Keine Vorteile, viel Unruhe

Warum ein Wechsel Ricciardo statt Pérez bei Red Bull ein Risiko wäre.
Spielberg Wenn der Gegner auf der Strecke nicht zu schlagen ist, dann kommen psychologische Tricks ins Spiel. Also wird Formel-1-Dauersieger Red Bull Racing vor dem Heimrennen am Sonntag in Spielberg immer öfter mit der Frage konfrontiert, ob der zuletzt fehleranfällige Sergio Pérez ein Austauschkandidat wäre. Womit versucht wird, Unruhe ins dominante Team zu bringen.
Faktum ist: Der Mexikaner hätte im mit Abstand besten Auto des Feldes seit Miami mehr herausholen können. Faktum ist aber auch, dass er als Einziger Superstar Max Verstappen heuer zwei Mal schlagen konnte. Und weiterhin Zweiter in der WM ist, wenn auch mit 69 Zählern Rückstand auf den Teamkollegen und „nur“ neun Punkten Vorsprung auf den zweiten Saisonstar, Fernando Alonso im Aston Martin. Red Bulls noch immer mächtiger Motorsport-Berater Helmut Marko stellte Überlegungen eines Fahrertauschs zuletzt mehrmals in Abrede, merkte aber in einem ORF-Interview an, dass man Ersatzpilot Daniel Ricciardo beim Reifentest demnächst genau evaluieren würde.
Nur: Wird Pérez ausgetauscht, ist ein WM-Doppelsieg für Red Bull nicht mehr möglich. Ein Double, das im Vorjahr durch den Egoismus von Verstappen (keine Unterstützung für den Mexikaner im Finale) vertan wurde und Charles Leclerc gerade noch zum Vize-WM-Titel verhalf. Pérez müsste schon in katastrophale Unform verfallen, um das Team wirklich zur Demontage zu zwingen. Und außer Ricciardo, dessen Einsatz nach einem Dreivierteljahr ohne Rennen ein Risiko wäre, gibt es keinen realistischen Kandidaten – zumal die Zukunftshoffnung Liam Lawson zuerst in Japan die Superformula gewinnen soll.
Verstappen klarer Favorit
Verstappen kommt als klarer Favorit zum Red Bull Ring, auf dem er schon vier Mal siegte: 2018, 2019, 2021 im Grand Prix von Österreich und 2021 zusätzlich im Steirischen GP. Doch es gab in der jüngeren Zeit auch Rückschläge für Red Bull und Super-Max: 2020 holte Mercedes mit Bottas und Hamilton zwei Siege im Aichfeld, 2022 störte Leclerc die Bullenparty, doch seither ist Ferrari in der Formel 1 sieglos.
Umbennenung in „Max-Ring“
Vor dem Auftritt vor der neuerlich zu erwartenden „orangen Mauer“ der niederländischen Fans sagt Verstappen: „Ja, in Spielberg hatten wir ziemlich viel Erfolg, großartige Momente mit den Fans.“ Und fügt lachend an: „Ich muss wohl mit Mark (Mateschitz) reden, ob er den Ring nicht Max-Ring nennen will, wenn ich dort fünf Mal gewonnen habe. Nein, das wird nicht passieren, die Umbenennung, meine ich.“ Die Stimmung erfasse auch die Piloten, meint der 25-Jährige: „Die Tribünen sind auf dem Red-Bull-Ring sehr gut platziert, die Fans sehen weite Teile der Strecke, daher ist sie eine der besten für die Zuschauer. Aber auch wir Fahrer bekommen viel mit von der tollen Atmosphäre.“
Trotz der Formkrise des Teamkollegen hält Verstappen den Mexikaner noch für den gefährlichsten Rivalen: „Es schaut doch nach teaminterner WM-Entscheidung aus, weil unser Auto einfach sehr schnell ist. Wir müssen aber abwarten, wie sehr sich die Konkurrenten verbessern werden. Ich schließe niemand von Siegeschancen aus.“
Nach dem 100. F1-Sieg von Red Bull Racing in Montréal und seinem 41., mit dem er Ayrton Senna einholte, bestreitet Verstappen die Bedeutung von Statistiken: „Darum kümmere ich mich nicht wirklich. Ich wollte nie in die Formel 1, um Rekorde zu brechen. Ich weiß nicht, wie lang meine Erfolgsserie anhalten wird. Man soll einfach den Moment genießen.“ GK
