So blickt Austrias Trainer in die nahe Zukunft

Sport / 13.03.2024 • 19:00 Uhr
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Andreas Heraf hat die Austria in kurzer Zeit wieder zu einem konkurrenzfähigen Team gemacht.Fotos: gepa

In den letzten fünf Runden des Grunddurchgangs hat die Austria mit Coach Andi Heraf den Klassenerhalt “vorbereitet, aber noch nichts erreicht”.

Lustenau Sieben Punkte aus den letzten fünf Spielen. Die Ausbeute von Austria Lustenau im Jahr 2024 kann sich sehen lassen, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft mit dem bedenklich „großen“ Rucksack von nur drei Zählern aus dem Herbst ins neue Jahr starten musste. Die Verpflichtung von Andreas Heraf hat sich bislang mehr als ausgezahlt. Doch Heraf wäre nicht Heraf, wenn er nicht realistisch an die letzten zehn Spiele in der Qualifikationsgruppe herangehen würde.

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Herr Heraf, mal ehrlich: Haben Sie mit dieser Punkteausbeute bei Ihrem Antritt als Trainer der Austria gerechnet?
Ich habe es genauso gehofft. In der Vorbereitung hab ich eine Überschlagsrechnung angestellt, bei der ich auf eine ähnliche Anzahl gekommen bin. Weil ich uns selbst und die Gegner realistisch eingeschätzt habe. Aber, dass wir sieben Punkte eingefahren haben, ist top. Das erleichtert unsere große Aufgabe nun sehr. Aber auch wenn es weniger geworden wären, wäre ich bei meiner Aussage vom Jänner geblieben: Es ist nicht einfach, aber möglich. Natürlich, hätte man mir die sieben Zähler damals angeboten, ich hätte sofort unterschrieben.

ABD0101_20240211 – INNSBRUCK – …STERREICH: Trainer Andreas Heraf (SC Austria Lustenau) am Sonntag, 11. Februar 2024, wŠhrend der Admiral Bundesliga-Begegnung, 18. Runde, zwischen WSG Swarovski Tirol und SC Austria Lustenau in Innsbruck. – FOTO: APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER
Durchschnaufen: Die Basis für das „Wunder von Lustenau“ ist gelegt.gepa

Wo hat Sie Ihr Team in den letzten Wochen am meisten überrascht?
Die erste große Überraschung bot sich mir gleich bei den ersten Trainings. Die Mannschaft war, trotz des Umstands von keinem Sieg im Herbst, extrem motiviert. Davon zu reden, dass sie mental im Keller gewesen wären, waren sie meilenweit entfernt. Man hat gespürt, dass es für alle ein Neustart war, dadurch sind alle extrem positiv an die Sache herangegangen. Seitdem gehen alle Spieler bei jedem Training an ihre Grenzen. Die Leistungsbereitschaft, die das Team an den Tag legt, macht Mut für die nahe Zukunft.

Wo liegen für Sie die Gründe der aktuellen Steigerung?
Das Wichtigste war und ist, dass jeder einzelne Spieler alles, was ich auf dem Platz sehen will, annimmt. Ich kann mit Fug und Recht behaupten zu wissen, wie man Spiele gewinnt. Dazu gehört, sich vor allem gewissen Gesetzmäßigkeiten, die der Fußball mit sich bringt, unterzuordnen. Die immer ihre Gültigkeit besitzen. Das hat die Mannschaft sehr gut aufgenommen.

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Warum bleibt die Austria in der höchsten Liga Österreichs?
Erstens: Weil wir mehr Punkte haben werden als andere Teams. Zweitens: Weil wir entgegen vielen Vermutungen, sicher auch auf die Leistungen im Herbst zurückzuführen, aktuell nicht die schlechteste Mannschaft der Liga sind. Das haben wir in den letzten Wochen auch gezeigt.

