit. Schon ab 2027 solle es so weit sein. “Ich verstehe die Sinnhaftigkeit dieser Schritte nicht. Ich möchte nicht, dass etwas geschieht, wie bei der ÖGK-Reform.” Ihm fehle eine Strategie. “Wir müssen wissen, was mit dem Standort Dornbirn bis 2040 geschieht.” Schließlich habe man viel investiert und der Standort sei wichtig für ein riesiges Einzugsgebiet. So spiele man mit der Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung. Eine weitere Befürchtung: Das Personal könnte mittlerweile so verunsichert sein, dass es in die Schweiz abwandert. “Und davon hätte niemand etwas. “
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Laut ORF soll auch die Kinder- und Jugendabteilung, die vor zehn Jahren saniert wurde, nach Bregenz. VN-Informationen zufolge gilt das auch für die gesamte Frauenheilkunde. In Dornbirn soll es dafür einen Schwerpunkt für Orthopädie und Unfallchirurgie geben. Die Urologie verbleibt nur zu einem kleineren Teil in Bregenz, der größere landet in Feldkirch.
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Im Stadtkrankenhaus protestiert das Team der Gynäkologie und Geburtshilfe gegen das Vorgehen. „Mit großer Skepsis und völlig überrannt“ nehme man die Schließung der Abteilung zur Kenntnis, halten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Schreiben fest, das den VN vorliegt und unter anderem an Rüscher und Fäßler gerichtet ist. Diese Entscheidung stehe in direktem Widerspruch zu allen bisherigen Planungen und Entwicklungen und hätte tiefgreifende Folgen für die medizinische Versorgung von Frauen in ganz Vorarlberg, befürchten die Ärztinnen und Ärzte. Die angekündigte Verlegung der Abteilung bedeute auch, jahrelange Aufbauarbeit zunichtezumachen.
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Eine Übersiedelung der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe nach Bregenz würde zudem die Auflösung von funktionierenden Zentren wie dem Beckenbodenzentrum oder des onkologischen Zentrums für Brustgesundheit mit sich bringen. „Sie müssten in Bregenz neu aufgebaut und können erst nach Jahren wieder zertifiziert werden.“ Die Mediziner verweisen außerdem auf jene Abteilung, die seit mehr als 15 Jahren die forensischen Untersuchungen für weibliche Missbrauchsopfer in ganz Vorarlberg durchführt. „Die Entscheidung ist medizinisch nicht nachvollziehbar, organisatorisch kaum umsetzbar und gesundheitspolitisch ein Rückschritt“.
Die Landesregierung ist bei der Informationsveranstaltung nicht dabei. Er habe das Land nicht eingeladen, sagt Fäßler.