Brasilianer: Fünf Amateurklubs erhielten Besuch von der Finanzpolizei

Wegen angeblich illegal beschäftigen Brasilianern. Insider: “Es erinnert an einen Online-Shop für Fußballer”.
Schwarzach Illegal beschäftigte Spieler aus Brasilien beschäftigen die Finanzpolizei, wie der ORF Vorarlberg berichtet. „Es ist eigentlich nichts anderes als ein Online-Shop für Fußballer“, verrät ein Insider aus dem Vorarlberger Amateurfußball, der namentlich nicht aufscheinen möchte.

Im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten erklärt der Vereinsfunktionär das „System Brasilianer“ im Amateurfußball. „Als Verein definierst du deinen Wunsch, ob laufstarker Sechser oder großer, bulliger Stürmer. Danach erhälst du einen oder mehrere Vorschläge, erhälst ein Video, meist von schlechter Qualität und entscheidest dich für einen Spieler.“ Diese kämen schließlich mit einem Touristenvisum und der Möglichkeit einer dreimonatigen Befristung. Die Vereine seien sich auch bewusst, dass sie sich in einem rechtlichen Graubereich befinden. Deshalb werde sehr genau geplant. Das betreffe den oftmals späteren Einstieg in die Vorbereitung ebenso wie die meist frühzeitige Abreise der Spieler. Dass es diesbezüglich auch „schwarze Schafe“ unter den Vereinsfunktionären gebe, bestätigt er – denn: „Es kommt nicht selten vor, dass Klubs die Dreimonatefrist überziehen.“ Er kenne auch Fälle, in denen der Stempel im Pass für eine Wiedereinreise-Verweigerung durch die Ausstellung eines neuen Passes umgangen wurde. Zudem sei hinsichtlich der Unterkünfte für die Spieler die Bandbreite zwischen guten Wohnungen und Matratzenlagern eine breite.

Fünf Klubs betroffen
Weshalb begeben sich die Klubs dennoch auf das dünne Eis: „Weil Spieler aus Brasilien günstiger sind, vor allem mit Blick auf die Qualität.“ Es gebe Positionen, „da kannst du dir als Verein keinen Spieler aus dem Land leisten“. Es dürfe, so der Informant, der soziale Aspekt jedoch nicht außer Acht gelassen werden werden. „Nicht wenige Spieler arbeiten in Brasilien in Fabriken, für einen Monatslohn von 200 Euro.“ Zumal viele brasilianische Fußballer sich den Traum von einem Profileben in Europa erfüllen möchten.

Die Finanzpolizei hat österreichweit in den Regionalligen vermehrt Mitteilungen des AMS erhalten, dass Spieler ohne Beschäftigungsbewilligung als Vereinsspieler tätig sind. Bei den Übertretungen handelt es sich um Vergehen nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz, teilweise auch wegen Sozialversicherungs-Meldevergehen, da die Spieler nicht korrekt angemeldet waren bzw. nicht alle Gehaltsbestandteile erfasst waren. Österreichweit gebe es acht Fälle, fünf davon in Vorarlberg. Festnahmen gab es keine. Auf die Frage, welche Vereine betroffen sind sowie auf die einzelnen Ergebnisse der Kontrollen und Ermittlungen kann auf Grund der abgabenrechtlichen Geheimhaltungspflicht nicht eingegangen werden. Laut VN-Informationen sollen zumindest drei Klubs aus dem Bregenzerwald im Visier der Finanzpolizei stehen.

AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter. Ams
Die fehlenden Beschäftigungsbewilligungen sind beim AMS durch eine Routinekontrolle aufgefallen. Bei Drittstaatsangehörigen, die sich anmelden, wird immer überprüft, ob es kürzlich schon einmal ein Beschäftigungsverhältnis gegeben hat. „Und wenn sie schon einmal beschäftigt gewesen sind, aber ohne Bewilligung zum Beispiel, dann geben wir es an die Finanzpolizei weiter“, erklärt Vorarlbergs AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter. Zum aktuellen Fall könne er aber nichts sagen.

Keine Handhabe
Seitens des Vorarlberger Fußballverbandes beobachte man die Entwicklung schon über einige Jahre, wie Präsident Horst Lumper den VN bestätigt. Mehr als Aufklärungsarbeit könne man jedoch nicht leisten. „Wir haben öfb-intern einmal eine Prämie für den Einsatz von heimischen Spielern überlegt, ähnlich dem Österreichertopf in der Bundesliga. Doch dafür fehlt das Geld,“ erklärt Lumper – und: „Sind Ab- und Anmeldeverfahren bei den Verbänden in Brasilien und Österreich abgewickelt, sind die Spieler sportrechtlich einsetzbar.“ Die Vertragsangelegenheiten würden den Vereinen obliegen. Allerdings betont der Jurist: „Sobald auch Geld fließt, steht ein Spieler in einem Arbeitsverhältnis. Das ist mit einem Touristenvisum nicht vereinbar.“
VN-Thementeam: Mike Prock, Johannes Emerich, Christian Adam