Die Mauer der Rekorde

Sport / 12.02.2024 • 19:30 Uhr
Paterson Chato ist im Mittelfeld fürs Grobe zuständig. <span class="copyright">Gepa</span>
Paterson Chato ist im Mittelfeld fürs Grobe zuständig. Gepa

Austria Lustenau denkt den Fußball neu.

Innsbruck, Lustenau Intensiv mitgelitten hatte Austria-Trainer Andreas Heraf während der 96 Minuten am Innsbrucker Tivoli. Beim anschließenden Interview-Marathon brauchte 56-Jährige ein Glas Wasser, um seinen Kreislauf zu stabilisieren. Der Coach wirkte dennoch völlig zufrieden, sein Plan war schließlich aufgegangen.

Die Austria präsentierte sich als eingeschworene Einheit. <span class="copyright">Gepa</span>
Die Austria präsentierte sich als eingeschworene Einheit. Gepa

Anders als bei anderen Trainerwechseln hatte Heraf die nötige Zeit, um dem Team seinen Stempel aufzudrücken. Und der langjährige ÖFB-Nachwuchstrainer veränderte an der Spielanlage der Grün-Weißen alles. Es war ein radikaler Ansatz, den er wählte und der im ersten Saisonsieg der Lustenauer gipfelte.
Der Gegner aus Wattens hatte sich auf ein Defensivkonzept der Austria eingestellt und sich schon Tage zuvor Wege durch die Austria-Defensive überlegt. Dennoch gab es kein Durchkommen für die Elf von Trainer Thomas Silberberger. Weil Heraf seine Taktik auf eine Spitze getrieben hatte, die sich deutlich von jeder anderen defensiven Herangehensweise unterscheidet. Überhaupt kein Pressing zu spielen, kein Spielaufbau der Innenverteidiger, keinerlei Ballhalten in den eigenen Reihen – das Spiel der Austria wirkte völlig aus der Zeit gefallen. Und dennoch stellten die Lustenauer für die Tiroler eine unüberwindbare Mauer dar.

Andreas Heraf gab klare Anweisungen. <span class="copyright">Gepa</span>
Andreas Heraf gab klare Anweisungen. Gepa

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Instagram angezeigt.

Die beiden WSG-Verteidiger Osarenren Okungbowa und Felix Bacher spielten 138 beziehungsweise 137 (meist nutzlose) Pässe, in den vergangenen zehn Jahren kam einzig der Salzburger Oumar Solet im September 2023 gegen Blau-Weiß Linz auf einen höheren Wert. Zum Vergleich: Im Lustenauer Trikot war Paterson Chato mit 26 Versuchen der fleißigste Passer, nur neun fanden einen Abnehmer in den eigenen Reihen. „Wir wollten auf Konter spielen. Das ist uns in der ersten Hälfte überhaupt nicht gelungen, weil wir nach der Balleroberung den ersten Pass zum Gegner gespielt haben. Da müssen wir besser werden“, beschrieb Heraf seinen Ansatz. Grundlage des neuen Austria-Spiels ist der Verzicht auf jegliches Risiko im eigenen Ballbesitz. Die „Kugel“ darf keinesfalls in der Nähe des eigenen Strafraums verloren werden. Die Abstoßvariante gestaltete sich deshalb stets gleich. Während Keeper Domenik Schierl sich den Ball zurechtlegte, ließen sich Luca Meisl und Darijo Grujcic tief in den eigenen Strafraum fallen. Die Innenverteidiger wurden aber nie angespielt, sie sollten lediglich das Spielgeschehen auseinanderziehen – hohe Bälle der Tiroler hinter die Abwehrkette waren damit ausgeschlossen. Dass die Lustenauer damit auch jedes Mal den Ballbesitz direkt wieder an den Gegner abgaben, störte die Gäste wenig – die defensive Absicherung stand im Hauptfokus.

Die Tiroler Fans waren mit der Spielweise der Lustenauer nicht einverstanden. <span class="copyright">Gepa</span>
Die Tiroler Fans waren mit der Spielweise der Lustenauer nicht einverstanden. Gepa

Meisl bereitet vor

Die zentrale Waffe zum Klassenerhalt sollen schließlich die Standards sein, auch dieser Plan ging am Sonntag auf. Unabhängig davon, wo den Lustenauern ein Freistoß auf dem Spielfeld zugesprochen wurde, es folgte ein langer Ball an die gegnerische Strafraumgrenze, aus dem etwas Gefährliches entstehen sollte. So auch beim Führungstreffer durch Grujcic, als Meisl einen Freistoß über 50 Meter nach vorne kickte.

Luca Meisl, Kennedy Boateng und Paterson Chato kümmerten sich um WSG-Angreifer Aleksander Buksa. <span class="copyright">APA</span>
Luca Meisl, Kennedy Boateng und Paterson Chato kümmerten sich um WSG-Angreifer Aleksander Buksa. APA

Der Abwehrchef übernahm außerdem die Rolle des Einwerfers. Sobald die Grün-Weißen einen Einwurf in der gegnerischen Hälfte zugesprochen bekamen, eilte Meisl nach vorne, um eine Flanke mit der Hand in den gegnerischen Strafraum segeln zu lassen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Das, was den Zuschauern am Tivoli geboten wurde, war großteils schwere Kost. Doch die Austria musste nach der historisch schlechten Herbstsaison etwas ändern, der neue Ansatz holte im ersten Spiel bereits so viele Punkte wie der vorherige in 17 Spielen.