Altach-Krise: Jetzt reden die Spieler

Altachs Jan Zwischenbrugger, Adthe Nuhiu und Tino Casali stellen sich den Vorwürfen von Ex-Coach Canadi.
Altach Weihnachten steht vor der Tür, doch bei Vorarlbergs Bundesligisten Cashpoint SCR Altach herrscht aktuell so gut wie kein Weihnachtsfrieden. Grund dafür sind die Aussagen des ehemaligen Cheftrainers Damir Canadi. Nach seiner Freistellung ließ der 51-Jährige seiner Enttäuschung freien Lauf und lederte dabei gegen seine ehemalige Mannschaft. Explizit nannte Canadi Jan Zwischenbrugger und Adthe Nuhiu, die als Rädelsführer in Sachen Erstellung eigener Spielpläne bzw. Taktiken für die Spiele gewerkt haben sollen. Der Wiener warf den Routiniers vor, ihn hintergangen zu haben. Den dritten Spieler in dieser Revolte, wie Canadi es umschrieb, wollte er nicht nennen, doch gemeint war Tormann Tino Casali.
„Unsere Intention war, dass wir den Trainer voll unterstützen wollten.“
Adthe Nuhiu, Stürmer SCR Altach
Vorwürfe haltlos
Nun wehren sich die drei Altacher Kicker gegen die Vorwürfe des Ex-Trainers, „denn sie sind alle vollkommen haltlos und entsprechen absolut nicht der Wahrheit“, erklärt Altachs Rekord-Bundesligaspieler Zwischenbrugger. Teambesprechungen ohne den Trainer oder dessen Staff, also nur mit Teilnahme der Kicker, gab es schon seit Saisonbeginn. Diese fanden entgegen den Behauptungen von Canadi, laut Nuhiu immer nur an den Spieltagen statt, „wobei sich das definitiv nicht so abspielte, dass einer von uns dreien vorne gestanden ist und den anderen etwas erklärt oder gar eingetrichtert hat. Sondern wir sind zusammengesessen und haben uns auf die Partie eingeschworen, was wir alles machen wollen“. Zwischenbrugger legt dazu nach, „dass wir nur das noch einmal besprochen haben, was uns der Trainer im Training für die jeweilige Partie mitgegeben hat. Von eigener Taktik war nie die Rede, das ist ein völliger Blödsinn“.

„Ich persönlich hatte zu keinem Zeitpunkt einen Grund gegen den Trainer zu agieren, da dieser mich zur Nummer 1 gemacht und mir zu jederzeit sein volles Vertrauen ausgesprochen hat und wofür ich ihm auch sehr dankbar bin”.
Tino Casali, Tormann SCR Altach
Verantwortung übernehmen
Vielmehr beschwören alle drei, dass man selbst Verantwortung übernehmen wollte in schweren Phasen der Saison. „Das hat der Trainer von uns ja auch eigenfordert, dass wir uns mit dem im Training erarbeiteten auch danach noch beschäftigen sollen. Unsere Intention war, dass wir ihn voll unterstützen“, stellt Nuhiu klar.
Eine weitere Begründung für die Teamsitzungen sieht Zwischenbrugger in einer Hilfestellung für die vielen jungen Spieler im Kader des SCRA. „Die Hemmschwelle bei den jungen Kickern, dem Trainer noch etwaige Fragen zu sportlichen Dingen zu stellen, war sicher eine größere als bei den älteren Spielern. Deshalb sahen wir uns in der Pflicht, dies zu übernehmen und den Jungs da weiterzuhelfen“. Dazu verwendete man Taktik-Folien und Grafiken. Ein Umstand, der Canadi, als er davon erfuhr, gewaltig aufstoßen ließ. („Das war nur eine bildliche Hilfestellung“). Auch den Vorwurf der Gruppenbildung können die Drei entkräften, „denn es waren immer alle anwesend, also stimmt auch das nicht“.
„Die Vorwürfe sind haltlos und entsprechen absolut nicht der Wahrheit“
Jan Zwischenbrugger, Spieler SCR Altach
Unverständnis
Eine Erklärung für die Aussagen von Canadi haben Nuhiu, Zwischenbrugger und Casali nicht. „Canadi war ein wichtiger Grund für mich, nach Altach zu kommen. Der Coach hat mich sogar zu einem Vize-Kapitän gemacht, hat sich sicher etwas dabei gedacht. Also warum soll ich plötzlich gegen ihn arbeiten wollen? Im Gegenteil: Ich habe immer alles für die Mannschaft und ihn gegeben. Daher finde ich die ganze Sache jetzt richtig traurig“, bringt es Nuhiu auf den Punkt.
Auch Tormann Casali kann sich keinen Reim machen: „Ich persönlich hatte zu keinem Zeitpunkt einen Grund gegen den Trainer zu agieren, da dieser mich zur Nummer 1 gemacht und mir zu jederzeit sein volles Vertrauen ausgesprochen hat und wofür ich ihm auch sehr dankbar bin. Daher kann ich von meiner Seite nur bekräftigen, dass ich und wir als Mannschaft lediglich nach Lösungen gesucht haben und wir uns dabei vielmehr selbst in die Pflicht genommen haben, als die Fehler beim Trainer oder anderen Faktoren zu suchen. Das ist jetzt zu einer solchen Fehlinterpretation gekommen ist tut mir persönlich sehr leid“.
Zwischenbrugger gibt Einblick, warum es zu den Aussagen von Canadi gekommen sein könnte. In der Woche vor dem letzten Auswärtsspiel bei der SV Ried poppte die Causa intern auf, „und da hatte der Coach dann wohl schon seine Meinung gebildet. Ich bin darauf sofort zu ihm und wollte ihm alles erklären. Doch er hat abgewunken, wollte nicht mit mir reden. Erst am nächsten Tag kam es in Beisein von Werner Grabherr und Geschäftsführer Chrostoph Längle zu einem Gespräch, doch Canadi wollte da schon nicht mehr auf die Sache eingehen. Für ihn war klar, dass wir eine eigene Taktik aufgestellt haben, alles weitere blockte er“.

Enttäuschung
Warum sich die Spieler nun öffentlich zu Wort melden wollten, erklärt Nuhiu: „Weil meine Seele, sowie die aller anderen, absolut rein ist. Hier beim Klub und auch im näheren Umfeld weiß man, wie sich die Sache zugetragen hat, aber in der Öffentlichkeit stehen wir jetzt wie die Sündenböcke da. Das darf nicht sein, weil wir alle voll mit dem Trainer mitgezogen sind. Ich finde es echt schade, dass so etwas in meiner Karriere vorkommt. Denn so einen Vorwurf gegen mich gab es noch nie, weil ich auch nicht den Charakter dafür haben“.
Beim SCRA selbst sah man nach Offenlegung aller Daten, Fakten und auch des internen Mannschaftschats jedenfalls keine bewusste Aktion gegen den Trainer. „Wir wünschen uns grundsätzlich Spieler, die Verantwortung übernehmen. In diesem Fall hätte auch schon früher mit dem Trainer Rücksprache gehalten werden können, warum dies nicht geschah, kann ich nicht beurteilen“, so Sportdirektor Grabherr, der dennoch Konsequenzen in Betracht zieht: „Das geschieht dann aber intern“.