
Jan Zwischenbrugger: Vom rebellischen Talent zum Fußballprofi mit Herz
Nach zehn Jahren in Altach spricht der Bregenzerwälder über jene Qualirunde, die ihn besonders geprägt hat, über Weggefährten, Trainer und eine mögliche sportliche Zukunft.
Dornbirn Nein, er gehört sicher nicht zu den Lautsprechern im Fußballgeschäft. Doch Jan Zwischenbrugger hört man gerne zu, wenn der in Schnepfau aufgewachsene Fußballprofi ein paar Anekdoten seiner nunmehr 15 Jahre dauernden Karriere erzählt. Und der 33-Jährige, der nach zehn Jahren beim Cashpoint SCR Altach verabschiedet wurde und der seine Karriere gerne noch fortsetzen will, plaudert durchaus gerne aus dem Nähkästchen – wenn er mal Vertrauen gefunden hat.


“Mit 12, 13 Jahren war ich erstmals rebellisch”, verrät er. Da habe er sich in der Familie durchgesetzt und endgültig den Weg zum Fußball beschritten. Aufgewachsen in einer sehr sportlichen Familie hatte zuvor Skifahren und Fußball seine Freizeit bestimmt. “Ich wollte einfach kein Schneetraining mehr”, schmunzelt der Defensivspieler heute, wenn er sich an die Skitrainings mit Papa Othmar am Hirschberg erinnert. “Papa hatte einen Ski-Doo, mit dem wir hochfahren konnte, bevor die Lifte öffneten.”

Dabei hatte er schon als Dreijähriger seine ersten Turnschuhe zerfetzt. “Ich habe so lange gejammert, bis ich endlich Fußballschuhe bekommen habe.” Nach den Schülerjahren beim FC Bizau ging sein Weg weiter über das LAZ ins BNZ. “Heute heißt es Akademie.” Da lernte er auch Benedikt Zech kennen. Noch heute verbindet ihn eine Freundschaft mit dem Polen-Legionär, zumal sich auch ihre Wege immer wieder kreuzten.
Die Profistationen von Jan Zwischenbrugger







Alle Höhen und Tiefen
Im Derby gegen die Austria (2:2) durfte Zwischenbrugger noch einmal auflaufen und zeigte in diesen Minuten, dass er noch topfit ist und er noch immer “heiß auf Fußball” ist. Wohin ihn die Reise nach zehn Jahren im Rheindorf mit Europa League und Abstiegssorgen führen wird, lässt er noch offen. Drei Tage nach dem Ende in Altach aber haben sich die Emotionen (“Es war schon vor der Familie und vielen Freunden noch einmal zu spielen”) bei ihm gelegt. Nüchtern blickt er im VN-Gespräch auf eine Saison zurück, in der er schon früh spürte, nicht mehr erste Wahl zu sein. “Als Fußballer definierst du dich meist über die Leistung und vergisst dabei, dass du der gleiche Mensch bist – ob du spielst oder nicht. Deshalb läufst du Gefahr, dein Selbstwertgefühl zu verlieren. Es dauerte dann einfach, bis es für mich klar war, dass es nicht die Qualität war, sondern dass der Trainer nicht mehr auf mich setzen würde.” Er habe dies so auch akzeptiert und sich nie hängen gelassen, einfach Gas gegeben und nie schlechte Stimmung verbreitet. “Am Ende hat der Trainer mir dafür vor versammelter Mannschaft gedankt.
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Die Trainer von Jan Zwischenbrugger
![sport SCR Altach, Gruppenaufnahme; Gruppenbild; Elias Kircher, Gernot Suppan, Juergen Prutsch, Alexander Guem, Butrint Vishaj, Mario Mayer, Mattias Sereinig, Andreas Simmer, Andreas Lienhart, Andreas Bammer, Gilles Ganahl, Matthias Koch, Jan Zwischenbrugger, Matthias Steininger, Juergen Pichorner, Orhan Ademi, Patrick Scherrer, Kevin Fend, Adi Huetter, Martin Kobras, Enrico Pfister, Manfred Pamminger, Patrick Pircher; v.l. oben nach rechts […]](/2024/05/MG_3610-1-768x512.jpg)




![ALTACH,AUSTRIA,08.JUL.16 – SOCCER – tipico Bundesliga, SCR Altach 4. reihe: v.l. Nikola Zivotic, Jan Zwischenbrugger, Stefan Umjenovic, Philipp Netzer, Mihret Topcagic, Johannes Aigner, Benedikt Zech and Lucas Galvao da Costa Souza 3. reihe: v.l. Martin Harrer, Emanuel Schreiner, Boris Prokopic, Cesar Ortiz Puentenueva, Andreas Lienhart, Lukas Jaeger and Louis Clement Ngwat Mahop 2. reihe: v.l. […]](/2024/05/altach-1-1-768x513.jpg)
Es sollte noch viele Trainer folgen, in Altach: Martin Scherb, Klaus Schmidt, Joachim Standfest, Miroslav Klose, Werner Grabherr, Wolfgang Luisser . . . und


Erinnerungen
Noch immer sind die Momente aus dem Quali-Play-off-Frühjahr mit Trainer Ludovic Magnin in Erinnerung. “Wir sind eigentlich gut gestartet, haben dann in der Doppelrunde gegen den LASK zweimal verloren und sind in Hartberg mit 0:4 untergegangen. Alle dachten, jetzt ist es vorbei und dann kam Philipp Netzer mit einer Brettljause in den Bus. Ich glaube, sie war von seiner Gota gesponsert. Dass er dabei die Hälfte verlor, hat die Stimmung gehoben.” Überhaupt, so sagt Zwischenbrugger, sei trotzdem man am letzten Platz war, der Zusammenhalt der Mannschaft extrem. Eine Saison, die auch für ihn prägend war. Zumal er als Kapitän eine wichtige Rolle innehatte.

Cevapcici und Bananenschnitten
“Wir waren eine verschworene Gemeinschaft”, blickt Zwischenbrugger zurück und erzählt, dass sich die Mannschaft einmal pro Woche zum Cevapcici-Essen getroffen habe. “Atdhe (Anm. d. Red.: Nuhiu) hat das organisiert. Zudem gab es vor dem Spiel immer Bananenschnitten. So sei vor dem Spiel bei der Admira die Mutter von Christoph Monschein von Wien zur Mannschaft gestoßen und habe die Bananenschnitten vorbereitet.

Mit Zwischenbrugger hat Altach nun den letzten “Dinosaurier” – Netzer, Kobras, Schreiner, Zech, Aigner, Lienhart – der sportlich erfolgreichen Jahre verloren. Sie alle prägten eine Ära im Verein, menschlich und als Fußballer. Jetzt wartet auf den Bregenzerwälder schon bald eine neue Herausforderung, steht doch die Geburt des ersten Kindes bevor – und das knapp ein Jahr nach einer Hochzeit mit seiner Gattin Monika. Die Vorfreude auf den Nachwuchs ist dementsprechend groß im Hause Zwischenbrugger. Bleibt noch die Frage nach der sportlichen Zukunft des zukünftigen Papas? “Es gibt lose Anfragen. Ich bin offen für alles.” Und somit ist für ihn auch ein Wechsel ins Ausland inkludiert.
