Zwischen L17-Prüfung und erstem Rennen im Porsche Carrera Cup

Sport / 02.04.2024 • 17:47 Uhr

Nach den Pre-Season-Tests in Imola startet Kiano Blum (16) mit einem guten Gefühl seine erste Saison im Automobilsport. Als Jüngster im Teilnehmerfeld ist er voller Tatendrang.

Höchst Schön langsam lichtet sich der wolkenverhangene Himmel über dem Hasenfeld, einer ruhigen Wohnstraße, wo die Gemeindegrenzen von Höchst und Fußach sogar durch die Häuser ziehen. „Ich fühle mich als Höchster, habe dort den Kindergarten und die Schule besucht“, schmunzelt Vorarlbergs Rennfahrer-Juwel Kiano Blum, durch dessen Zimmer sich der Grenzverlauf zieht. In diesem befindet sich nicht nur ein riesig anmutender Rennsimulator, auch viele Pokale aus der Kartzeit erinnern den bald 17-Jährigen an seine Anfänge im Motorsport. Besonders brisant: Seinen Führerschein erhält der L17-Aspirant erst an seinem Geburtstag (14. Mai), als drei Wochen nach seinem ersten Renneinsatz. Derzeit hat er gut 2600 der geforderten Fahrkilometer, meist mit seiner Mama als Beifahrerin, absolviert.

Motorsport Kiano Blum
Das Design des Helms hat Kiano Blum selbst entworfen. Steurer

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Denn schon als Vierjähriger saß der Enkel von Vorarlbergs Bergrennsport-Legende Walter Pedrazza in einem Kart. Diesem ist er inzwischen entwachsen, vielmehr wartet auf ihn Mitte April der erste Renneinsatz im Rahmen des Porsche Carrera Cup, Deutschland. Sein Start in die vielleicht härteste Motorsportliga erfolgt in Imola (19. bis 21. April). Erst vor wenigen Tagen verbrachte er zusammen mit allen Piloten der diesjährigen Meisterschaft ein offizielles Testwochenende im Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Dabei erlebte er auf der für ihn neuen Rennstrecke alle möglichen Wetterkapriolen. Von Regen über Aquaplaning bis hin zum perfekten, weil trockenen Asphalt.

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Motorsport Kiano Blum
Mama Nicole Blum ist ausgebildete Poledance-Lehrerin und hat als Beifahrerin schon viele Kilometer mit ihrem Sohn Kiano verbracht. Steurer

Doch während seine Eltern Nicole und Mario Blum durchaus nervöse Stunden an der Strecke erlebten, blieb der Filius erstaunlich ruhig. „Ich fühle mich eigentlich nicht als Neuling“, erzählt Kiano Blum, wohlwissend, dass er in der bald startenden Saison der jüngste aller 26 Fahrer sein wird. „Ich tue mir ein wenig leichter“, spricht Mama Nicole die nervliche Anspannung an. „Für Mario ist es ein wenig schwieriger, Kiano jetzt loszulassen. Verständlich, war er doch in all den Jahren im Kartsport sein engster und wichtigster Wegbegleiter. Ich selbst muss lernen, mit der Angst um den Buben klarzukommen. Da geht es mir wohl wie allen anderen Mamas im Rennsport.“

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Viertjüngster Fahrer in der Serie

Kiano weiß um die Anspannung in seinem Umfeld, doch damit kann der junge Rennfahrer erstaunlich gut umgehen. Gründe hierfür sind neben der körperlichen Fitness, seine mentale Stärke und sein gutes Gefühl für das Steuern eines Boliden. Dabei machte er doch in Imola erstmals Bekanntschaft mit ein paar extremen Regenrunden. „Wenn du mit 250 km/h die Gerade nur zwei Meter hinter dem Vordermann fährst, dann siehst du einfach nichts mehr. Nur die Bremslichter und dann musst du dich darauf verlassen, dass der vor dir alles im Griff hat“, klingen seine Worte eher nach Routine, denn aus dem Mund eines 16-Jährigen, der 2024 in der Rookie-Wertung gelistet wird. Insgesamt, so erzählt Kiano, sei für ihn vor allem das „Reifenmanagement“ ein ganz wichtiger Teil des so lehrreichen Pre-Season-Wochenendes gewesen. „Die Reifen sind mein einziger Kontakt zum Boden. Durch sie fühle ich, wo sich der ideale Bremspunkt befindet, wo ich Gas geben und wie schnell ich fahren kann.“

Motorsport Kiano Blum
Kiano Blum erklärt die Details an seinem Carbon-Helm. Steurer

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Mit seinen schnellen Zeiten – Platz drei im Regen, Siebenter in der Top-Speed-Runde – bewies der Höchster sein fahrerisches Talent und sorgte für Aufmerksamkeit. Sichtbar wurde zudem das gute Klima in seinem Team, ID Racing. Mit dem erfahrenen Schweizer Renningenieur Othmar Welti, der in den 90er-Jahren in der Formel 1 für Sauber arbeitete, steht ihm ein Kenner der Szene zur Seite und darüber hinaus ist sein Verhältnis zu Teamkollege James Kellet beinahe freundschaftlich. „Wir tauschen uns viel aus und er hilft mir extrem“, sagt Kiano über den 25-jährigen Engländer, der in seiner Heimat auch als Coach für Fahrer arbeitet.

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Es wartet ein Lernprozess auf den jungen Vorarlberger, auch wenn er die erste Gewöhnungszeit mit dem Auto als „erstaunlich gut“ beschreibt. So verwundert es kaum, dass im Gespräch mit ihm seine Worte die Vorfreude auf das erste Rennwochenende unterstreichen. Der Jüngste ist bereit für seinen ersten Track Walk in Imola – Begehung der Strecke im Vorfeld – und für das erste „Rot-Aus“ auf der Startampel.

Nicole Blum ist selbstständig und betreibt ein Pole-Dance-Studio in Höchst.