Der falsche Weg

Nachspielzeit in Altach. Sechs Minuten und 53 Sekunden zeigt die Uhr, als Schiedsrichter Markus Hameter den fälligen Freistoß für die Rheindörfler nicht mehr ausführen lässt. Dies trotz einer zuvor angezeigten Nachspielzeit von sieben Minuten. Mein Blick auf den Schlusspfiff und dessen Folgen ist zugegebenermaßen ein sehr persönlicher, doch die Konversation zwischen Altachs Trainer Joachim Standfest und dem Unparteiischen, die ich nach Hameters TV-Interview miterleben durfte, lässt nur einen Schluss zu. Deshalb: Lieber Herr Hameter, sie haben überreagiert. Anders ist es für mich nicht nachzuvollziehen, warum sie ihrem Gegenüber in dem gut fünf Minuten dauernden Gespräch nicht einmal in die Augen geblickt haben. Das ist für mich kein Gedankenaustausch auf Augenhöhe, sondern vielmehr der plumpe Versuch einer Rechtfertigung.
„Ich stehe als Zeuge zur Verfügung“, sagte Dejan Stojanovic spontan nach dem Spiel. Altachs Torhüter meinte damit das von Hameter angesprochene Anschreien nach dem Schlusspfiff. Wohlwissend, dass seine Expertise vor dem zuständigen Senat nicht gefragt sein wird. Vielleicht aber hilft das Verständnis des gegnerischen Trainers. Denn Austrias Michael Wimmer zeigte Verständnis für seinen Kollegen, dessen Mannschaft spät den Ausgleich schaffte und dann noch so eine Freistoßsituation erlebte. „Da läufst du draußen mit Bluthochdruck herum und kämpfst für deine Mannschaft. Da muss ein Schiedsrichter auch mal ein Auge zudrücken, zumal nicht einmal ein Wort gefallen ist.“
So aber fehlt Altachs Trainer zumindest im nächsten Spiel. Klar, Standfest muss seine Emotionen noch besser kontrollieren. Doch welche Lehren ziehen die Schiedsrichter? Ist die Bestrafung mit Rot die einzige, weil regeltechnisch richtige Möglichkeit? Nein, das ist mit Sicherheit der falsche Weg. Selbst, wenn Hameter zu Standfest meinte: „Wir Schiedsrichter haben euch zu lange verschont.“ Der Umkehrschluss lässt nämlich nur eine Folgerung zu: Wir Schiedsrichter werden es euch zeigen! Für diese Art der Kommunikation braucht es keinen Viktor Kassai. Das, sehr geehrter Boss der rot-weiß-roten Schiedsrichter, ist aus meiner Sicht der falsche Weg, auch wenn er von Ihnen strikt vorgegeben wurde.