Klima-Diskussion und kein Ende

Sport / 08.11.2023 • 17:33 Uhr

Ski-Weltcup spürt Auswirkungen auch auf das Speed-Opening in Zermatt.

Zermatt-Cervinia Zwei Wochen nach Sölden wird wieder in einem wetteranfälligen Gletschergebiet gefahren, was grundsätzlich umstritten ist. Es geht um Sinn und Unsinn solcher Rennen, den frühen Herbsttermin und Eingriffe in die Natur. Die Macher der Rennen verweisen ihrerseits auf grüne Errungenschaften wie das erste solarbetriebene Starthaus mit integrierter Photovoltaikanlage.

Die Gletscher-Problematik war schon ein Aspekt der Diskussion rund um den Weltcup-Auftakt in Sölden. In der Wissenschaft herrscht einigermaßen Konsens darüber, dass Skifahren in höheren Lagen, wozu also Gletscher-Skigebiete zählen, trotz Klimaerwärmung noch am längsten möglich sein wird. Andererseits schreitet der Rückgang der Gletscher rapide voran. In diesem Spannungsfeld, in dem sich sportliche und touristische Interessen, Naturschutz und öffentliche Meinung mischen, bewegen sich auch die grenzüberschreitenden Abfahrten in der Schweiz und Italien.

Für die Matterhorn-Rennen sind „Nachhaltigkeit und der respektvolle und schonende Umgang mit der Natur“ seit jeher ein Anliegen, wie es auf der Webseite heißt. Zermatt ist ohnedies autofrei, im Dorf verkehren Elektrotaxis und Elek­trobusse. Allgemein empfohlen wird die Anreise per Bahn und Bus. Das Starthaus bestehe aus einer leichten pneumatischen Hülle, die ohne Erdöl hergestellt werde, und könne sich selbst mit Solarstrom versorgen. Im Nachhaltigkeitskonzept wird auch betont: die Infrastruktur und die Pistenflächen seien größtenteils schon für touristische Zwecke genutzt worden; es seien keine Bäume gerodet worden; der technische Schnee auf einem Drittel der Rennstrecke komme aus Schmelzwasser; Plastikgeschirr und -becher würden vermieden und vermehrt Fingerfood angeboten.

Gegenläufige Antworten bietet die Wissenschaft auf die Frage, ob der Skibetrieb und der technische Aufwand dahinter das Sterben der Gletscher beschleunigen. Laut Forschern würden Gletscherflächen, die für Pistenzwecke präpariert werden, weniger abschmelzen als die unbearbeiteten Flächen. Nichtsdestotrotz dürfte dem Ski-Weltverband FIS bewusst geworden sein, dass Bilder von Baggern, die auf Gletschern herumfuhrwerken, ein Imageproblem bedeuten. „Wir dürfen nicht mit Maschinen den Gletscher bearbeiten, müssen mehr den natürlichen Schnee nutzen“, sagte Generalsekretär Michel Vion. Das deutet auf eine baldige Verlegung des Weltcup-Starts hin.