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Die Mannschaft kann wieder siegen, die Fans können wieder auf den Ligaverbleib hoffen. gepa

Für den Ligaverbleib wird es Siege brauchen. Sie haben Ihr Team nun fünf Mal im Ernstfall gesehen. Auf welche Spielausrichtung werden Sie sich in der Qualigruppe festlegen? Defensiv oder offensiv?
Da bleibe ich mir treu und werde immer auch vom Gegner abhängig auftreten wollen. Ich bin ein Fan von Sun Tzu‘s „Art of War“, der beschreibt, dass man seine eigenen Stärken, aber auch die des Gegners kennen muss, um erfolgreich aus einer Schlacht gehen zu können. Für meinen Videoanalysten Matthias Mayer und mir bedeutet das sehr viel Videoanalyse der kommenden Gegner. Ich konnte bislang in kurzer Zeit viel, was die Defensivarbeit betrifft, im Team implementieren, aber es gibt noch viele verbesserungswürdige Dinge in unserem Spiel. Mein Idealbild wäre, wenn die Spieler in jeder Sekunde wissen, was sie am Platz zu tun haben.

Welche Teams sehen Sie als größte Konkurrenten um den Klassenerhalt?
Die WSG Tirol hatte ich von Beginn am Zettel. SCR Altach und BW Linz habe ich zum Start des Frühjahres nur mit dem Fernglas gesehen. Aber in den letzten Runden hat sich das aufgrund unserer Leistungen verändert. Die Abstände sind knapper geworden, sehr zu unserem Vorteil.

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Zu Ihrer Person: Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Warum haben Sie keine Klausel darin, die Ihnen eine Weiterarbeit bei Klassenerhalt sichert?
Ganz einfach: Die wollte der Verein nicht – das war und ist absolut OK für mich. Es ist kein Geheimnis, dass der Klub mit Investor und Kooperationspartner Core Sports Capital einen Plan verfolgt, der sich aktuell nicht mit dem von mir deckt. Das ist uns allen bewusst, weil die derzeitige Situation auch andere Maßnahmen verlangt und wir alle der Meinung sind, so den Klassenerhalt zu schaffen. Ich habe diese Herausforderung angenommen und wir setzen uns, hoffentlich bei Ligaverbleib, im Sommer zusammen und reden über die Zukunft.

Wie stehen Sie zu der sportlichen Kooperation mit Investor Ahmet Schaefer, bei der junge Spieler mit Potenzial im Vordergrund stehen?
Ich finde diese Idee richtig gut und spannend. Sie ist in den letzten Jahren ja auch aufgegangen. Nur eben im letzten Herbst nicht mehr, auch ein Grund, warum ich jetzt an Bord bin. Ich habe durchaus Bereitschaft, da auch mitzuwirken. Doch um über diese Dinge im Detail sprechen zu können, müssen wir erst einmal den Klassenerhalt schaffen. Den haben wir jetzt durch unsere Leistungen vorbereitet, erreicht haben wir noch nichts.

Wieso läuft es diesmal anders als damals in Ried (2021), wo Sie auf Platz drei der Tabelle gegangen worden sind?
Weil wir hier bei der Austria alle mit offenen Karten spielen. Das war bei der SV Ried damals nicht. Deshalb blicke ich persönlich sehr entspannt der Zukunft entgegen.

So blickt Austrias Trainer in die nahe Zukunft
Andreas Heraf und Hubert Nagel pflegen schon seit vielen Jahren, seit seiner ersten Amtszeit 2003 in Lustenau, eine Freundschaft.

Abschließend: Was sagt Ihr „Mentor“ Hubert Nagel zu Ihrem Wirken bei der Austria?
Er hat mir gratuliert. Zudem hat er bei meinem Antritt bei der Austria zu mir gemeint, dass er in dieser Zusammenarbeit viel Sinn sieht und ich der richtige Mann für die Situation sein könnte. Hoffentlich kann ich seine Weissagung auch erfüllen.