Entschlossenheit vor Tor fehlt

Sport / 06.11.2023 • 21:27 Uhr
Entschlossenheit vor Tor fehlt

Drei Niederlagen und zwei Unentschieden in den letzten fünf Ligaspielen. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Altach strahlt zu wenig Torgefahr aus. Beim 0:2 gegen Rapid hat für mich das Spiel gegen den Ball gepasst, allerdings fehlte mir in Ballbesitz die Überzeugung im Kombinationsspiel. Zu oft wurde versucht, das Spiel mit langen Bällen zu eröffnen, doch da hatten die Wiener den Vorteil auf ihrer Seite. Zudem fehlte im letzten Drittel die nötige Durchschlagskraft, die „Gier“, unbedingt ein Tor zu erzielen.

In gewohnter 3-5-2-Grundordnung hatte Coach Joachim Standfest die Mannschaft ins Spiel geschickt. In der Abwehr wurde mit drei Verteidigern agiert, im Mittelfeld kamen zwei Außenspieler, zwei Sechser und ein Zehner zum Einsatz. Als Sturmspitzen spielten Dominik Reiter und Atdhe Nuhiu. Rapids Zoran Barisic ließ sein Team im gewohnten 4-2-3-1 auflaufen. Altach wusste im ersten Spielabschnitt in der Defensive zu gefallen. Allen voran Abwehrchef Lukas Gugganig, der mit seinem guten Stellungsspiel und seiner Ruhe am Ball für Stabilität in der Abwehr sorgte. Auch die beiden Sechser Mike Bähre und Manuel Prietl zeigten sich laufstark und aggressiv im Zweikampfverhalten. Vermisst habe ich jedoch das Umschaltspiel.

Auf der Zehnerposition wurde Lukas Fadinger von den Rapidlern gut aus dem Spiel genommen. So hatten die Wiener mehr Spielanteile, fanden aber im überragenden Schlussmann Dejan Stojanovic ihren Meister. Auch in Sachen Kompaktheit kann ich Altach nichts vorwerfen, allein im Angriffsspiel wurde im gegnerischen Strafraum zu wenig Gefahr ausgestrahlt. Bezeichnend: Es reichte nur zu zwei Halbchancen in Hälfte eins.

Nach der Pause ging es in derselben Tonart weiter. Rapid war mehr am Ball, Altach verteidigte bis zum Auftritt von Rapid-Stürmer Guido Burgstaller sehr solide. Deshalb ein Kompliment an den 34-Jährigen, mit welcher Technik er das 1:0 erzielte. Ein Tor mit Prädikat Weltklasse. Danach folgte für mich eine Schlüsselszene des Spiels: Eine großartige Aktion über Nuhiu und Christian Gebauer. Das Zuspiel von Gebauer konnte Stürmer Reiter am kurzen Pfosten nicht im Tor unterbringen. Bezeichnend für die aktuelle Torflaute in der Bundesliga, denn Reiter ging mit dem falschen Fuß zum Ball. Das folgende 0:2 durch ein unglückliches Eigentor bedeutete schließlich eine „doppelte Strafe“ innert weniger Minuten. Schließlich konnte auch ein Dreifachwechsel nicht den gewünschten Erfolg bringen. Im Gegenteil, Rapid bekam mehr Räume und hatte noch zwei Topchancen.

Mein Fazit: Altach spielte brav, vielleicht zu brav gegen ein Rapid, dass selbst seiner Topform nachläuft. Wie gesagt, defensiv hat Alt­ach viel Gutes gemacht. Offensiv bringt man zu wenig Spieler in die gegnerische Box. Sollte dies den Rheindörflern wieder gelingen, wird es mehr Tore und auch Siege zu bejubeln geben.

Dieter Alge (57) ist Fußballtrainer mit Erfahrung im Profi-, Amateur- und Nachwuchsbereich.