Ein Hexer, ein Aufstiegstrainer und viele Emotionen

Sport / 15.02.2024 • 18:00 Uhr
So feierte der SCR Altach den Cupsieg 1998 im ersten Duell mit FK Austria Wien. <span class="copyright">VN</span>
So feierte der SCR Altach den Cupsieg 1998 im ersten Duell mit FK Austria Wien. VN

Die Geschichte des Duells zwischen dem Cashpoint SCR Altach und dem FK Austria begann mit einem brisanten Cupfight Ende der 1990er-Jahre.

Altach Wenn es für die Rheindörfler am Samstag (17 Uhr) zum 47. Mal in der Klubgeschichte gegen die Wiener Austria geht, dann schwingt auch ganz viel Sentimentalität mit. Zudem ist es ein Duell, das viele Rekorde in sich birgt. So gewann Altach in der Bundesliga gegen kein Team öfter (16 Siege) und auch bezüglich Tore gehören die Violetten zu den Lieblingsgegnern. 52 Treffer sind klubintern Spitze – und damit ein klarer Auftrag an die aktuelle Offensive.

Wie sich die Zeiten ändern, auch wenn eines gleich geblieben ist: Auch schon 1998 stand der Torhüter im Mittelpunkt. Damals war es Wolfgang Ott (Bild), nun wird es Dejan Stojanovic sein. <span class="copyright">ms</span>
Wie sich die Zeiten ändern, auch wenn eines gleich geblieben ist: Auch schon 1998 stand der Torhüter im Mittelpunkt. Damals war es Wolfgang Ott (Bild), nun wird es Dejan Stojanovic sein. ms

Alles begann Ende der 1990er-Jahre

Es war am 22. August 1998, als sich die Wege der beiden Klubs erstmals kreuzten. Ausgerechnet im ÖFB-Cup, wo die Wiener noch heute als Rekordsieger (27 Titel) geführt werden. Mit dabei im Dress der Austria-Spieler wie Gernot Plassnegger – später Trainer bei Austria Lustenau – die ehemaligen Nationalspieler Toni Pfeffer oder Christian Mayrleb, der heutige WAC-Coach Manfred Schmid oder der spätere SCRA-Aufstiegstrainer Michael Streiter.

Ein Hexer, ein Aufstiegstrainer und viele Emotionen

Eine prominent besetzte Austria also, die sich im Schnabelholz erst einmal an die Gegebenheiten gewöhnen musste. Es gab die Westtribüne, und im Norden eine Stahlrohrtribüne. „Mit nur fünf Stufen“, erinnert sich mit Oliver Schnellrieder einer der Cuphelden. Zwei Stadionseiten waren von Erdhügeln begrenzt – und doch waren 2500 Fans zum Spiel gepilgert. „Die Stimmung war unglaublich und unser Goalie hatte einen Sterntag.“ Der angesprochene, heute 50-jährige Wolfgang Ott hat die Austria-Spieler mit seinen Paraden zur Weißglut gebracht, einschließlich im Elfmeterschießen.

Ein Hexer, ein Aufstiegstrainer und viele Emotionen

Der „Hexer“ parierte schließlich den entscheidenden Elfer von Pfeffer und wurde als Held gefeiert. Jahre später, beim ersten BL-Duell im September 2006 sollte mit Mario Krassnitzer erneut ein gebürtiger Kärntner im Tor der Altacher stehen. Interessant dabei, dass auf der Altacher Trainerbank mit Michael Streiter (56) einer saß, der die Wiener Cuppleite am eigenen Leib verspürte – und mitverschuldete. War es doch der Tiroler, der mit seinem Foul an Dogan Uyar den Elfmeter verschuldete und so den Führungstreffer der Heimischen einleitete. „Ich habe später mit Konrad (Anm. d. Red.: Ex-FIFA-SR Konrad Plautz) oft darüber gesprochen. Das Foul war eineinhalb Meter vor dem Strafraum“, erzählt Streiter, der derzeit den FC Volders – Tabellenführer in der Regionalliga Tirol – betreut.

Führte den FC Volders bereits zu zwei Meistertiteln: Michael Streiter. <span class="copyright">Schönherr</span>
Führte den FC Volders bereits zu zwei Meistertiteln: Michael Streiter. Schönherr

„Ich habe den Much schon aus gemeinsamen Zeiten bei Wacker Innsbruck gekannt“, erzählt Schnellrieder, der unter Streiter einen Fixplatz im Team hatte. „Er hat es damals brutal gut mit uns Spielern gekonnt“, erinnert er sich und fügt verwundert hinzu: „Er wurde Meister mit Wacker, mit Altach und mit Horn – und irgendwie ist es dann doch nicht weitergegangen.“ Streiter selbst hat dazu eine eigene Meinung: „Ich bin einer, der immer fordert. Das ist nicht immer angenehm.“ Was beide eint, ist der Respekt vor den Leistungen des SCR Altach. „Unglaublich, was im Schnabelholz entstanden ist.“ Schnellrieder erinnert sich noch an die Zeit mit einem Trainingsplatz und dem „Rote-Erde-Platz“.

Prägte über ein Jahrzehnt die Geschichte des SCR Altach: Oliver Schnellrieder, der nach seiner aktiven Karriere auch als Cotrainer bei Adi Hütter arbeitete. <span class="copyright">ms</span>
Prägte über ein Jahrzehnt die Geschichte des SCR Altach: Oliver Schnellrieder, der nach seiner aktiven Karriere auch als Cotrainer bei Adi Hütter arbeitete. ms

Zur Geschichte der Duelle gehören auch Namen wie Leonardo Da Silva, der in 42 Spielen für Altach 14 Tore erzielte. Der Stürmer war im Winter 2006/07 heiß umworben von der Austria, doch Altach ließ den Stürmer trotz lukrativem Angebot nicht ziehen. Dafür arbeitet Roman Wallner heute als Cotrainer in Altach. 2006, beim ersten Bundesliga-Aufeinandertreffen, spielte er noch für die Austria – und auch der spätere Liebling der SCRA-Fans, Hannes Aigner, gehörte dem Kader der Wiener an.

Ex-Altach-Stürmer Leonardo Da Silva (links). <span class="copyright">MS</span>
Ex-Altach-Stürmer Leonardo Da Silva (links). MS

Aktuell sind es Altachs Vesel Demaku (24) und Austrias Manfred Fischer (28), die eine intensive Vergangenheit beim jeweiligen Gegner vorweisen können. Etwa im entscheidenden Play-off-Spiel um einen Europacupplatz 2020, als Altach unter Trainer Alex Pastoor das Spiel in Wien mit 0:1 verlor.

Im April 2021 spielten Vesel Demaku (rechts) und Manfred Fischer (am Boden) noch jeweils für den anderen Klub. <span class="copyright">gepa</span>
Im April 2021 spielten Vesel Demaku (rechts) und Manfred Fischer (am Boden) noch jeweils für den anderen Klub. gepa

Nicht der Letzte und doch am Schluss der Kette steht Joachim Standfest, feierte Altachs Cheftrainer mit der Austria doch zwei seiner insgesamt fünf Cupsiege. In seiner Funktion ist der 43-Jährige noch ungeschlagen gegen die Veilchen. Das 2:1 vom September 2023 zu wiederholen, wird jedoch nicht so einfach, denn die Heimserie des Klubs aus der Bundeshauptstadt – acht Spiele ungeschlagen bei drei Siegen und fünf Remis – ist aktuell imposant.

Joachim Standfest während des Spiels im Herbst gegen die Austria. <span class="copyright">gepa</span>
Joachim Standfest während des Spiels im Herbst gegen die Austria. gepa