Keine Billigung, aber viel Unruhe

Sport / 21.12.2023 • 21:37 Uhr

Allein UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin nach EuGH-Urteil „amüsiert“

Luxemburg Im Streit um die Gründung einer Super League hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) für Aufsehen gesorgt. Das höchste europäische Gericht teilte mit, dass die großen Fußballverbände FIFA und UEFA andere Bewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten dürfen, an diesen Wettbewerben teilzunehmen. Was aber haben die Richter denn nun genau entschieden?

Was hat die UEFA dem Urteil zufolge falsch gemacht?

Die UEFA hat nach Ansicht des EuGH ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht. Denn: In der EU soll grundsätzlich ein fairer Wettbewerb gelten. UEFA und FIFA haben aber eine solche Monopolstellung, dass sie grundsätzlich die Bedingungen für den Marktzugang von Konkurrenten diktieren können. In solchen Fällen müssen transparente und nicht diskriminierende Regeln gelten, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Das trifft nach Ansicht der Richter aber nicht auf die Regeln der UEFA und des Weltverbands FIFA zu. Deshalb dürfen die Verbände den Spielern und Vereinen nicht verbieten, an Konkurrenz-Wettbewerben teilzunehmen.

Ist das der Startschuss für die Super League?

Nicht unbedingt. Denn der EuGH betont nämlich extra: Das Urteil bedeutet nicht, dass ein Wettbewerb wie die Super League unbedingt genehmigt werden muss. Es ging nur darum, ob die Regeln der UEFA gegen das Europarecht verstoßen.

Was hat das mit den Fernsehzuschauern zu tun?

Der EuGH legt auch strenge Regeln an die Verwertung der Medienrechte an. Fernsehzuschauer, Unternehmen, aber auch Vereine könnten durch die harten Vorgaben von UEFA und FIFA daran gehindert werden, in den Genuss neuer und potenziell innovativer Wettkämpfe zu kommen. Das schränkt den Wettbewerb ein, hieß es im Urteil.

Wie geht es jetzt weiter?

Ob die bisher geltenden UEFA- und FIFA-Regeln unter Umständen doch sinnvoll sein können, beispielsweise damit möglichst viele Akteure im Fußball-Business davon profitieren, soll in weiterer Folge das Gericht in Spanien entscheiden, das den EuGH um Klärung gebeten hatte. Das Handelsgericht Madrid muss dabei die Vorgaben des EuGH beachten.

Wer sind die Befürworter des Projekts?

Öffentlich zur Super League deklariert haben sich von Club-Seite nur Real Madrid und der FC Barcelona. Laut Bernd Reichart, der die Super League für die Agentur A22 vertritt, gibt es viele interessierte Vereine, er wolle aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Namen nennen.

Wer sind die Gegner?

Dazu zählen neben UEFA und FIFA unter anderem die europäische Fan-Organisation (FSE) und die Nationalverbände, die um ihre Einnahmen aus dem UEFA-Solidaritätsmodell bangen. Auch große nationale Ligen wie jene Spaniens oder Deutschlands lehnen die Super League (noch) ab, ebenso wie der FC Bayern. Dass englische Top-Clubs bei dem Projekt dabei sein könnten, gilt ebenfalls als unwahrscheinlich. Klar gegen die Super League positioniert haben sich außerdem der ÖFB und die heimische Bundesliga.