Auf der Suche nach dem Speed

Ein britisches oder ein neuseeländisches Boot? Noch haben sich Bildstein/Hussl nicht entschieden.
Den Haag Für viele Segler ist die WM ab Freitag vor Den Haag die wichtigste Regatta seit den Olympischen Spielen 2021 in Tokio. Denn es geht um Quotenplätze für Paris 2024. Die Vize-Europameister von 2020 in der 49er-Klasse, Benjamin Bildstein/David Hussl, haben seit den für sie enttäuschenden Sommerspielen in Japan vieles umgekrempelt, Materialumstellungen wurden vorgenommen, neue Boote angeschafft. Noch läuft es nicht wunschgemäß, Ziel ist freilich dennoch die Frankreich-Fahrkarte.
Das Duo war sich schnell einig, dass man eine neue Olympia-Kampagne starten wird, nahm nach der Oman-WM im November 2021 und dem dort wie bei Olympia zehnten Rang aber erst einmal eine mehrmonatige Pause. An Resultaten folgten bei Großereignissen seitdem 2022 die Plätze sieben bei der EM im Juli und acht bei der WM. Heuer stehen Rang drei bei der Kieler Woche und elf beim Olympia-Testevent vor Marseille zu Buche.
„Letztes Jahr haben wir eine passable Saison hingelegt, seit dem Winter tun wir uns sehr schwer. Es ist bisher eine harte Saison, wir sind noch ein Stück weit weg von der Weltspitze und müssen in vielen Bereichen aufholen“, so der Wolfurter Bildstein. Das gute Abschneiden in Kiel sei unerwartet gekommen. „Aber schön, weil es ein Revier ist, das sehr viel Können von einem Segler abverlangt.“
Adaptierung notwendig
Das neue Reglement erforderte eine Adaptierung des gesamten Rigg, bei neuen Masten und neuen Segeln dauert es, bis das richtige Set-up gefunden wird. „Alle Teams haben bei Null angefangen“, sagte Bildstein. „Wir hatten lange kein Material mit gutem Speed. Wir haben uns vorgetastet, ein Set-up gefunden, einen Mast, mit dem wir arbeiten können.“ Die letzte Umstellung erfolgte vor drei Wochen. Mit ihrer seglerischen Entwicklung sind Bildstein/Hussl zufrieden, sie wähnen sich auf einem Level wie nie zuvor, erarbeiteten neue Skills.
Jahrelang auf einem neuseeländischen Boot unterwegs, setzen Bildstein/Hussl bei der WM auf ein britisches, wie es viele Konkurrenten fahren. „Andere Charakteristik, anderes Gefühl“, erklärte der Steuermann aus dem Ländle. „Das britische Boot ist am Bug vorne verspielter und bietet uns mehr Möglichkeiten beim Kreuzen. Bei den Bedingungen in Den Haag mit Starkwind und schwierigen Wellen ist es fein, einen leichteren Bug und mehr Spielraum zu haben.“ Definitiv für die Zukunft ist die Entscheidung zwischen neuseeländischem und britischem Boot aber noch nicht gefallen, im Olympia-Revier vor Marseille wird noch ein Test gemacht.
Das WM-Revier vor der niederländischen Küste präsentiert sich gegenwärtig mit viel Wind und ist ohnehin anspruchsvoll. „Die Strömung ist sehr stark, fast wie wenn man auf einem Fluss segelt. Da stehen uns spannende Weltmeisterschaften bevor. Auch für uns wird es eine spannende Woche – und sicher keine leichte. Hoffentlich reicht es, in die Top 10 reinzufahren und das Olympiaticket zu lösen. Das ist das ganz große Ziel.“ Zehn Boote qualifizieren sich direkt für Paris. Man zähle nicht zum erweiterten Favoritenkreis.
„Wir arbeiten aber mit Hochdruck daran, das zurechtzubiegen. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, sehr hart, intensiv und klar in den diversen Themenbereichen gearbeitet und hatten viele hochwertige Wasserstunden“, sagte Bildstein.
Österreich ist in acht der zehn olympischen Klassen vertreten, große Hoffnungen dürfen sich Lara Vadlau/Lukas Mähr in der 470er-Kategorie auf einen der acht Olympia-Quotenplätze machen. In derselben Klasse versuchen sich auch Rosa Donner/Niklas Haberl, im 49er weiters Keanu Prettner/Jakob Flachberger, im Nacra 17, wo neun Boote für Paris alles klar machen, Laura Farese/Matthäus Zöchling und Lukas Haberl/Tanja Frank. Mit dabei sind auch Clemens Kübber (ILCA 7/16 Quotenplätze), Alina Kornelli, Valentin Bontus (beide Formula Kite/8) sowie Lorena Abicht und Theo Peter (beide iQFoil/11).
„Es ist bisher eine harte Saison, wir sind noch ein Stück weit weg von der Weltspitze.“
