Die neuen Carbon-Laufschuhe: bockig, aber sehr schnell

Auch beim Sparkasse 3-Länder-Marathon werden die neuen Laufschuhe mit eingebauten Carbonplatten der absolute Renner sein. Schuhspezialist Martin Schnetzer aus Altach klärt auf.
Altach Schick sieht definitiv anders aus. Mit ihren dicken Sohlen muten Carbon-Laufschuhe eher wie Gesundheitstreter an. Dafür sollen sie schnell sein, ziemlich schnell sogar. So wurden die Weltrekorde im Marathon der Frauen und Männer mit genau solchen Schuhen verbessert. Was sie auch noch sind: steif, ziemlich steif und bockig. Sie geben beim Drücken oder Drehen keinen Millimeter nach. Dafür katapultiert die in der Mittelsohle verbaute Carbonplatte den Läufer beim Abrollen auf dem Vorfuß quasi wie eine Sprungfeder nach vorne. Das nimmt in einem Wettkampf einiges an Zeit von der Uhr. Carbon-Schuhe zählen außerdem zu den Fliegengewichten unter den Laufschuhen. Gerade einmal 200 bis 250 Gramm bringt ein Schuh auf die Waage. Er ist allerdings gewöhnungsbedürftig.

Individuelle Sache
Inzwischen hat jede Sportschuhmarke, die etwas auf sich hält, einen Carbon-Laufschuh als Aushängeschild im Angebot. Carbonplatten im Schuh sind derzeit so etwas wie der Stoff, aus dem Siegerträume gesponnen werden. „Fängt eine Marke an, ziehen die anderen sofort nach, weil sie einen Materialnachteil befürchten“, kennt Martin Schnetzer (51) die Mechanismen der Laufschuhindustrie nur allzu gut. Selbstredend kann der Altacher Laufschuh-Spezialist seinen Kunden ebenfalls die Wunderwaffen im Kampf gegen Stunden, Minuten und Sekunden offerieren. Von sich aus tut er es jedoch in den wenigsten Fällen. Er hört sich zuerst an, wo der sportliche Schuh drückt. Dann erst geht es in die Analyse. „Laufschuhe sind eine sehr individuelle Angelegenheit“, sagt er und schaltet ein Video ein, das einen Kunden auf dem Laufband mit drei verschiedenen Modellen zeigt. In dem mit Glasfaserplatten verstärkten Schuh knickt der Fuß ungesund nach links weg. Im Carbon-Schuh sieht die Sache zwar besser aus, aber irgendwie steif. Letztlich verließ der Kunde das Geschäft mit einem Laufschuh, den Schnetzer als Mittelding bezeichnet. Auch sein Lieblingsschuh ist eine Mischform aus weich und stabil.

Alles, was neu auf den Laufschuh-Markt kommt, testet Martin Schnetzer zuerst selbst. „Ich will die Wirkung an meinem Fuß spüren“, erklärt er. Auf 20 verschiedene Schuhtypen kommt er so in einem Jahr. Der Carbon-Schuh war ebenfalls dabei. Seine Erfahrung damit: „Aufgrund der Steifigkeit lässt es sich damit eigentlich nur auf Asphalt und schönen Forststraßen wirklich gut laufen.“ Bei Unebenheiten kann es ungemütlich werden. Überhaupt fühle sich der Schuh im ersten Moment sehr ungewohnt an. „Erst nach mehreren Läufen passt er sich dem Körper an“, hat Schnetzer festgestellt.

Vor dem Verkauf der Selbsttest
Es sind fast nur Profis, die auf den Carbon-Laufschuh setzen. Bei Breitensportlern ist er weniger gefragt, und wenn, dann höchstens als Zweitschuh. Zwei Paar Laufschuhe verschiedener Marken empfiehlt der Fachmann sowieso, denn beim Laufen ist es die gleichbleibende Belastung, die Beschwerden verursacht. Das lässt sich mit unterschiedlichen Schuhen zumindest abfedern.
