Rindts Nachfolger beenden Toyotas Siegesserie

Ferrari gelingt ein perfektes Comeback in Le Mans – Tiroler Binder auf dem Podest der LMP2-Klasse.
Le Mans Charles Leclerc fieberte in der Box mit, und sein Blick wirkte wehmütig. Denn was ihm und seiner Scuderia in der Formel 1 seit Langem verwehrt bleibt, schafften seine Teamkollegen Antonio Giovinazzi, James Calado und Alessandro Pier Guidi bei der Rückkehr von Ferrari mit einem Prototyp in Le Mans: Auf Anhieb den Gesamtsieg, den ersten für die Italiener nach 58 Jahren, als Jochen Rindt und die beiden Amerikaner Masten Gregory und Ed Hugus 1965 in ihrem privaten Ferrari 250 LM gewannen. Seit 1973 war Ferrari nicht mehr werkseitig mit einem Prototyp vertreten. Der Sieg war ein besonderer: Nicht nur, weil die mit der AF-Corse-Mannschaft in die Langstrecken-WM (WEC) zurückgekehrte Scuderia die Serie von Toyota in Le Mans nach fünf Erfolgen en suite beendete, sondern weil der Klassiker an diesem Wochenende das 100-Jahre-Jubiläum zelebrierte.

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Titelverteidiger Toyota fand sich in ungewohnter Situation wieder: Kamui Kobayashi musste den GR 010 Hybrid schon um Mitternacht nach einer Kollision abstellen, im zweiten Auto verbremste sich Ryo Hirakawa 1:45 Stunden vor dem Ziel in der Arnage-Kurve und touchierte die Barriere, konnte zwar zur Reparatur an die Box, doch damit war das Duell der beiden führenden Wagen, die lang innerhalb von 15 Sekunden fuhren, vorbei. Der Japaner und seine Kollegen Sébastien Buemi und Brendon Hartley mussten sich mit 1:22 Minuten Rückstand mit Platz zwei begnügen, während Le-Mans-Heimkehrer Cadillac die neuen V-Series R-Prototypen auf die Plätze drei und vier brachte und damit höchst zufrieden sein konnte.

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Das Gegenteil traf auf Porsche und Peugeot zu, die ein Rennen zum Vergessen erlebten. Die Franzosen führten in der ersten Rennhälfte sowohl durch Gustavo Menezes als auch durch den Schweizer Nico Müller kurzzeitig (was Stellantis-Konzernchef Carlos Tavares entzückt mit Foto des TV-Bildes in der Box festhielt), doch am Ende blieb für Jean-Éric Vergne, Paul di Resta und den Wahl-Bregenzer Mikkel Jensen nur Rang acht, weil Vergne in der Nacht im Regen nach einem Dreher zwei Runden verlor, während der zweite 9X8 am Morgen nach einem Unfall ausschied. Der Porsche 963 von Kévin Estre, André Lotterer und Laurens Vanthoor vergab seine Podiumschance nach einem Unfall des Wahl-Bregenzers Estre und später wegen eines Tauschs der Batterie. So war der neunte Rang des im Finish ebenfalls mit technischen Problemen zurückgefallenen 963 von Christensen/Mackowiecki/Cameron ein mehr als enttäuschendes Ergebnis für die Stuttgarter, die damit wenig zu den Feiern anlässlich des 75-Jahr-Firmenjubiläums beitragen konnten.


In der Klasse der kleineren Prototypen (LMP2) schaffte der Tiroler René Binder einen Überraschungserfolg: Mit seinen Kollegen Neel Jani und Nicolas Pino fuhr er den Duqueine-Oreca auf Platz drei, sein wohl größter Erfolg im Langstreckensport. Der Wahl-Bregenzer René Rast kam im Tower-Oreca gar nicht zum Einsatz, weil Teamkollege Ricky Taylor nach nur 19 Runden nach einem Crash aufgeben musste. Ferdinand Habsburg hatte bis eine halbe Stunde vor dem Ende den dritten Platz in der LMP2 in Griffweite, dann aber warf ein Aufhängungsproblem den im Finish von Robin Frijns gesteuerten WRT-Oreca auf Rang fünf zurück.

Eine Sonderleistung gelang dem jungen Schweizer Fabio Scherer, der bei einem Fahrerwechsel in der Boxenstraße von einem Konkurrenten angefahren wurde und eine Knöchelverletzung erlitt, aber dennoch seine Stints abspulte und den Inter-Europol-Boliden zum LMP2-Klassensieg steuerte. In der GT-Klasse fuhr der Niederösterreicher Richard Lietz im Proton-Porsche lang in der Spitzengruppe, doch nach 20 Stunden flog sein Teamkollege, Hollywoodstar Michael Fassbender, in den Porsche-Kurven in die Begrenzung. Der 911 RSR war nicht mehr reparabel. GK