Volle Metros und teure Hotels

Sport / 22.12.2023 • 19:02 Uhr
Die Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Paris soll auf der Seine vor der Kulisse des Eiffelturms über die Bühne gehen.Reuters
Die Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Paris soll auf der Seine vor der Kulisse des Eiffelturms über die Bühne gehen.Reuters

Olympische Sommerspiele in Paris 2024: Verkehrssituation und Sicherheit auf dem Prüfstand.

Paris Wer als Tourist oder Pendler in übervollen Pariser Metros unterwegs ist, kann sich ausmalen, was Politiker und Experten jetzt auch offen aussprechen. Wie soll es bei den Olympischen Sommerspielen kommendes Jahr in der französischen Hauptstadt gelingen, zusätzlich zum täglichen Ansturm Hunderttausende Zuschauer zu den Sportstätten zu bringen? „Tatsächlich wird es Orte geben, an denen der Transport nicht bereit sein wird, weil es nicht die Anzahl der Züge und die Frequenz geben wird“, sagte Bürgermeisterin Anne Hidalgo kürzlich.

Als Nestbeschmutzerin bezichtigten andere Politiker Hidalgo und verwiesen auf intensive Vorbereitungen für einen reibungslosen Transport der Zuschauer. „Der Verkehr ist ein Schlüsselelement für eine erfolgreiche Organisation der Spiele“, teilten die Olympia-Macher mit. Der Erfolg des Verkehrsplans sei eine echte kollektive Herausforderung und setze Koordination und Antizipation voraus. Die Sommerspiele finden vom 26. Juli bis 11. August 2024 statt.

Das U-Bahnnetz ist veraltet

Dabei sagte auch der Chef der Pariser Verkehrsbetriebe RATP, Jean Castex: „Wir haben ein veraltetes Netz. Es gibt mindestens acht von zehn Linien, die nicht mehr in der Lage sind, einen qualitativ hochwertigen öffentlichen Dienst zu gewährleisten.“ Ursache seien mangelhafte Investitionen in das Netz. Fakt ist, dass die Spiele in die Sommerferien fallen, in denen viele Pariser in den Urlaub fahren. Transportminister Clément Beaune rief die übrigen Einwohner auf, während der Spiele wenn möglich aus dem Homeoffice zu arbeiten.

Aber war das alles nicht absehbar? Umfangreiche Ausbauten des Metro- und S-Bahnnetzes wurden zwar in Angriff genommen, vieles aber wird für die Spiele nicht fertig sein. Die Verlängerung einer wichtigen Metro-Achse zumindest soll kurz vor den Spielen in Betrieb gehen und zusätzliche Busse sollen die Bahnen entlasten. Damit alles rollt, ist die Rekrutierung zusätzlichen Personals noch vollauf im Gange, wie auch für andere Bereiche der Spiele.

Wenig gastfreundlich sind allerdings die erhöhten Tarife, die die Pariser Verkehrsbetriebe zu den Spielen planen. Quasi verdoppeln sollen sich die Preise für Einzel- und Wochenkarten, nur für Pendler mit Monats- und Jahreskarten bleiben die Tarife gleich. Mit den Preisaufschlägen will die Hauptstadtregion erwartete Mehrkosten von rund 200 Millionen Euro abdecken.

Kosten für Hotels explodieren

Und auch bei Hotelbuchungen müssen sich Besucher der Spiele auf tüchtige Preisaufschläge gefasst machen, wie die Zeitung „Les Échos“ berichtete. Es gebe einen Anstieg der Zimmerpreise um 314 Prozent, wenn man die Preise dieses Sommers mit denen während der Spiele vergleiche. Der Durchschnittspreis für eine Übernachtung liege dann bei 699 Euro statt wie in diesem Sommer bei 169 Euro. Im November bereits rief das Pariser Tourismusamt die Branche zur Mäßigung auf. Die Stadt fürchtet angesichts solcher Preise inzwischen um den Ruf der Spiele und sieht auch andere Ereignisse behindert, wenn während des Sommers solche Hotelpreise verlangt werden.

Unterdessen sind angesichts der in Frankreich vor zwei Monaten verhängten höchsten Terrorwarnstufe vorsichtige Zweifel am Format der Eröffnungsfeier der Spiele aufgekommen. Diese soll zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele nicht in einem Stadion stattfinden. Stattdessen sollen die Olympioniken in Booten auf der Seine vor der Kulisse des Eiffelturms von Gästen aus aller Welt begrüßt werden. Ob das unter Sicherheitsaspekten machbar ist, fragt man sich gerade nach der Terrorattacke in unmittelbarer Nähe des Pariser Wahrzeichens Anfang Dezember.

Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra sah die Feier dadurch aber zunächst nicht gefährdet. Eine Verlagerung der auf der Seine unweit des Anschlagsorts geplanten Feierlichkeiten ziehe man derzeit trotz terroristischer Risiken nicht in Erwägung, sagte sie. Einen Plan B gebe es nicht, aber Anpassungsmöglichkeiten bei der bestehenden Planung, etwa in Bezug auf die Zuschaueranzahl und den Sicherheitsbereich.

„Wir haben keinen Plan B, wir haben einen Plan A, in dem es mehrere Pläne B gibt.“