Austrias Jagd nach Stimmen

Um ab der Saison 2023/24 nicht dauerhaft in Innsbruck spielen zu müssen, braucht Austria Lustenau Hilfe der Klubs.
Lustenau Seit Samstag steht fest, dass Austria Lustenau sportlich in der Qualifikationsgruppe gegen den Abstieg kämpfen wird. Hingegen dauert es noch ein wenig, bis klar ist, wo die Grün-Weißen bei Klassenerhalt tatsächlich ihre Heimspiele in der Saison 2023/24 austragen werden. Zwar wurde im Antrag zum Erhalt der Bundesligalizenz das Tivoli-Stadion als Heimspielstätte genannt, doch wie bereits am Donnerstag, 2. März, in den VN zu lesen war, arbeitet man an der Umsetzung eines „Wunschszenarios“ aus Lustenauer Sicht.
Ausnahmen gebraucht
Will die Austria im Herbst 2023 bis zum Start des Neubaus am 13. November im Reichshofstadion spielen, braucht es die erste Ausnahmegenehmigung. Denn Austrias Heimstätte ist für 2023/24 nicht zugelassen. „In dieser Sache sehen wir gute Chancen, denn wir haben ja mittlerweile gezeigt, dass man im Reichshofstadion Bundesliga spielen kann“, gibt sich Austrias Vorstandssprecher Bernd Bösch optimistisch. Danach soll es in die beim Lizenzantrag angegebene Heimspielstätte nach Innsbruck ins Tivoli gehen. Für so wenig Matches wie möglich. Denn bereits ab März will die Austria die Heimspiele im ImmoAgentur Stadion in Bregenz austragen. Um in Bregenz spielen zu dürfen, bedarf es aber ebenfalls eines außerordentlichen Antrags der Austria auf eine Ausnahmegenehmigung. Diese soll es erlauben, in einem Stadion spielen zu dürfen, das über keine Rasenheizung (ein A-Kriterium für ein Bundesligateam) verfügt. Ein Szenario, das eben genehmigungspflichtig ist. Das Ansuchen geht aber nicht an die Bundesliga per se, sondern an alle Klubs der ersten und 12 Vereine der zweiten Liga. Gestattet wird der Antrag, wie auch bei jenem bezüglich des Reichshofstadions, nur bei einer Zwei-Drittel-Mehrheit.
61 von 92 Stimmen benötigt
Eine Eingabe des Bittgesuchs der Austria an die Bundesliga soll demnächst erfolgen. Davor will man aber noch eine Klubkonferenz der Liga im März, wie auch eine der 2. Liga im April, abwarten. „Da werden wir uns im Gesamten ein erstes Bild machen, wie es um die Bereitschaft steht“, erklärt Bösch.
Mittlerweile steht fest, dass alle zwölf Klubs der Bundesliga sowie zwölf der 16 Vereine der 2. Liga stimmberechtigt sind. Die Amateurteams fallen raus, der FC Liefering enthält sich seiner Stimme. Insgesamt liegen 60 Stimmen bei den Bundesligavereinen, 32 bei den Zweitligisten. Jedem Oberhausklub stehen fünf Stimmen zu, die Klubs aus Liga zwei erhalten jeweils knapp 2,5 Stimmen. Nach Adam Riese benötigt die Austria also 61,33 Stimmen, damit der Antrag positiv ausfällt.
Selbstredend, dass jeder Bundesligist alles dafür tun wird, um weiter Teil der Beletage des österreichischen Fußballs zu sein. Gut anzunehmen, dass fünf der sechs Klubs in der Qualifikationsgruppe den Antrag ablehnen, was bereits einen Verlust von 25 der 92 möglichen Stimmen für die Austria nach sich ziehen würde. Bleiben nur mehr 67 Stimmen über.
Wobei zu erwähnen ist: Durch die Angabe des Tivoli-Stadions Tirol in Innsbruck als Heimstätte beim Lizenzanztrag wird der Abstiegskampf auf jeden Fall sportlich entschieden. Denn, egal wie die Abstimmung ausfällt, die Austria wird, sofern sie es sportlich schafft, oben zu bleiben, immer in der Bundesliga agieren – wenn sie die Heimspiele am Innsbrucker Tivoli austrägt.
Alles offen
Die VN haben sich diesbezüglich bei einigen Vereinen umgehört, um eine Tendenz auszuloten. Die Rückmeldungen gehen von strikter Ablehnung bis hin zu Wohlwollen. Ohne Namen der Vereine oder Vereinsverantwortliche zu nennen, konnte kein gemeinsamer Tenor bezüglich eines möglichen Antrags der Lustenauer auf eine weitere Ausnahmegenehmigung ausgemacht werden.
So war von „dass der Plafond bezüglich Ausnahmen nun erreicht ist“ oder „dass dieses Wunschszenario der Austrianer ja mehrere Ausnahmen benötigen würde. Wie stellt man sich das vor?“ bis hin zu „im Sinne des Sports sollte man da ein Auge zudrücken“ oder „wenn die Austria es sportlich schafft, in der Liga zu bleiben, soll sie dort auch spielen“. Auch von Enthalten von Stimmen war bei einigen Klubs die Rede.
Bösch sieht der ganzen Sache zuversichtlich entgegen. „Weil die bisher von uns eingeholten Rückmeldungen positiv waren.“ Ein wichtiger Faktor ist für Austrias Vorstandssprecher das Abwarten auf den Lizenzerhalt: „Ich denke, wenn dies einmal über die Bühne gegangen ist, werden die einzelnen Vereine sicher etwas entspannter unserem Anliegen gegenüberstehen.“
Fakt ist: Es wird spannend. Weil die Austria ab jetzt nicht nur Punkte, sondern auch Stimmen braucht.
„Wir sehen der Causa zuversichtlich entgegen, weil Rückmeldungen positiv waren.“
