Johannes Tartarotti: Einer, der nie den Glauben verliert
Sport / 19.04.2024 • 11:11 Uhr
Johannes Tartarotti steht vor einer spannenden Reise. gepa
Johannes Tartarotti (24) hat in seiner jungen Fußballkarriere schon einige Herausforderungen erlebt und erzählt, warum es so wichtig ist, immer an sich zu glauben.
St. Pölten Es ist beinahe ein Jahr her, als Johannes Tartarotti an den Ort zurückkehrte, an dem er das Fußballspielen lernte, an den Fußballplatz des VFB Bezau. Für die meisten Profis stellt dies einen Moment der Freude dar, sich zurückzuerinnern, wo man den langen Weg der Profikarriere begann, sich das erste Mal die Fußballschuhe schnürte und mit den Kindheitsfreunden auf dem Platz tobte. Für den Bezauer war es im Sommer letzten Jahres eine Rückkehr mit Beigeschmack, denn es sollten drei harte Monate in der Fußballkarriere von Tartarotti werden.
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Nachdem er seinen Vertrag beim SCR Altach mit 30. Juni 2023 auslaufen ließ, stand er bis Oktober vereinslos da und hielt sich in dieser Zeit bei seinem Heimatverein in Bezau fit. Aufgeben war dabei nie eine Option für Tartarotti, wie er im Interview erklärt. “Man muss immer positiv bleiben und an sich glauben, irgendwann bekommt man wieder die Chance”, erzählt er, wie er mit dieser schwierigen Phase umgegangen ist. Auch die Unterstützung der Familie und der Freundin war in dieser Zeit ein wichtiger Faktor, wie er selbst sagt.
Auch wenn es mal schlecht läuft, bleibt Tartarotti nicht am Boden. gepa
“Man muss immer positiv bleiben und an sich glauben”
Es war vermutlich genau dieser angesprochene Glaube, der ihn schnell wieder auf die Profibühne zurückbrachte. Tartarotti musste nicht allzu lange warten, bis sich ein Berater meldete und ihm von der Möglichkeit eines Probetrainings bei SKN St. Pölten erzählte. Seine positive Einstellung sollte sich bezahlt machen, denn auf Anhieb konnte Tartarotti in den Probetrainings bei St. Pölten überzeugen und wurde mit einem Vertrag bis Sommer 2024 ausgestattet. “Ich bin sehr froh, dass es dann geklappt hat mit St. Pölten”, zeigt sich Tartarotti erleichtert und ergänzt humorvoll, “am Anfang braucht man aber bisschen, bis man sich wieder an das Tempo im Profifußball gewöhnt, muss ich zugeben”.
Die Herausforderungen einer Fußballkarriere
Allerdings war dies nicht die einzige Herausforderung, die sich der Mittelfeldallrounder in seiner noch jungen Karriere stellen musste. Tartarotti hatte schon mit ein paar Trainern zu kämpfen, die kaum noch auf seine fußballerischen Qualitäten gezählt und ihn zum Bankdrücker degradiert haben. So auch jetzt in St. Pölten. Im vergangenen Oktober konnte der Vorarlberger unter Interimstrainer und Sportchef Jan Schlaudraff viele Spielminuten sammeln. Mit Dezember wurde ein neuer Cheftrainer – Philipp Semlic – eingestellt, der Tartarotti zum Zuseher verbannt hat. Der ausgebildete Mittelfeldspieler kämpfte sich allmählich ins Team zurück und kam in den letzten Spielen auf der ungewohnten Position des Linksverteidigers zum Einsatz. “Natürlich wäre mir lieber im Mittelfeld zu spielen, aber ich habe jetzt auch als Linksverteidiger zwei Tore geschossen”, gibt sich Tartder Bregenzerwälder kämpferisch. Auch mit diesen Schwierigkeiten, wenn man gerade nicht zum Stammpersonal gehört, hat Tartarotti einen Weg gefunden damit umzugehen. “Das kann passieren und gehört dazu, man muss den Fehler bei sich suchen und trotzdem an seine Stärken glauben und auf dem Trainingsplatz Leistung zeigen, sodass der Trainer irgendwann wieder auf dich setzen muss”, reflektiert er.
