Pogacar macht Boden gut

Titelverteidiger Jonas Vingegaard bei der Tour de France nur mehr neun Sekunden voran.
Grand Colombier Tadej Pogacar rollte bei seinem nächsten Nadelstich im Sekunden-Poker fast mit einem Lächeln über den Zielstrich, der völlig entkräftete Jonas Vingegaard musste knapp dahinter von einem Helfer von der Straße geschoben werden. Der Thriller namens 110. Tour de France wurde am Grand Colombier noch einmal spannender, nur noch neun Sekunden trennen Verfolger Pogacar von Spitzenreiter Vingegaard. Dem explosiven Antritt des Slowenen auf dem letzten Kilometer konnte der schmächtige Däne einmal mehr nicht folgen.
„Ein guter Anfang“
„Es war ein kleiner Sieg für uns mit den Sekunden. Das ist ein guter Anfang“, sagte Pogacar am französischen Nationalfeiertag mit Blick auf die bis Mittwoch folgenden Alpenetappen. Den Sieg am Freitag holte sich Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski als Solist vor dem Belgier Maxim van Gils. Pogacar wurde Dritter und sicherte sich so vier weitere Bonussekunden.
Er lobte seinen Widersacher Vingegaard in den höchsten Tönen: „Er ist ein super Fahrer, einer der besten Kletterer der Welt. Es ist echt schwer, ihn abzuhängen. Ich habe es mit einem langen Sprint versucht, am Ende war ich richtig am Limit. Aber die Sekunden waren es wert.“ Vingegaard meinte gelassen: „Das Ziel war es, mein Gelbes Trikot zu verteidigen. Das ist mir gelungen. Die Tour wurde erst einmal durch wenige Sekunden entschieden.“
Volle Attacke
Pogacars Team war mit hohem Tempo in den Schlussanstieg im französischen Teil des Juras gefahren. Vingegaard, der zum 18. Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot trug, wich nicht vom Hinterrad des Slowenen, nahm ihn praktisch in Manndeckung. Erst auf dem letzten Kilometer nahm sich Pogacar ein Herz, setzte eine seiner gefürchteten explosiven Attacken. Vinge-
gaard ließ nach etwa 200 Metern abreißen, hielt den Schaden aber noch in Grenzen und rollte knapp hinter Pogacar über die Ziellinie.
Heute steht mit dem 151,8 Kilometer langen Weg nach Morzine die erste richtig schwere Alpenetappe an. Drei Berge der ersten Kategorie müssen erklommen werden, ehe es auf dem der höchsten Kategorie zugeordneten Col de Joux Plane sogar noch Bonussekunden zu ergattern gibt.