Der Wahnsinn namens Super-Bowl-Woche

Sport / 04.02.2024 • 19:00 Uhr
Martin Pfanner (l.) bei der Super Bowl Week im Februar 2019 in Atlanta mit dem ehemaligen New-England-Spieler Rob Ninkovich.<span class="copyright">Privat</span>
Martin Pfanner (l.) bei der Super Bowl Week im Februar 2019 in Atlanta mit dem ehemaligen New-England-Spieler Rob Ninkovich.Privat

„Wo alles und nichts passiert“ – In den USA dreht sich in dieser Zeit alles um American Football.

Las Vegas Willkommen zur Super-Bowl-Woche. Nachdem ich zwei Mal selbst bei einer Super Bowl vor Ort sein durfte, freue mich mich sehr, mit den VN-LeserInnen ein paar Geschichten und Beobachtungen aus der Multi-Milliarden-Dollar-Industrie zu teilen.
Die Super Bowl 58 in Las Vegas schickt sich gleich aus mehreren Gründen an, alle Rekorde – egal ob in puncto TV-Zuseher, Vor-Ort-Wertschöpfung oder Medienwert – zu pulverisieren. Dass die wirtschaftlich potenteste Sportliga des Planeten ihre Zelte für die nächsten sieben Tage in der selbsternannten Entertainment-Hauptstadt der Welt aufschlägt, trägt natürlich enorm dazu bei, dass Bestwerte fallen werden.

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Die Fans bereiten sich vor. <span class="copyright">afp</span>
Die Fans bereiten sich vor. afp

Die NFL braucht Content

Ein Grund dafür ist aber auch die Super-Bowl-Woche an sich. Bei lediglich sieben der bisherigen 57 Endspiele gab es in den NFL-Play-offs nach den Halbfinalspielen direkt in der Folgewoche das Finale. Seit 2004 lässt die NFL wieder durchgängig eine zweiwöchige Pause zwischen den sogenannten Championship Games und der Super Bowl. Sportlich ist in der ersten der beiden Wochen Pause zwischen Halbfinale und Finale eigentlich alles gesagt, analysiert und aufgearbeitet. Beim Spektakel namens Super Bowl geht es aber eigentlich nur am Rande um den Sport, was wohl die Daseinsberechtigung für die zweite Woche darstellt.
Tausende (teils im weitesten Sinne) Medienvertreter, Zehntausende Fans und praktisch alles, was in puncto Gesellschaft in den USA Rang und Namen hat, verliert sich in der Woche vor dem „Spiel der Spiele“ im American Football in der jeweiligen Super-Bowl-Stadt. Das eigentlich Paradoxe: Es passiert nichts (mehr). Wenn ein Spieler, Trainer oder Offizieller keine völlig unerwartete verbale Entgleisung hinlegt oder im Training eine Verletzung bei einem wichtigen Athleten auftritt, dann werden von Montag bis zum Super-Bowl-Sonntag die ewig gleichen Themen wiedergekäut.

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Die NFL ist aber eine Content-Maschine und giert damit ununterbrochen nach Inhalten. So füllt die Armada an Journalisten, Kameraleuten, Technikern, Produzenten, Stars, Sternchen und Influencern die Zeit notfalls auch gerne mit stark selbstreferenziellen Tendenzen. Beispiele gefällig? Journalisten interviewen einfach andere Medienschaffende, weil sie Teil desselben großen Systems sind, das über das Hochamt der NFL berichten muss. Influencer wiederum nutzen die einfachen Zugänge beispielsweise, um zu zeigen, wie toll die NFL, wie erstrebenswert so ein Super-Bowl-Trip ist. Weil der Daseinszweck vor Ort für viele eben im Regelfall berichten oder sehen und gesehen werden ist. Selbst wenn genau genommen nichts Relevantes passiert.

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Und darum gibt sich die NFL auch alle Mühe, um die Menschen vor Ort zu unterhalten und zu beschäftigten. Riesige vergnügungsparkartige „fan experiences“ warten auf das Fußvolk, für die Medienmeute heißt es am Montag „Super Bowl Opening Night“, am Dienstag „Media Party“ am Mittwoch vielleicht noch eine Stadionführung und so weiter. Dazu müssen (!) beide Kontrahenten im Endspiel – dieses Mal die Kansas City Chiefs und die San Francisco 49ers – an jedem Tag der Super-Bowl-Woche alle ihre Spieler für eine Stunde per „media availability“ freistellen. Damit beispielsweise chinesische wie auch dänische TV-Crews die Chance haben, eigene Stimmen einzufangen.

Las Vegas ist bereits im Super-Bowl-Fieber. <span class="copyright">afp</span>
Las Vegas ist bereits im Super-Bowl-Fieber. afp

Natürlich erhöht das die Reichweite und Popularität der National Football League im Allgemeinen und der Super Bowl 58 im Speziellen. Warum sich das durch den aktuell größten Popstar weltweit, Taylor Swift, nur noch mehr potenzieren wird, darüber darf ich morgen in den VN berichten.