Seit Oktober 2023 ist Tartarotti für SKN St. Pölten im Einsatz. gepa
“Es war der richtige Zeitpunkt, um mal herauszukommen”
Fast auf den Tag genau vor sechs Jahren, genauer gesagt am 14.04.2018, durfte der 18-jährige Tartarotti sein Bundesligadebüt im Trikot der Altacher feiern. Von dort weg war er bis Juni 2023, mit einer kurzen Unterbrechung in Wiener Neustadt (Leihe in der Saison 2018/2019), fixer Bestandteil des Profikaders des SCR Altach und absolvierte in dieser Zeit 85 Pflichtspiele. Zum SCR Altach hegt der Mittelfeldspieler weiterhin eine Verbundenheit, da er “noch viele Freunde dort hat und regelmäßig die Spiele verfolgt”, wie er ausführt. Trotz einer schönen Zeit in Altach kam in ihm letzten Sommer das Gefühl hoch, dass es der richtige Zeitpunkt wäre, Vorarlberg in sportlicher Hinsicht zu verlassen. “Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich das mal brauche, nicht mehr im gewohnten Umfeld zu bleiben, einfach mal herauszukommen, was anderes zu sehen und einen neuen Blickwinkel zu bekommen” blickt Tartarotti auf die Beweggründe zurück.
Trotz schöner Zeit in Altach musste er aus dem gewohnten Umfeld rauskommen. Hier mit Noah Bischof. gepa
Ein Fußballprofi, der über den Tellerrand hinausblickt
Es ist eher die Ausnahme, als die Regel, wenn sich Fußballer während der Profikarriere weiterbilden, eine Ausbildung machen oder beginnen zu studieren. Johannes Tartarotti ist einer der Profis, der über den Tellerrand hinaus blickt und sich schon Gedanken über die Zeit nach seiner aktiven Karriere macht und hat im vergangenen Jahr ein Fernstudium in International Business Communication gestartet. “Ich mache mir öfter Gedanken über die Zeit nach der Karriere und möchte mich einfach darauf vorbereiten und möchte die Zeit, die ich jetzt habe, einfach nutzen”, teilt Tartarotti seine Gedanken zu dem gestarteten Studium. Eine konkrete Idee, was er mit dem Studienabschluss in Zukunft machen möchte, habe er bisher nicht, aber er könnte sich eventuell eine Karriere als Reporter vorstellen, wie er grinsend erzählt.
Ein Fußballer, der über den Tellerrand blickt und neben der aktiven Fußballkarriere ein Studium begonnen hat. gepa
Ein Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft
Angesprochen darauf, ob er etwas in seiner Karriere anders machen würde, wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, führt Tartarotti aus, dass er im Jahr 2020 vor der Vertragsverlängerung bei Altach verlockende Angebote anderer Klubs vorliegen hatte, die ihn zum Grübeln gebracht haben. “Manchmal denke ich darüber nach, dass ich gern die Chance genutzt und eines der Angebote angenommen hätte, aber alles kommt so, wie es kommen soll”, verschwendet Tartarotti nicht zu viele Gedanken an die Vergangenheit. Er richtet lieber seinen Fokus auf die vor ihm liegende Zukunft, die er auch aktiv beeinflussen kann, wie er selbst erklärt. “Jeder Fußballer träumt davon, in seiner Karriere einmal einen Titel zu gewinnen, das wäre wirklich schön, vor allem, da ich bis jetzt in meiner Laufbahn schon zu viel gegen den Abstieg gespielt habe”, träumt er davon, eines Tages Silberware in die Höhe stemmen zu können. Ein schon seit Kindheitstagen bestehender Wunsch des 24-jährigen Bregenzerwälders mit italienischen Wurzeln, wäre es zudem irgendwann in Italien Profifußball zu spielen. Wo die unmittelbare sportliche Zukunft des Mittelfeld-Allrounders, dessen Vertrag bei St. Pölten im Sommer 2024 ausläuft, liegt, wollte er sich nicht festlegen. Verwirklicht er sich den Kindheitstraum im südlichen Nachbarland an der Adria, bleibt er in Österreich oder kehrt er irgendwann sogar nach Vorarlberg in die Heimat zurück? Es bleibt spannend rund um Johannes Tartarotti. Niclas Haberlandt