Die zentrale Rolle von Torben Rhein

Bayern-Leihgabe muss noch mehr Verantwortung übernehmen.
Lustenau Es war der wahrscheinlich schönste Spielzug der Vorsaison – zumindest aus der Sicht der Fans von Austria Lustenau. Als Torben Rhein den Ball im zweiten Derby über die Altach-Verteidigung lupfte und damit das 3:0 der Grün-Weißen gegen den Lokalrivalen aus Altach vorlegte, blitzte das Genie des Deutschen auf. Im neuen Fußball-Deutsch spricht man von der Packing-Rate, also wie viele Gegenspieler mit einem Pass überwunden werden. Im Fall von Rheins Derby-Vorlage waren es gleich fünf Altacher Verteidiger, die mit einem simplen Lupfer überspielt wurden. Dass Rhein das Können besitzt, in der österreichischen Bundesliga mehr als nur ein Mitläufer zu sein, hat der langjährige deutsche Junioren-Nationalspieler nicht nur in dieser Szene bewiesen. Allerdings fehlt dem 20-Jährigen die Konstanz in seinem Spiel. Zu häufig bleibt Rhein unauffällig und ist nicht in der Lage, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Außerdem machte ihm im Frühjahr eine Adduktorenverletzung zu schaffen, die lange nicht richtig diagnostiziert wurde.
Im Sommer war die Verlängerung der Leihe des FC-Bayern-Spielers deshalb der logische Schritt. „Wir waren uns alle schnell einig, dass diese Geschichte mit dem letzten Jahr noch nicht abgeschlossen ist und wir noch ein Jahr dranhängen wollen“, sagte Austrias Sportkoordinator Alexander Schneider damals. Im gewohnten Umfeld sollte seine Entwicklung einen Schub erleben und Rhein auf größere Aufgaben in der deutschen Bundesliga vorbereiten. Doch der Deutsche vermochte in dieser Saison noch nicht zu überzeugen und stand nur 745 von 1170 Minuten auf dem Platz. „Es ist allgemein eine schwierige Situation, auch für mich persönlich. Aber wenn der Erfolg zurückkommt, wird jeder Einzelne wieder besser performen. Ich habe keinen Stress, denn die Saison ist noch lange“, sagt Rhein.
Dem 20-Jährigen könnte die Systemumstellung auf eine Fünferkette, die Trainer Markus Mader vor dem Spiel bei Austria Wien vorgenommen hat, zugutekommen. Da die Seite jetzt von Außenspieler Baila Diallo beackert wird und Rhein in die Mitte ziehen kann. Denn er fühlt sich im Zentrum oder auf den Halbpositionen deutlich wohler. Durch die Sperre von Pius Grabher sollte der Standardspezialist auch am Samstag gegen den WAC gesetzt sein.
Elfmeterspezialist
Die Niederlagen der vergangenen Wochen scheinen abgehakt. Eine Szene des Spiels gegen St. Pölten gilt es noch zu diskutieren. Nach dem unglücklichen 0:3-Rückstand zur Pause („Wir sind in der Kabine gesessen und haben uns gefragt, wie es so weit kommen konnte.“) hatte die Austria in der Schlussphase die Chance zum Ehrentreffer durch einen Elfmeter. Als Schütze wäre Rhein von Trainer Mader vorgesehen gewesen, doch Namory Cisse schnappte sich selbstbewusst den Ball. Rhein ließ seinen Teamkollegen gewähren, anstatt selbst die Verantwortung und den Ball zu übernehmen, prompt vergab der Stürmer die Chance, die Torsperre zu durchbrechen.
Doch es sind genau diese Situationen, an denen Rhein wachsen muss. Der Youngster ist in Lustenau, um Verantwortung zu übernehmen – auf und neben dem Platz.
Champion auf der PlayStation
Auf seinen ersten Bundesligatreffer wartet der Deutsche noch. Im Cup gelang ihm gegen die Vienna sein Premierentreffer in Grün-Weiß just aus einem Elfmeter. Gute Erinnerungen hat der gebürtige Berliner auch an den WAC. Vor gut fünf Monaten gewann die Austria in Kärnten im Rahmen des Europacup-Play-offs gegen die Wolfsberger mit 2:1 nach Verlängerung. Es ist bis heute der bislang letzte Bundesliga-Sieg der Lustenauer. Rhein bereitete damals beide Treffer vor und hatte großen Anteil am Erfolg.
Dass der Deutsche kein reiner Schönwetterspieler ist, hat er während der vergangenen Woche bewiesen. Rhein holte sich den Titel beim mannschaftsinternen PlayStation-Turnier, im Finale gab es einen knappen Sieg gegen den großen Favoriten Enes Koc. „Im Fußball gewinnt nicht immer der Bessere, sondern oft der Cleverere“, sagt Rhein, grinst und meint damit sowohl den virtuellen als auch den realen Sport.
„ Wenn der Erfolg zurückkommt, wird jeder Einzelne wieder besser performen.“