Altach auf „Geheimmission”

Der mögliche Wettbetrug in der Türkei ist für den Verein abgehakt, die UEFA schaut sich den Fall an.
Side Baden gingen die Profis des Cashpoint SCR Altach nur beim Besuch am Mittelmeer im Rahmen des Trainingslagers in der Türkei. Die enttäuschenden Testspiel-Ergebnisse sorgten noch bei keinem der Verantwortlichen für Unruhe.
„Dass wir in den ersten Spielen Probleme haben, kam nicht ganz unerwartet”, sagte Trainer Joachim Standfest in Side, „weil die Mannschaft nach den harten Trainings keine Frische haben konnte.” Das soll sich zum Abschluss des Trainingslagers allerdings ändern, wenn die Rheindörfler am Donnerstag erneut zwei Testspiele gegen den kosovarischen Klub FC Suhareka (9 Uhr) und gegen Tschornomorez Odessa aus der Ukraine (13 Uhr) bestreiten. Mit diesen Spielen beginnt die direkte Vorbereitung auf das Cups-Viertelfinale gegen den DSV Leoben am 3. Februar. „Dann werden wir in Richtung Stammmannschaft gehen, der Donnerstag wird mehr Aussagekraft haben”, betonte Sportdirektor Roland Kirchler. Die finalen Spiele in der Türkei werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, um dem kommenden Gegner aus der Steiermark keine Erkenntnisse zu liefern. „Wir wollen Leoben kein Video geben, in dem sie sehen, wie wir wirklich aufgestellt sind und wie unsere Startformation aussieht”, betonte Standfest.
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Vor dem Cup-Duell am Monte Schlacko soll aber noch ein letztes Testspiel in Altach stattfinden, erzählte Kirchler. Details zu Gegner oder Zeitpunkt des Spiels gibt es allerdings noch keine.

„Altach hat richtig gehandelt”
Die Vorkommnisse von Montagfrüh, als der türkische Schiedsrichter beim Testspiel der Altacher gegen den FC Spartacus völlig abstruse Entscheidungen getroffen hatte, waren bereits abgehakt. „Es war spannend, der Schiri spielte die Hauptrolle. Aber gut, dass wir 90 Minuten gespielt haben”, übte sich Lukas Jäger im Sarkasmus. Die Verantwortlichen des SCRA hatten unmittelbar nach dem Spiel eine Meldung über die Vorkommnisse bei der Bundesliga, dem ÖFB und dem Play Fair Code erstattet. „Der Verein hat genau richtig reagiert”, betonte VFV-Präsident und Jurist Horst Lumper im VN-Telefonat, „ob wirklich etwas dahintersteckt, wissen wir alle nicht. Für die Mannschaften ist es natürlich äußerst unangenehm, und es könnte auch ein Wettbetrug vorliegen, wenn der Schiedsrichter vorsätzlich etwas manipuliert hat.” Für einen Verein wie Altach geht es in solch einem Fall zwar nicht um Punkte, doch Auffälligkeiten sollten in jedem Fall gemeldet werden. „Auch wenn jemand an mich herantritt mit dem Vorhaben etwas zu verschieben, muss man das melden. So wie es Altach getan hat.”

Dass es in dieser Causa zu einem weiteren Nachspiel kommen wird, ist dennoch eher unwahrscheinlich. Die UEFA würde nur Ermittlungen aufnehmen, wenn es Beweise für Betrug gäbe. Ob dies dem türkischen Verband und dem einheimischen Schiedsrichter nachgewiesen werden kann, erscheint derzeit eher ungewiss. „Das ist erfahrungsgemäß schwierig”, bestätigte auch der Vorsitzende der Kontroll- und Disziplinarkammer der UEFA, der Kärntner Richter Thomas Partl.

Die Schiedsrichter für Testspiele im Rahmen eines Trainingslagers werden gemeinhin gleich beim Trainingslager-Veranstalter mitgebucht. Die Vereine haben dann die Auswahlmöglichkeit zwischen einem offiziellen Spielleiter des türkischen Verbands und einem inoffiziellen Schiedsrichter. Ersterer kostet allerdings deutlich mehr. Bei seriösen europäischen Wettanbietern kann man auf Testspiele im Rahmen eines Trainingslagers normalerweise kein Geld setzen, doch bekanntermaßen ist vor allem der asiatische Wettmarkt deutlich weniger reguliert.