Vorfreude sticht Müdigkeit

Gegen den Rekordmeister Rapid will Altach am Sonntag eine lange Serie endlich beenden.
Altach Es ist das 42. Bundesligaduell beider Mannschaften, es ist nach Siegen gerechnet die Partie gegen den Klub mit den zweitmeisten Siegen für Altach und auch das Spiel, das nach dem Ende zweier Serien schreit. Mit Rapid gastiert am Sonntag (14.30 Uhr) ein Gegner in der Cashpoint Arena, der stets Emotionen weckt und in dessen Aufeinandertreffen stets ein Stück Fußballgeschichte geschrieben wurde. Zwölf Siege durften die Rheindörfler in den bisherigen Begegnungen verbuchen, nur gegen die Austria aus Wien (16) gab es mehr Erfolgsmeldungen in der Altacher Bundesliga-Historie. Andererseits wurden die letzten vier Spiele verloren, man ist gegen Rapid seit 360 Minuten ohne Torerfolg.
Dementsprechend groß ist auch die Vorfreude bei Spielern wie Manuel Prietl („Es ist alles angerichtet für einen heißen Fight“) und auch Cheftrainer Joachim Standfest. Letzterer weiß auch: „Davon, dass wir die nächste Cuprunde erreicht haben, können wir uns schon am nächsten Tag nichts mehr kaufen. Also ist der Fokus klar auf das Rapid-Spiel gerichtet.“
Startelf-Ligadebüt
Fix ist, dass Prietl, der erst Anfang Oktober zur Mannschaft gestoßen ist, sein Startelfdebüt in einem Pflichtspiel für Altach feiern wird. Darauf hat sich Standfest bereits festgelegt. Muss er doch Kapitän Lukas Jäger, der gelbgesperrt ausfällt, ersetzen. Weitere personelle Veränderungen will sich der Coach noch offen halten. Wohlwissend, dass die Cuppartie viel Kraft gekostet hat. Und so wird er in Sachen Kaderplanung das heutige Training noch abwarten. Wenngleich er überzeugt davon ist, dass „drei Spiele in einer Woche nicht das große Problem darstellen“. Allerdings seien am Tag nach dem Spiel doch einige kleinere Wehwehchen zutage getreten.
Davon ist bei Prietl nichts zu spüren. Vielmehr genießt der Weststeirer das Gefühl, wieder in einem Mannschaftstraining integriert zu sein. Denn nach sieben Saisonen bei Arminia Bielefeld, in denen er sehr viele Glücksmomente (Aufstieg, Bundesliga) erleben durfte, aber auch bittere Stunden (zwei Abstiege) erlebte, hat der Klub im Sommer den Vertrag mit dem Mittelfeldspieler nicht mehr verlängert. „Für mich war das natürlich eine ganz neue Erfahrung“, sagt der 32-Jährige, dessen Gattin derzeit mit dem endgültigen Umzug von Deutschland nach Vorarlberg beschäftigt ist. So habe er sich in den vergangenen Monaten in einer kleinen Gruppe in Bielefeld fit gehalten. „Das hat extrem viel Spaß gemacht, auch weil einige junge Spieler dabei waren.“ Da habe er das Gespür für den Begriff Vorbildfunktion entwickelt, zudem sei er sich bewusst geworden, in welcher Blase Fußballer leben. „Plötzlich stehst du da vor dem Aus. Es kann alles so schnell gehen. Gerade da habe ich es schätzen gelernt, was diesen Job ausmacht.“ Nun verspüre er die Vorfreude auf das Spiel und die Zuschauer im Stadion. „Ich bin dankbar, dass sich die Option Altach aufgetan hat“, sagt Prietl und hofft, dass sich die Mannschaft für die vielen guten Halbzeiten („Wir haben einiges richtig gemacht“) ergebnistechnisch belohnen kann.
Klare Vorstellungen
Mit Respekt wolle man dem Gegner begegnen. Unabhängig davon, wieviel Unruhe die sportlich magere Bilanz der Hütteldorfer klubintern weckt. „Das ist ihr Kaffee und spielt für uns keine Rolle“, stellt Standfest klar. Ebenso fokussiert wirkt er, wenn er davon spricht, dass „wir alles andere als darauf ausgerichtet sind, nur zu reagieren“. Kompakt stehen wolle man, Nadelstiche setzen, aber auch Offensivdruck erzeugen. „Ich denke, die Mannschaften haben inzwischen gemerkt, was sie erwartet, wenn sie nach Altach kommen. So wollen wir uns auch gegen Rapid präsentieren.“
Hinsichtlich des Kaders sorgte diese Woche die Rückkehr von Abwehrspieler Constantin Reiner (26) und Stürmer Gustavo Santos (27) ins Mannschaftstraining für noch größere personelle Überlegungen. Zumal der Faktor Kraftverschleiß nach den 90 Cupminuten auf tiefem Terrain nicht ganz außer Acht gelassen werden kann. Da gilt es für den Trainer in der richtigen Wahl abzuwägen zwischen Vorfreude und Müdigkeit. VN-cha
„Wir sind alles andere als darauf ausgerichtet, nur reagieren zu wollen.“

Teamnews
CASHPOINT SCR ALTACH
MÖGLICHE AUFSTELLUNG (3-5-2) Stojanovic – Felix Strauss, Lukas Gugganig, Koller – Gebauer, Prietl, Bähre, Fadinger, Lukacevic – Nuhiu, Reiter
ERSATZ Schützenauer – Edokpolor, Bischof, Abdijanovic, Jan Jurcec, Ingolitsch, Zwischenbrugger
ES FEHLEN Bukta, Reiner, Gustavo Santos (alle rekonvaleszent), Jäger (Gelbsperre)
SK RAPID WIEN
MÖGLICHE AUFSTELLUNG (4-2-3-1) Hedl – Schick, Querfeld, Hofmann, Auer – Grgic, Kerschbaum – Kühn, Seidl, Grüll – Burgstaller
ERSATZ Gartler – Oswald, Strunz, Gale, Mayulu, Kerschbaum, Kasanwirjo
ES FEHLEN Sattlberger (gesperrt), Cvetkovic (Knie), Kongolo (verletzt)