Das ist der Mann der ersten Stunde

Der Montafoner Markus Schairer (34) erinnert sich im Gespräch mit den VN an die Anfänge rund um den Snowboardcross-Sport.
Schruns Wenn am Freitag und Samstag die weltbesten Snowboardcrosser am Hochjoch um Weltcuppunkte kämpfen, werden Erinnerungen an die Anfänge der Rennen in Schruns-Hochjoch wach. Diese sind eng verbunden mit Markus Schairer, dem SBX-Weltmeister von 2009. Als 17-Jähriger wurde er ins ÖSV-Team aufgenommen und kam sogleich zu seinen ersten Weltcuprennen. „Im Gegensatz zu heute sind wir damals über ein paar Hügel gesprungen und gefahren“, lacht der 34-Jährige, der nicht erst nach seinem Rücktritt 2018 als Polizist tätig ist. Einst war es der „Kick“, den er als junger Snowboarder, der davor auch Parallelrennen gefahren ist, gesucht und gefunden hat. „Die Geschwindigkeit, der Kampf Mann gegen Mann – für mich war das das Nonplusultra.“ Im Gespräch mit den VN blickt er noch einmal auf seine Snowboardcross (SBX)-Zeit zurück und wagt eine Prognose.
Veränderungen im SBX-Sport? Der Sport und die Athleten haben sich extrem schnell entwickelt. Im Sommer bin ich immer wieder mit Izzi Hämmerle, Lukas Pachner oder Julian Lüftner zusammen. Das sind alle drei Paradesportler. Auch die Kurse haben sich verändert. Früher wurde der Schnee einfach mal zusammengehäuft, heute bauen die Leute mit GPS-Geräten den am Computer gezeichneten Kurs modellgetreu nach. Es wird megaprofessionell gearbeitet. Allerdings sind auch die Ansprüche an die Veranstalter in all den Jahren gewachsen.
„Früher sind wir über ein paar Schneehügel gesprungen und
Markus Schairer über die Entwicklung im Snowboardcross
gefahren.“
Weltcup Montafon? Das Montafon ist 2012 zu einem guten Zeitpunkt eingestiegen. Von Beginn an wurde eine besondere Qualität geliefert. Nur gut, dass die einstigen Pläne, bis ins Tal zu fahren nicht umgesetzt wurden. Schon so ist das Rennen am Berg im Dezember schneetechnisch eine Punktlandung. Hinsichtlich Abwicklung, Kursbau und Event ist das Montafon sicherlich der Vorreiter im Weltcup.
Dominanz von Alessandro „Izzi“ Hämmerle? Wundert mich nicht. Schon früh hat man gesehen, dass er ein Großer wird. Von der Statur her ideal, ein super Gewicht. Ein Megatalent, mit einem Wahnsinnsgespür für das Board. Und er hat die gewisse Lockerheit. Ich bin mir sicher, dass er noch lange dominieren wird.
Verbesserungen? Ich würde mir wünschen, dass Snowboard- und Skicrosser wieder gemeinsam an einem Weltcuport sind. Und deswegen bin ich froh, dass Uwe Bayer (SBX) und Klaus Waldner (Skicross) seitens der FIS ebenso denken. Es gäbe neue Übertragungsmöglichkeiten, etwa das Nutzen einer Drohne oder einer Cable Cam. So kann der TV-Zuseher noch mehr die Geschwindigkeit des Sports und die Dramatik sehen.
Schairer war bei seinen Starts in den Heimrennen bis auf 2016/17 (11.) immer auf dem Stockerl zu finden. Ein Sieg, zwei zweite Plätze und ein dritter Rang stehen zu Buche. „Wenn ich an die Siegerehrung im Tal zurückdenke, bekomme ich noch heute eine Gänsehaut“, erzählt Schairer, der auch in diesem Jahr für ein paar Tage am Berg als Helfer im Einsatz war. Weniger gut ist die Erinnerung an seinen schweren Sturz bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, als er sich den fünften Halswirbel brach und sich dann im Herbst aus dem Sport zurückzog. Geblieben ist ein „zwicken, hin und wieder“, wie es der zweifache Vater nennt.
Dem Sport ist er als FIS „Course Advisor“ treu geblieben, auch wenn er diesbezüglich in diesem Winter kürzer tritt. Grund dafür ist eine Ausbildung bei der Polizei. Schairer besucht sowohl einen Kurs für die „mittlere Führungsebene“, zudem macht er eine Alpinausbildung. „Wenn das abgeschlossen ist, möchte ich weiter für die FIS arbeiten.“ Zumal er seine Expertise in die Planungen für die Freestyle-WM 2027 im Montafon einbringen möchte.