“Das wird es nie wieder geben”

Der Dornbirner Dominic Zwerger bestritt gegen Kanada das Spiel seines Lebens.
Prag Dominic Zwerger kann es noch immer nicht ganz glauben, was am Dienstagabend in der Prag-Arena geschah. Der Dornbirner war einer der Schlüsselspieler beim historischen Comeback des ÖEHV-Teams gegen die Eishockeymacht Kanada. Mit einem Tor, drei Assists und einer beeindruckenden +4-Statistik wurde der 27-Jährige verdient zum besten Spieler des Abends gekürt. „Es war einzigartig. Wir haben das Spielvideo noch nicht gesehen, aber die Emotionen waren extrem hoch“, erinnert sich Zwerger, „ein solches Ereignis hat es noch nie gegeben und wird es vermutlich auch nie wieder geben.“
Als das Spiel nach zwei Dritteln mit einem Stand von 1:6 gegen Österreich entschieden schien, nahmen die Buchmacher keine Wetten auf einen österreichischen Punktegewinn mehr an aufgrund von Aussichtslosigkeit. „In jenem Moment hatte uns die gesamte Eishockeywelt abgeschrieben; niemand glaubte mehr an uns“, so Zwerger, der das Erfolgsgeheimnis des Teams kennt: „Dass wir uns aus dieser Situation befreit haben, zeigt den starken Charakter der Mannschaft. Wir wissen, dass wir uns vor keinem Gegner verstecken müssen.“
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Ein Träumer
Vor dem Beginn des denkwürdigen letzten Drittels sprachen die Österreicher in der Kabine nicht über mögliche Punkte. Ihr Ziel war es, sich auf die eigene Spielweise zu konzentrieren und weiterhin mutig zu agieren. Nach Zwergers Meinung war dies in den ersten beiden Dritteln nicht gut gelungen. Doch der Treffer von Benjamin Baumgartner zum 3:6 leitete eine Wende ein, und durch den Schlagschuss von Zwerger zum 4:6 begann die Mannschaft, an eine Sensation zu glauben. Dieses Tor des Ambri-Stürmers war das Highlight des Abends. Torhüter Jordan Binnington, der 2019 mit den St. Louis Blues den Stanley Cup gewann, sah die Scheibe erst, als sie bereits im Kreuzeck einschlug. Zwergers Soloaktion machte das Unmögliche möglich, während sein Assistgeber Thimo Nickl bereits zur Bank zurückkehrte und den Schuss seines Kollegen nicht sah.

„Ich habe die Scheibe erhalten und niemanden an meiner Seite gesehen. Also entschied ich mich zu schießen, statt alleine etwas gegen fünf Kanadier zu probieren“, beschreibt Zwerger die Situation. In der Schlussphase verwandelten Schneider und Marco Rossi zwei weitere Chancen, weil die kanadischen Superstars plötzlich nervös wurden. Zwerger war bei beiden Toren auf dem Eis und trug mit einer weiteren Vorlage zum Ausgleich bei. „Hätte mir jemand zuvor gesagt, dass ich gegen ein Team voller Superstars wie John Tavares ein Tor und drei Punkte erzielen sowie eine +4 Statistik erreichen würde, hätte ich ihn für einen Träumer gehalten“, scherzt der 27-Jährige.

„Wir werden zurückkommen“
Der in der Schweiz spielende Legionär hatte bereits eine starke WM-Vorbereitung gezeigt und bestätigte seine Form beim Turnier. Insbesondere die neue Linienzusammenstellung mit Schneider und Rossi brachte Schwung ins Team. „Wir haben schon im letzten Jahr zusammengespielt. Uns verbindet eine gute Chemie, und ich denke, dass wir dies beibehalten werden“, glaubt Zwerger. Bereits heute erwartet die ÖEHV-Auswahl mit Finnland ein weiterer großer Name der Eishockeywelt. Doch seit jenem Dienstagabend fürchten sich Rossi und seine Mitspieler nicht mehr vor großen Herausforderungen.

Einen Rückschlag erlebte Zwerger allerdings am vergangenen Wochenende, als er als leidenschaftlicher Fan des SC Austria Lustenau den Abstieg seines Vereins miterleben musste. „Wir sind keine Erfolgsfans. Wir stehen zum Verein, sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten. Wir werden zurückkommen“, zeigt sich Zwerger auch abseits des Eises kämpferisch.
